Europa bekommt Kamikaze-Drohnen im Stil der Shahed

Europa bekommt Kamikaze-Drohnen im Stil der Shahed

© MBDA

Militärtechnik

Europa bekommt Kamikaze-Drohnen im Stil der Shahed

Die iranischen Kamikaze-Drohnen werden in großen Mengen von Russland gegen die Ukraine eingesetzt. Auch der Iran hat Schwärme der Shahed-Drohnen auf Israel losgeschickt. Jetzt scheint auch Europa strategischen Bedarf für solche Einwegdrohnen zu haben. Der europäische Rüstungskonzern MBDA wird sie produzieren. 

Auf der Paris Air Show 2025 hat das Tochterunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo bekannt gegeben, dass es solche Kamikaze-Drohnen bauen wird. MBDA bezeichnet diese Waffengattung als "One Way Effector". 

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Europäische Drohnenschwärme

Diese Drohnen werden in Salven vom Boden aus gestartet, schreibt der europäische Lenkflugkörperspezialist in einer Aussendung. Entweder von einer Rampe oder von einem Fahrzeug aus. Das Ziel sollen die One Way Effector mittels GPS finden. Ob noch andere Navigationstechnologien zur Anwendung kommen, ist vorerst unklar.

Es sollen mehrere Drohnen gleichzeitig losgeschickt werden. Der One Way Effector sei darauf ausgelegt, die Munition der feindlichen Luftabwehrsysteme zu erschöpfen (Sättigungsangriff), indem konstanter Druck ausgeübt wird.

Gleichzeitig sollen die Kamikaze-Drohnen dafür sorgen, dass die gegnerische Luftabwehr feuern muss und sich so zu erkennen gibt. Wenn dadurch die Standorte der Luftabwehr ersichtlich werden, könne in Verbindung mit anderen Langstreckenraketen die Luftabwehr gezielt ausgeschaltet werden, heißt es von MBDA. 

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Die Eckdaten des One Way Effector

Die europäische Kamikaze-Drohne wird von einem Jet-Triebwerk angetrieben und soll einen Top-Speed von rund 400 km/h erreichen. Damit soll ein rund 40 Kilogramm schwerer Gefechtskopf über eine Distanz von 500 Kilometer transportiert werden können. Dabei will MBDA auf ein 155mm-Artilleriegeschoss zurückgreifen. Das spart Kosten, weil Bestände genutzt werden können, bzw. nicht extra ein neuer Sprengsatz für die Drohnen entwickelt werden muss.

Im Gegensatz dazu setzen die iranischen Drohnen des Typs Shahed-136 auf einen Propellerantrieb, der ihnen eine Höchstgeschwindigkeit von lediglich 185 km/h verleiht. Dafür können die Shahed 1.600 Kilometer weit fliegen und einen 50 Kilogramm schweren Gefechtskopf mit sich führen. 

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1.000 Stück pro Monat in Kooperation mit Autohersteller

Bei der Entwicklung des "One Way Effector arbeitet der Rüstungskonzern mit einem Drohnen-Start-up und einem französischen Unternehmen aus dem Automobilsektor zusammen. Der Autohersteller steuere unter anderem das Know-how für die Massenproduktion bei. 

Kamikaze-Drohnen, die in Schwärmen angreifen sollen, müssen selbstverständlich auch in Massen produziert werden. MBDA gibt an, dass vom One Way Effector bis zu 1.000 Stück pro Monat gefertigt werden können. Wie viel eine solche Drohne kosten wird, ist unklar. Es soll jedenfalls ein Bruchteil vom Preis einer ausgeklügelten Cruise Missile sein.

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Tests in wenigen Monaten

Die ersten Testflüge sollen bereits im September oder Oktober diesen Jahres stattfinden. Einsatzbereit könnten der One Way Effector im Jahr 2027 sein - vorausgesetzt, ein europäisches Land bestellt die Kamikaze-Drohnen für seine Streitkräfte.

Dass das passieren wird, sehen Rüstungsexperten als sehr wahrscheinlich. Sie gehen davon aus, dass MBDA, das zahlreiche europäische Armeen beliefert, nicht so eine Drohne ohne konkretes Interesse der Nationen entwickelt. Vermutlich werden sich Nachbarländer bei der Bestellung zusammentun, etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie. So könnten die Länder zusammen Drohnenschwärme aus verschiedenen Richtungen gegen einen gemeinsamen Feind einsetzen.

Auch Österreich ist Kunde von MBDA. Das Bundesheer nutzt etwa die Boden-Luft-Rakete Mistral.

Im Mai wurde beim Bundesheer über die Beschaffung von Loitering Munitions nachgedacht. Diese Art der Kamikaze-Drohnen ist aber nicht für Schwarmangriffe gedacht, sondern für gezielte Einzelangriffe, etwa gegen feindliche Panzer und Artillerie. Auf ähnliche Art setzt Ukraine seine FPV-Drohnen (First Person View) gegen Russland ein.

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