Der Nissan Sakura, ein Kei-Car, zählt zu den meistverkauften e-Autos in Japan.
EU will neue Fahrzeugkategorie für kleine, günstige E-Autos
Kei-Cars erfreuen sich in Japan großer Beliebtheit. Diese Kleinstwagen dürfen maximal 3,40 Meter lang und maximal 1,48 Meter breit sein und nicht mehr als 4 Personen befördern. Außerdem gibt es Beschränkungen bei der Leistung: Maximal 64 PS sind zugelassen. Der japanische Staat bietet finanzielle Anreize, sodass nicht nur die Anschaffungs-, sondern auch die Unterhaltskosten der Kei-Cars niedrig sind.
Wie auto motor sport schreibt, will sich die EU das offenbar zum Vorbild nehmen und eine eigene Fahrzeugklasse für kleine, günstige E-Autos einführen. Etwa 15.000 Euro pro Neuwagen sei der angepeilte Zielpreis.
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E-Auto-Zulassungen in Österreich großteils SUVs
Kleine E-Autos aus China erobern laut auto motor sport zunehmend den europäischen Markt, während heimische Hersteller sich aus diesem günstigen Bereich zurückgezogen haben. Kleinstwagen machten heute weniger als 14 Prozent der in Deutschland verkauften Fahrzeuge aus, vor 15 Jahren waren es noch knapp 25 Prozent.
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Aktuelle österreichische Zahlen gibt es dazu nicht. Die Statistik Austria erhebt nur die Antriebsart, nicht aber die Fahrzeugklasse. 2024 hatten von insgesamt gut 5.231.893 zugelassenen Autos nur 200.603 einen reinen Elektroantrieb. Laut VCÖ waren 2 Drittel der 2024 neu zugelassenen Elektroautos SUV – also alles andere als klein und günstig.
Priorität der EU-Kommission
Höhere Produktionskosten, Sicherheits- und Umweltnormen machten die Kleinstfahrzeuge unrentabel für die europäischen Hersteller, die sich eher auf das hochpreisige Segment konzentrieren. Die EU-Kommission will daher neue Anreize im Bereich der Elektromobilität schaffen.
In ihrer Rede zur Lage der Union am 10. September strich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Autos als besonders wichtiges Beispiel für Europas Zukunft und Industrie heraus. Millionen von Europäerinnen und Europäer wollten leistbare, europäische Autos kaufen.
Daher schlug sie eine „Small Affordable Cars initiative“ vor, die Europa sein eigenes „e-Car“ mit heimischer Lieferkette bringen sollte. Das E stehe dabei für „environmental“, „economical“ und europäisch. Man dürfe diesen Markt nicht China und anderen überlassen.
Europäische Kei-Car-Klasse
Eine neue europäische e-Car-Kategorie ist laut auto motor sport Teil dieser Initiative. Die Fahrzeuge sollen maximal 3,50 Meter bis 3,80 Meter lang sein, und etwa eine Tonne wiegen.
Die Leistung könnte wiederum in 2 Unterklassen geregelt werden. 40 bis 50 PS für die Stadt, und etwas mehr für die Autobahn-Nutzung.
Aktuelle Leichtfahrzeuge haben Sicherheitsmängel
Bestehende Fahrzeugklassen für Kleinstautos sind für viele Menschen – etwa als Pendler-Auto – nicht alltagstauglich: Wägen der Kategorie L6e mit 4 Rädern dürfen etwa maximal 45 km/h schnell sein und nur 425 Kilogramm wiegen (Akku bei E-Autos ausgenommen). Maximal 3 Personen inklusive Lenker oder Lenkerin dürfen damit legal transportiert werden, dabei sind sie auf 6 kW (ca. 8 PS) beschränkt.
Die etwas schwereren Fahrzeuge der Klasse L7e dürfen bis zu 450 Kilogramm wiegen und in der E-Version eine Leistung von höchstens 15 kW (20 PS) erbringen. Die Geschwindigkeit ist auf 90 km/h begrenzt.
Was diese Leichtfahrzeuge eint, ist eine reduzierte Sicherheitsausstattung. Sie gelten nicht als vollwertige Pkw, und müssen daher nicht entsprechende Knautschzonen vorweisen.
Industrie „vorsichtig optimistisch“
Die europäischen Hersteller sind laut auto motor sport angesichts der EU-Initiative „vorsichtig optimistisch“. Es brauche zügig technische Grenzwerte und weitere Rahmenbedingungen, um Planungssicherheit zu gewährleisten.
Der neue Dacia Spring.
© Dacia
Derzeit hat kaum ein Autobauer in der EU Modelle im Sortiment, die in die neue Fahrzeugklasse passen würden. Ein seltenes Beispiel wäre der Dacia Spring mit 5 Sitzen und 3,7 Metern Länge.
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Noch ist er in Varianten mit 45 oder 65 PS und 225 Kilometern durchschnittlicher Reichweite erhältlich. Die zuletzt angekündigten Modelle erhalten allerdings schon 70 bzw. 100 PS.
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