Warum die EURO 2024 nicht in 4K übertragen wird

Warum die EURO 2024 nicht in 4K übertragen wird

© EPA / Dmitry Lovetsky / POOL

Digital Life

Warum wird die Fußball-EM nicht in 4K übertragen?

"Die wichtigsten 4 Buchstaben im Juni: EM und TV" ist auf einem Flugblatt eines bekannten Elektrohändlers zu lesen. Darunter ein Angebot eines unschlagbar günstigen TV-Geräts, bei dem "4K/UHD" extra hervorgehoben ist. 

Die Fußball-EM in 4K? Fehlanzeige! Wer sich diesen 4K-Fernseher kauft, wird die EURO 2024 nicht in der 4K/UHD-Qualität schauen können. Die Matches werden nämlich nicht in dieser Auflösung übertragen. 

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Erstmals seit 2018 wieder in HD

Sportgroßereignisse wie die Fußball-EM waren in der Vergangenheit immer ein willkommener Grund, das TV-Gerät auf die neueste Technologie zu aktualisieren. Treibende Kraft war in den vergangenen Jahren, die Matches in 4K schauen zu können. 

Seit 2018 konnte man in Österreich die großen Fußball-Events stets in 4K/UHD-Auflösung verfolgen. Dieses Jahr gibt es allerdings einen herben Rückschlag und einen großen Rückschritt. 

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Fußball-EM wird in HD produziert

"Die gesamte EURO 2024 wird nativ in einer Full-HD-Auflösung produziert", heißt es von ServusTV gegenüber der futurezone. Die Bilder werden in den Stadien mit 1920x1080 Pixeln aufgenommen und nicht mit 3840x2160 Pixeln, was einer 4K- bzw. UHD-Auflösung entsprechen würde. 

Das Produktionsformat der der diesjährigen Fußball-EM ist 1080p50 HDR (hybrid log-gamma, HLG), wie die UEFA gegenüber der futurezone erklärt. Die UEFA liefert den TV-Sender die Bilder in folgenden Formaten aus:

  • 1080p50 / HDR (SDI)
  • 1080p50 / SDR
  • 1080i50

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Die TV-Qualität in Österreich

Bei ServusTV sind insgesamt 31 Matches der EURO zu sehen, inklusive der 3 Österreich-Spiele der Gruppenphase. Ausgestrahlt werden sie als herkömmliche TV-Bilder (linear) in 1080i und online im Stream in 1080p - also beide Formate in Full-HD (1920x1080 Pixel).

Im ORF werden insgesamt 20 Spiele der EURO übertragen, in etwas schlechterer Qualität: nämlich in 720p, was einer Auflösung von 1280x720 Pixel entspricht - sowohl linear im TV als auch im Livestream auf ORF ON. 

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Was ist der Unterschied zwischen 1080i und 1080p?

Das "p" in 1080p steht für "progressive". Das bedeutet, dass bei der Übertragung stets die vollen Bilder aktualisiert werden. Jedes Bild besteht also aus einem Vollbild. Die Auflösung beträgt 1920x1080 Pixel. 

Das "i" in 1080i steht für "interlaced". Dabei findet die Übertragung in Halbbildern statt. So werden zunächst die geraden Zeilen des Bildes übertragen (2, 4, 6, 8, usw.). Danach folgen die ungeraden Zeilen (1, 3, 5, 7, usw.). 

Die einzelnen Bilder haben damit eine Auflösung von 1920×540 Pixeln. Weil sie aber so schnell hintereinander abgespielt werden, sieht das menschliche Auge nur die Full-HD-Bilder in 1920x1080.

Da die Bilder immer nur Halbbilder sind, kann 1080i aber dennoch in einem leichten Flackern münden - hauptsächlich dann, wenn ein statisches Bild zu sehen ist. 

Auch in Deutschland keine Übertragung in 4K

Auf der Suche nach besseren Bildern wird man auch in Deutschland nicht fündig werden. Das ZDF nutzt 1080i50 für die Live-Übertragung, die ARD sendet ihre TV-Bilder (linear) in 1080i/SDR, das Livestreaming im Internet findet bei der ARD in 1080p/SDR statt, wie die beiden Sender gegenüber der futurezone bekannt gaben. 

In Deutschland wird die EURO 2024 auch von MagentaTV übertragen. Die Deutsche Telekom hat dafür die Exklusivrechte, die Fußballspiele in 4K-Qualität anzubieten. Allerdings kann MagentaTV auch nur mit den Full-HD-Bildern der UEFA arbeiten.

Um in 4K ausstrahlen zu können, muss MagentaTV also die Bilder hochskalieren. Ob das der Bildqualität schlussendlich zuträglich ist, wird sich erst zeigen. Für MagentaTV in Österreich hat dies übrigens keine Auswirkungen. MagentaTV-Kund*innen können die EURO 2024 hierzulande über ServusTV und ORF verfolgen. 

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In dieser Bildqualität ist die EURO 2024 zu sehen

Die deutschsprachigen TV-Sender stellen die Fußballspiele der Europameisterschaft in folgende Auflösungen und Formaten zur Verfügung.

ServusTV
Linear: 1080i
Streaming: 1080p 

ORF
Linear: 720p
Streaming: 720p

ARD
Linear: 1080i / SDR
Streaming: 1080p / SDR

ZDF
Linear: 1080i50
Streaming: 1080i50

RTL
Linear: 1080p
Streaming: 1080p

Die UEFA produziert die TV-Bilder in
1080p/HDR
1080p/SDR
1080i50

Warum produziert die UEFA nicht in 4K?

Die UEFA hat mit den Broadcast-Partnern umfangreiche Benchmark-Tests durchgeführt, so der europäische Fußballverband. Unter anderem wurde das Hochskalieren auf UHD sowie das Herunterskalieren auf 1080i50 getestet, um Konsistenz zu gewährleisten. 

All das sei unter dem Gesichtspunkt erfolgt, die maximale Qualität des Signals zu erreichen, wenn es zu Einschränkungen bei der Übertragung und der zur Verfügung stehenden Bandbreiten kommen könnte. 

"Die Ergebnisse dieser Tests führten zu der Schlussfolgerung, dass die Produktion in 1080p50 HDR die beste Grundlage für Qualität und Konsistenz bietet und die beste Basis für die Mehrfachnutzung darstellt", hält die UEFA gegenüber der futurezone fest.

Die Entscheidung, die EURO 2024 in diesem Format zu produzieren, wurde von der UEFA in Absprache mit den TV-Sendern getroffen. Großereignisse in 1080p50 HDR werde man auch in Zukunft beibehalten, erklärt die UEFA in einem Statement gegenüber der futurezone.

Ähnlich sieht man dies bei ServusTV. "4K/UHD HDR hat sich als Broadcast-Produktionsstandard im Live-Sport bei Großereignissen nicht bewährt", heißt es von dem Sender gegenüber der futurezone. "Die dafür benötigten Ressourcen stehen nicht im Verhältnis zum qualitativen Output. 1080p ist der deutlich bessere Standard hinsichtlich Ressourcen und Qualität und wird es auch zumindest in nächster Zukunft definitiv bleiben."

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Eine Frage der Nachfrage?

Bei der Branchenveranstaltung "4K-HDR Summit" im November vergangenen Jahres wurde genau über diese Frage diskutiert: "Wir stellen uns ständig die Frage, ob wir überhaupt in 4K und HDR senden sollen", sagte dort Ursula Romero von International Sport Broadcasting (ISB). 

Vor allem das jüngere Publikum schaue sich Live-Übertragungen immer öfter am Smartphone, Tablet oder Computer an. Und dort ist 4K ziemlich sinnlos, weil die allermeisten Bildschirme diese Auflösung gar nicht darstellen können. Herkömmliche TV-Geräte würden bei der jüngeren Zielgruppe kaum infrage kommen. 

Bei den Olympischen Spielen, die ab 26. Juli in Paris über die Bühne gehen werden, sieht es jedoch anders aus. Das gesamte Programm der Sportveranstaltung wird nämlich in 4K/HDR produziert - angeblich auf Drängen von Japan und den USA.

Ob man in Zukunft tatsächlich bei FullHD bleiben wird, ist also alles andere als sicher und wird sich erst zeigen. Wer hätte vor 5 Jahren schon gedacht, dass das größte europäische Sportereignis im Jahr 2024 nur mehr in 1080p aufgenommen wird?

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Update 11.6.: Der Artikel wurde um das Statement der UEFA ergänzt.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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