Ein Kohlekraftwerk und Windräder im goldenen Abendlicht.

Symbolbild Kohlekraftwerk

© APA/dpa/Julian Stratenschulte / Julian Stratenschulte

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Wie alte Kohlekraftwerke zu grünen Akkus werden

Immer mehr Kohlekraftwerke werden wegen ihres hohen CO2-Ausstoßes und Alters geschlossen. Allein zwischen 2010 und 2019 wurden rund 300 Kohlekraftwerke in den USA stillgelegt. Bis 2030 sollen weitere folgen, da sie mit rund 50 Jahren am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind. 

Aber was soll man mit diesen alten Kraftwerken machen? Eine Antwort darauf liefert ein Konzept, das die alten Kraftwerke in Energiespeicher verwandelt, wie newscientist berichtet. 

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Das Ende der Kohlekraftwerke 

Die Trump-Regierung hat zwar versucht, die Stilllegung von Kohlekraftwerken hinauszuzögern. Doch die Stromerzeugung mithilfe von Kohle konnte sich nicht gegen billigere Alternativen wie Erneuerbare Energien und Erdgas durchsetzen. 

Zurück bleiben massive Gebäude und Infrastrukturen, die auch in Zukunft eine Rolle im Energiesystem spielen könnten. Durch ein paar Anpassungen können die alten Kraftwerke zu emissionsfreien Wärmespeichern werden, die als Notstromversorgung für das Stromnetz dienen. 

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Wärme statt Kohle 

Dafür muss neben den alten Kohlekraftwerken ein großer Erdhaufen errichtet werden. Darin werden industrielle Heizgeräte installiert, die in Zeiten mit geringer Netzauslastung betrieben werden. Da die Strompreise zu diesen Zeiten niedriger sind, kann dadurch günstig Strom in Wärme, mit einer Temperatur von etwa 600 Grad Celsius, umgewandelt und in der Erde gespeichert werden. 

Wenn dann viele Menschen Strom benötigen und die Netzauslastung hoch ist, kann die Wärme über eine Flüssigkeit durch Rohre abgeleitet werden. Die Turbinenschaufeln und der Generator des alten Kohlekraftwerks werden dann weiterverwendet, um die Wärme in Energie umzuwandeln. Durch die Wärme würde Wasser in Dampf umgewandelt werden, der die Turbinenschaufeln antreibt, um Strom verfügbar zu machen. Also so wie früher, nur grüner. 

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Ein Backup für Flauten 

Diese Energie kann dann genutzt werden, um Strom zu liefern, wenn keine Sonne scheint oder kein Wind weht. „Das wirklich Spannende daran sind insbesondere die niedrigen Energiekosten, denn sie sind so viel günstiger als andere Energietechnologien“, sagt Alicia Wongel von der Stanford University, die an der Studie beteiligt war.

Dennoch gibt es natürlich auch Herausforderungen bei diesem Konzept. Dazu gehört die Beschaffung günstiger Rohrleitungen und Elektrik. Außerdem sind in der Erde auch hitzeresistente Materialien enthalten. Beispiele dafür sind Siliziumdioxid und Aluminiumdioxid. Austin Vernon, der ebenfalls am Konzept der Wärmebatterie beteiligt war, möchte diese Probleme mit seinem Startup Standard Thermal lösen und die Technologie kommerzialisieren. 

Alte Kohlekraftwerke in der EU 

Auch in Europa überlegt man sich, was man mit den alten Kohlekraftwerken in Zukunft machen soll. 153 Kohlekraftwerke werden in Europa bis 2038 geschlossen, berichtet Reuters. Statt dort grüne Energie zu produzieren, wird in den alten Kraftwerken aber mehr davon benötigt werden. 

Denn Unternehmen wie Microsoft oder Amazon wollen die Kohlekraftwerke in Datenzentren umwandeln. Dort sei bereits ein einfacher Zugang zu Wasser und Strom vorhanden, was bei anderen Datenzentren-Projekten oft eine Herausforderung sei. Darüberhinaus gehen Unternehmen wie Amazon davon aus, dass die Datenzentren an diesen Standorten schneller genehmigt werden. 

Auch für die Energieversorger wäre das ein guter Deal. Denn so sparen sie sich die hohen Kosten für die Abschaltung veralteter Kraftwerke, können Langezeitstromverträge mit den künftigen Betreibern abschließen und das Geld nutzen, um in den Ausbau des Netzes und erneuerbare Energien zu investieren. 

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