Der Schleudersitz ist die letzte Möglichkeit, mit der sich ein*e Pilot*in retten kann.

Der Schleudersitz ist die letzte Möglichkeit, mit der sich ein*e Pilot*in retten kann.

© US Air Force

Digital Life

Tödlicher Unfall mit F-16: Waren Schleudersitzteile gefälscht?

Bei einem Übungsflug der US Airforce am 30. Juni 2020 berührte der Kampfjetpilot David Schmitz mit einer Tragfläche seines F-16-Jets den Boden. Der 32-Jährige löste den Schleudersitz aus, doch der Fallschirm öffnete sich nicht. Laut der Witwe des Piloten bestand der Sitz nicht aus Originalteilen

Der Trainingsflug mit dem einstrahligen Kampfjet begann bereits schlecht. Bei dem Nachtflug war eine Luftbetankung vorgesehen, die fehlschlug. Mangels Sprit im Tank musste der Flug vorzeitig beendet werden, Schmitz flog die Landebahn aber zu tief an und touchierte eine Antenne, die sein linkes Hauptfahrwerk beschädigte. Der Pilot startete erneut durch und sollte eine Landung mit Fanghaken durchführen.

Fallschirm im Schleudersitz öffnete nicht

Doch auch das Fangseil verfehlte er, die linke Tragfläche berührte den Boden und er aktivierte den Schleudersitz. Dieser schoss den Piloten zwar erfolgreich aus dem Cockpit, doch der Fallschirm öffnete sich nicht. Schmitz schlug ungebremst auf den Boden auf und war sofort tot.

Laut einem öffentlichen Bericht der US Air Force war die Hauptursache des Unfalls ein Pilotenfehler. Für Schmitz' Witwe und deren Anwalt liegt die Schuld aber woanders. Sie forderte laut dem Portal "Air Force Times" interne Untersuchungsberichte zu dem Fall an. 

In diesen wurde vor allem der Sequencer vom Schleudersitz der F-16 behandelt. Das Elektronikbauteil gilt als Gehirn des Schleudersitzes und soll dafür sorgen, dass dieser auch richtig ausgelöst wird. Bei Schmitz' Schleudersitz war die Elektronik jedoch offensichtlich zerkratzt, ungleichmäßig geschliffen und von minderer Qualität. So besaßen laut Air Force Times 6 Transistoren "keine konforme Beschichtung" und standen "im Verdacht, gefälscht zu sein".

Hersteller tauschte nach Unfall noch Mikrochips aus

Zudem schien der Hersteller des Sequencers die schlechte Qualität vertuschen zu wollen. Kurz vor das Bauteil nach dem Unfall ins Labor geschickt wurde, schien das Unternehmen noch 5 Mikrochips auf dem Gerät ausgetauscht zu haben. Das Air Force Research Laboratory bewertet die Entdeckungen als "sehr verdächtig". Man betonte aber, dass man sich nicht sicher sei, ob die Fehlfunktion des Sitzes dadurch ausgelöst wurde.

Das Rechtsteam der Witwe hat nun eine Schadenersatzklage eingebracht. Diese richtet sich gegen den Hersteller des Sequencers sowie gegen Flugzeugbauer Lockheed Martin und den Hersteller des Schleudersitzes der F-16. Die US Air Force selbst kann nach geltendem US-Recht nicht verklagt werden.

 

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