2028 soll der Kampfjet der 6. Generation erstmals abheben.
Trumps "Superflieger": Erste F-47 wird gebaut
"Die F-47 wird das beste, tödlichste Flugzeug sein, das jemals gebaut wurde": US-Präsident Donald Trump ist nicht für seine Bescheidenheit bekannt. Wie jetzt bei einer Pressekonferenz verkündet wurde, hat Boeing mit dem Bau des ersten Exemplars des "Superfliegers" begonnen. Der Erstflug ist für 2028 angesetzt.
Die F-47 ist der erste Kampfjet der 6. Generation. Sie entstammt der NGAD-Initiative (Next Generation Air Dominance) der US Air Force. Das Unternehmen Boeing konnte sich bei der Ausschreibung des bemannten Stealth-Jets durchsetzen. Das NGAD-Projekt umfasst auch neue Kampf-Drohnen (CCA), fortschrittliche Triebwerke (NGAP), elektronische Waffensysteme, Sensoren und vieles mehr.
Schnell sein
"Wir müssen schnell sein", sagte der Stabschef der Luftwaffe, General David Allvin, bei seiner Rede auf der Air, Space, and Cyber Conference am 22. September. "Das Team hat sich zum Ziel gesetzt, das erste Modell 2028 fliegen zu lassen. In den wenigen Monaten seit unserer Ankündigung hat Boeing bereits mit der Fertigung des ersten Modells begonnen. Wir sind bereit, schnell zu sein. Wir müssen schnell sein."
Ziel ist es, das Kampfflugzeug noch vor dem Ablauf der Trump-Präsidentschaft abheben zu lassen. Diese endet am 20. Jänner 2029. Um das Ziel zu erreichen, versucht das Pentagon sogar die F/A-XX, das NGAD-Programm der US Navy, auf Eis zu legen. Dadurch sollen finanzielle Mittel freigeschaufelt werden, um den Bau der F-47 zu beschleunigen.
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Trump möchte sich aber nicht nur damit ein Denkmal setzen, dass die F-47 in seiner Amtszeit vorgestellt wurde und erstmals geflogen ist. Auch die Namensgebung ist nicht zufällig gewählt. Trump ist derzeit der 47. Präsident der USA.
Streng geheimer Kampfjet
Details zum Kampfflugzeug sind streng geheim. Es gibt lediglich 2 offizielle Darstellungen des Jets, die aus Geheimhaltungsgründen auch nicht unbedingt stimmen müssen. "Ich gehe davon aus, dass einige chinesische Analysten viel Zeit damit verbringen, dieses Bild zu betrachten", sagt Allvin bezüglich eines Renderings (siehe Bild unten). "Viel Glück beim Versuch, dort etwas herauszufinden. Man muss ziemlich vorsichtig dabei sein."
Ein Rendering der F-47.
© Boeing
Auffallend auf dem Bild sind die Canards. Die USA verzichteten bislang auf dieses Feature, das bei europäischen Kampfjets und der chinesischen J-20 zum Einsatz kommt. Durch das Höhenleitwerk vor den Tragflächen sollen die Kampfjets beweglicher sein und steiler ansteigen können. Das bringt Vorteile im Luftkampf, wirkt sich aber potenziell negativ auf die maximale Reichweite aus.
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Allvins Aussage könnte aber ein Hinweis darauf sein, dass die Canards nur ein Ablenkungsmanöver sind. Schließlich ist außer den Canards kaum etwas auf den Konzeptbildern zu erkennen, was man "herausfinden" könnte. Es kann deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass die finale F-47 anders aussehen wird. Für die Canards spricht, dass Boeing schon im Rahmen der F/A-XX Konzeptgrafiken eines Kampfjets mit Canards gezeigt hat.
Boeing-Konzept der F/A-XX mit Wingman-Drohne
© Boeing
Lose technische Voraussetzungen
Laut der US Air Force soll die F-47 eine Reichweite von mehr als 1.000 Seemeilen (1.852 km) haben und eine Höchstgeschwindigkeit von über Mach 2 (2.470 km/h) erreichen. Die neuen Jets würden damit die Reichweite von bestehenden Kampfflugzeugen um 25 Prozent übertreffen.
Kampfjet der 6. Generation
Derzeit hat noch keine Nation einen Kampfjet der 6. Generation in Dienst gestellt. Daher gibt es auch noch keine eindeutige Klassifizierung, was ein Kampfflugzeug zu einem Kampfjet der 6. Generation macht. Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Gen-6-Fliegers gehören:
- Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
- Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
- Geeignet für elektronische Kriegsführung
- Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
- Kann optional ferngesteuert und/oder teilautonom mittels KI agieren
- Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
- Adaptives Triebwerk
- Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören
Ansonsten wird von der F-47 eine neue Tarnkappentechnologie erwartet, die nicht nur einen geringen Radarquerschnitt, sondern auch eine deutlich reduzierte Infrarotsignatur aufweist. Der Jet soll also weniger Wärme abstrahlen als seine Vorgänger.
Stückkosten der F-47 sind unklar
Die Air Force kündigte bereits an, mindestens 185 Stück der F-47 kaufen zu wollen, was in etwa den Stückzahlen der F-22 Raptor entsprechen würde. Wie viele davon auch vom Kongress abgesegnet werden, ist eine andere Frage. Der Plan bei der F-22 war ursprünglich, 750 Stück anzuschaffen. Dieses Vorhaben wurde aber zunächst auf 380 Stück und dann auf 195 Stück reduziert.
Wie viel eine F-47 kosten soll, ist ebenso nicht bekannt. Frühere Prognosen gingen davon aus, dass sie mindestens das 3-fache einer F-35 kosten wird. Damit würde man bei rund 300 Millionen Dollar pro Stück liegen.
Nach der Ankündigung der F-47 hat die Air Force diese Prognose deutlich nach unten geschraubt. Demnach soll der Jet jetzt billiger werden als eine F-22, die durchschnittlich 143 Millionen Dollar kostet.
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