ÖAMTC demonstriert Gefahren von Handy am Steuer
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Ablenkung ist die Hauptursache tödlicher Verkehrsunfälle. Grund ist insbesondere das Handy. In einer Umfrage des Ifes-Instituts im Auftrag der Asfinag gab erst kürzlich ein Drittel der Befragten an, das Handy am Steuer zu nützten - obwohl es verboten ist. Doch neben der Ablenkung erschwert die Mobiltelefonnutzung auch die Reaktion in gefährlichen Situationen.
Wie sich das Handy auf die Fahrsicherheit auswirkt, haben Journalisten bei einem Training auf Einladung der Asfinag im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Teesdorf ausprobiert. "Das Handy am Steuer birgt zwei Gefahren - zum einen natürlich die Ablenkung. Aber in einer Notsituation ist es auch gefährlich, nur mit einer Hand reagieren zu können. Denn hier habe ich eigentlich alle Hände voll zu tun", sagte Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik.
Zwei Sekunden weniger
Auf zwei Strecken merkten selbst erfahrene Lenker, wie gefährlich die Handybenützung ist. Auf einer Kurvenkombination mit einer Kuppe - inklusive folgendem Rutschbelag - bekamen die Fahrer zudem die Aufgabe, beim Telefonat mit dem Instruktor rückwärts in Dreierschritten zu zählen. "Je näher die Testpersonen der Kuppe kamen, desto stockender wurde gezählt", resümierte Frisch. Die eigentliche Herausforderung stand erst bevor - Notbremsung kombiniert mit Ausweichen vor simulierten Hindernissen. Plötzlich auftauchende Plastikstangen wurden überfahren und teilweise sogar überhaupt ganz übersehen, weil die Lenker mit Handy und Bremsen - ohne ins Gras zu fahren - beschäftigt waren. Auf der Fahrbahn zu bleiben gestaltete sich wahrlich als Herausforderung.
"Beim Telefonieren fehlt mir zur Bedienung des Fahrzeugs eine Hand. Und in einer Notsituation brauch ich einfach beide Hände", betonte der Fahrtechnik-Experte. Bei der zweiten Testfahrt über die Schleuderplatte drehten sich nicht wenige Fahrzeuge um die eigene Achse und rammten die Wasserfontänen, welche Hindernisse simulierten. Wichtigstes Ziel war auch hier auf der Fahrbahn zu bleiben. Wieder zeigte sich - das Handy am Steuer lenkt ab und verzögert die Reaktion, laut Experten um rund zwei Sekunden. Das ist genau jene Zeit, die in Gefahrensituationen entscheidend ist.
Handy auch auf Teststrecke ein Problem
"Immer, wenn ihr das Gefühl habt, ihr seid Passagiere und nicht mehr Herr über das Fahrzeug, sofort bremsen, auskuppeln und gegenlenken", erklärte Frisch. "Bei einem plötzlich auftretenden Hindernis gibt es zwei verschiedene Reaktionsmöglichkeiten, die beide gleich schlecht sind", sagte Fahrtechnik-Zentrumsleiter Georg Scheiblauer. "Entweder steht der Mund offen, sonst gibt es keine Reaktion, die Lenker sind wie paralysiert", erklärte er. Die zweite Reaktion sei die "Überreaktion, also wenn beispielsweise unkontrolliert das Lenkrad verrissen wird". Dies könne etwa auch passieren, wenn ein Hase über die Straße läuft. "Richtig reagieren kann gelernt werden, indem man es immer wieder probiert", sagte Scheiblauer.
Das Fahrtechnik Zentrum Teesdorf ist rund 25 Kilometer vom südlichen Stadtrand Wiens entfernt. Es ist rund 30 Hektar groß - das entspricht 40 Fußballplätzen. Mit seinen Hightech-Einrichtungen ist das Zentrum die führende Anlage Europas. Bis zu zehn Kurse können gleichzeitig abgehalten werden. Unfälle bei den Übungen selbst gibt es keine. Aber dafür "Auffahrunfälle zwischen den einzelnen Aufgaben, insbesondere bei jungen Lenkern", sagte Scheiblauer. Dies passiere dann, wenn sich die Lenker nach einer Übung wieder hintereinander reihen und während der Wartezeit zum Handy gegriffen wird, berichtete der Experte.
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