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Hohe Haftstrafen für Raub von Kryptowährungen in Wels

Im Prozess um einen Überfall auf ein Paar mit Baby in dessen Wohnung in Wels, bei dem unter anderem Krypto-Geld im Wert eines sechsstelligen Euro-Betrags erbeutet wurde, haben fünf Angeklagte in der Nacht auf Freitag hohe Haftstrafen ausgefasst. Der mutmaßliche Rädelsführer wurde zu 13 Jahren verurteilt, die anderen Angeklagten zu elf, zehn und vier Jahren sowie einer zu drei Jahren, davon zwei bedingt.

Die Schuldsprüche erfolgten wegen Raubes, schwerer Erpressung und - in drei Fällen - wegen erpresserischer Entführung. Die teilbedingte Verurteilung ist rechtskräftig. In den übrigen Fällen gaben weder Anklage noch Verteidigung eine Erklärung ab. Das Urteil wurde in der Nacht gesprochen - trotz der späten Stunde war der Verhandlungssaal gut besucht, das Sicherheitsaufgebot bei der Urteilsverkündung war hoch. Die Beratungen des Geschworenengerichts dauerten mehr als neun Stunden, die Laienrichter hatten 38 Hauptfragen zu beantworten.

Sogenannte "Home Invasion"

Am 19. Juni des Vorjahres läuteten die Täter am späten Vormittag bei der Familie in Wels, gaben sich als Paketzusteller aus und verschafften sich so Zutritt zur Wohnung. Der selbstständige Kryptowährungs-Trader wurde mit Klebeband an einen Sessel gefesselt. Seine Lebensgefährtin wurde ebenfalls gefesselt und mit einem Klebeband auf dem Mund ins Schlafzimmer gesperrt. Dorthin brachten die Täter auch das neun Monate alte Baby. Der Hund wurde im WC eingeschlossen.

Eineinhalb Stunden lang hielten sich die Räuber in der Wohnung der Familie auf. Das Paar wurde immer wieder bedroht - unter anderem damit, dass man ihnen und der kleinen Tochter etwas antun werde - und nach Wertgegenständen sowie den Zugangscodes zu diversen Online-Börsen gefragt. Teilweise wurde den Forderungen und Drohungen mit einem Messer Nachdruck verliehen.

Erbeutet wurden Schmuck, Goldmünzen, Elektronikgeräte sowie teure Markenkleidung - der Schaden hier wird mit rund 7.500 Euro beziffert. Zudem transferierten die Täter noch in der Wohnung Kryptogeld im Wert von - zum damaligen Kurs - 132.000 Euro von den Konten des Traders weg. Um welche Kryptowährung es sich handelte, ist unklar. Dann flüchteten sie und ließen das Paar gefesselt zurück. Man habe ihm gesagt, er könne gleich ein neues Kind zeugen, wenn er Anzeige erstatten würde, berichtete der Kryptowährungs-Broker vor Gericht. Er habe seither große Angst um seine Familie.

Angeklagte: Wollten Schulden eintreiben

Die fünf Angeklagten hatten sich bereits am Mittwoch, dem ersten Verhandlungstag, schuldig bekannt, die Tat jedoch heruntergespielt. Angeblich sei es nur um das Eintreiben von Schulden gegangen. Auch wollen sie davon ausgegangen sein, dass die Frau und die kleine Tochter des Traders außer Haus seien. Einer sagte, er habe mitgemacht, weil er kein "feiges Huhn" sein wollte, ein anderer sprach von einer "furchtbaren Eigendynamik", die die Sache entwickelt habe.

Jener Angeklagte, der von der Staatsanwaltschaft als Rädelsführer angesehen wird, berichtete von einem weiteren Mann, der die Sache organisiert habe. Er wolle dessen Namen aber nicht nennen, um keine Probleme zu bekommen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Verdacht, um wen es sich handeln könnte - dieser Mann wurde am Mittwoch festgenommen. Auch der Vater des Hauptangeklagten ist in Zusammenhang mit der Causa in U-Haft. Er wird in einem eigenen Verfahren verfolgt.

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