Russland verliert haufenweise BMP-3, obwohl sie "immun" gegen Minen sind
Eine Behauptung der russischen Streitkräfte sorgt unter Militärexpert*innen derzeit für Verwunderung. Laut dem Staatskonzern Rostec soll der Schützenpanzer BMP-3 immun gegen Panzerminen sein.
Das geht aus einem offiziellen Posting hervor, von dem Defence-Blog berichtet. So heißt es vonseiten des Unternehmens: “Dank der Leichtbauweise ist dieses Gerät in der Lage, über Minen zu fahren, ohne Schaden zu nehmen”. Für den Bau des Panzers ist eine Rostec-Tochtergesellschaft verantwortlich.
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Diese Behauptung dürfte nur lose mit der Realität zu tun haben, wie mehrere Berichte und Bilder aus der Ukraine belegen. Dort wurden bisher rund 400 BMP-3 zerstört, unter anderem eben durch Minen.
Die Bilder beweisen eigentlich sogar das Gegenteil von dem, was Russland nun behauptet. So dürfte der BMP-3 sogar besonders anfällig für Panzerminen sein. Laut Defence-Blog hat das sogar schon dazu geführt, dass der bis zu 7 Mann starke Schützentrupp außerhalb von Gefechten vorzugsweise auf dem Dach mitfährt, anstatt im Truppentransportraum. Das würde die Überlebenschancen im Falle einer Minenexplosion erhöhen.
Russische Blogger*innen werfen dem russischen Militär vor, die Gerüchte über die Schutzfähigkeiten absichtlich zu streuen. So sollen etwa neue Rekruten gewonnen werden, indem ihnen besonders sichere Panzer und starke Waffen versprochen werden. Andere Blogger*innen glauben, dass Russland so die BMP-3-Besatzungen dazu bringen will, furchtloser zu agieren. Diese rücksichtslosen Angriffe sollen die Entschlossenheit der russischen Truppen demonstrieren und die Feinde einschüchtern.
Sowjetischer Produktion
Der BMP-3 wurde in den 1980er-Jahren für die sowjetische Armee entwickelt. Seitdem sind modernisierte Varianten gebaut worden, wie etwa der BMP-3M mit neuer Elektronik.
BMP steht im Russischen für Bojewaja Maschina Pechoty, was so viel wie Kampffahrzeug der Infanterie bedeutet. Er hat ein Gewicht von knapp 19 Tonnen bei einer Größe von knapp 8 mal gut 3 Meter. Die Besatzung besteht üblicherweise aus 3 Soldat*innen (Kommandant, Richtschütze und Fahrer) plus 7 Infanterist*innen.
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Angetrieben wird der Panzer durch einen 780-PS-Dieselmotor. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 70 km/h, die Reichweite bei etwa 600 Kilometer.
Bewaffnung
Für einen Schützenpanzer ist der BMP-3 sehr umfangreich bewaffnet. Üblicherweise hat er eine 100-mm-Panzerkanone (2A70), eine 30-mm-Maschinenkanone (2A72) und 3 7,62-mm-Maschinengewehre (PKT). Der BMP-3M kann zusätzlich mit einem Starter für 2 Panzerabwehrraketen vom Typ 9K113 Konkurs ausgestattet werden.
Das amerikanische Gegenstück zu BMP-3 ist der M2 Bradley. Die USA haben der Ukraine die etwas älteren Modelle M2A2 ODS Bradley zur Verfügung gestellt.
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Neues Geschütz für den BMP-3
Zukünftig ist angedacht, den BMP-3 mit dem 57mm-Geschütz AU-220M zu modernisieren. Dies ersetzt den Turm des BMP-3 und damit dessen 100mm-Kanone, die 30mm-Kanone, ein PKT und den Starter für die Panzerabwehrraketen.
AU-220M hat moderne Zielsysteme und kann verschiedene Projektile verschießen. Gegen Luftziele kann programmierbare Airburst-Munition genutzt werden. Die panzerbrechende Munition soll auch moderne Kampfpanzer durchschlagen können, für diese Behauptungen gibt es bisher aber keinen Nachweis.
Auch sollen Russland zufolge gelenkte Geschosse verschossen werden können. Nicht klar ist, ob damit 57mm-Projektile gemeint sind oder der optionale Starter für Panzerabwehrraketen, der am Turm montiert werden kann. Für den Nahbereich hat das AU-220M ein Maschinengewehr im Kaliber 7.62mm.
Das AU-220M ist ferngesteuert. Dadurch kann der BMP-3-Kommandant bei Bedarf einfacher die Rolle des Schützen übernehmen. Außerdem ist es damit auf zukünftige geplante Waffensysteme vorbereitet, wie Panzer und Schiffe, die vollständig ferngesteuert werden können und zumindest teil-autonom agieren.
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