T-72 Zar (links)

T-72 Zar (links)

© Ukrainische Streitkräfte

Militärtechnik

Ukraine erbeutet Russlands Antidrohnen-Panzer T-72 “Zar”

Drohnen werden in der modernen Kriegsführung immer wichtiger. Ob zur Aufklärung oder als Angriffsdrohnen - die unbemannten, günstigen Flugobjekte sind vom Schlachtfeld nicht mehr wegzudenken.

Die relativ neue Technik führt zu außergewöhnlichen Gegenmaßnahmen, wie etwa den "Zar". Dabei handelt es sich um einen T-72 Kampfpanzer, dem eine "Krone", bestehend aus Störsendern, aufgesetzt wurde.

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Sowohl Russland als auch die Ukraine haben es darauf abgesehen, durch Signal Jamming gegnerische Drohnen unschädlich zu machen. Russlands Zar ist dazu mit mehreren Kästen am Dach des Turms ausgestattet.

Darin befinden sich wohl Störgeräte für die Drohnenabwehr. Ein solcher Panzer wurde nun von der Ukraine erbeutet, wie The War Zone berichtet.

Die Ausstattung scheint improvisiert zu sein. Die Störgeräte wurden mit Seilen auf einer Holzpalette festgebunden. Das soll allerdings nicht seine Funktionalität beeinflusst haben. Laut unbestätigten Berichten war der Drohnenabwehrpanzer in der Lage, die Steuerung mehrerer Drohnen zu blockieren, die auf unterschiedlichen Frequenzen funken.

Bauteile aus China

Beim erbeuteten Zar handelt es sich um einen T-72B3M Kampfpanzer. Dieser Typ wurde erstmals im Jahr 2014 vorgestellt. Er basiert auf dem sowjetischen Kampfpanzer T-72, wurde allerdings mit einigen Verbesserungen ausgestattet. Unter anderem wurden die Beobachtungsfähigkeiten ausgebaut: Der Panzer verfügt über ein Panoramavisier mit Wärmesicht, einen Laserentfernungsmesser und einen Bildverstärker, um das Schlachtfeld zu beobachten und Ziele zu suchen.

In Kriegszeiten ist Improvisation gefragt.

In Kriegszeiten ist Improvisation gefragt.

Laut Defense Express besteht das auf dem T-72B3M angebrachte Zar-System aus 6 Antennen und mehreren Interferenzgeräten. Die Störungsreichweite liegt bei 500-800 Meter für DJI Mavic-Drohnen und 50-150 Meter für Drohnen mit dem ExpressLRS-Funksystem. Die Komponenten sollen demnach aus China stammen und von Batterien sowie einem Generator mit Strom versorgt werden.

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Ironischerweise soll der Panzer Anfang April von einer FPV-Drohne (First-Person-View-Drohne) beschädigt worden sein. Ob das Jamming-System zu dem Zeitpunkt nicht eingeschaltet war oder einen technischen Defekt hatte, ist nicht bekannt.

Nachdem der Zar von der Drohne getroffen wurde, soll er sich mit der Kette in Draht verfangen und einen ebenfalls beschädigten BMP-Schützenpanzer gerammt haben. Die Crew verließ daraufhin den Panzer, wodurch er in die Hände der ukrainischen Streitkräfte fiel. 

Soldaten machten den Panzer wieder fahrtauglich, nachdem er entmint wurde. Die russische Besatzung hatte vor dem Verlassen anscheinend einen Sprengsatz am Draht in der Kette angebracht, um die Reparatur und Erbeutung durch die ukrainischen Streitkräfte zu verhindern.

Für die Ukraine bietet der Panzer Einblicke in die Funktionsweise russischer Drohnenabwehrtechnologie. Diese Informationen könnten genutzt werden, um leistungsfähigere Drohnen zu bauen, die die Abwehrsysteme überlisten können. Gleichzeitig versuchen beide Seiten, auch ihre Abwehrsysteme weiterzuentwickeln und auf den neuesten Stand der Technologie zu bringen.

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Erst kürzlich tauchte etwa ein neuer Typ eines russischen Störsenders auf. Der pyramidenförmige Sender soll ebenfalls für die Abwehr ukrainischer FPV-Drohnen gedacht sein und kann mit Magneten an Fahrzeugen angebracht werden.

In der Vergangenheit fanden bereits einige Störsender aus China ihren Weg auf das Schlachtfeld in der Ukraine. Diese Systeme stellten sich allerdings als nicht besonders wirksam heraus.

Russland versucht sich nicht nur durch Jamming-Systeme gegen Drohnen zu schützen, (improvisierte) Käfige auf Panzern und Fahrzeugen gehören mittlerweile zur Standardausstattung. Das geht sogar so weit, dass Russland seine Atom-U-Boote mit Käfigen ausstattet, um zu verhindern, dass eine feindliche Drohne eine Sprengladung in die Luke eines aufgetauchten U-Bootes wirft.

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