Vom Raketenrucksack zum Iron Man: Der Fortschritt der Jetpacks
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Den Traum vom Fliegen verfolgt die Menschheit ja schon lange. Die Vorstellung, sich mit Hilfe von tragbaren Maschinen in die Lüfte zu erheben, ist aber noch relativ jung. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchten Science-Fiction-Comics auf, in denen Menschen mit Raketenrucksäcken über den Himmel flitzten - etwa Buck Rogers. Der Bezug auf Comic-Helden blieb erhalten, wenn es um das Thema Jetpacks ging. Einer der neuesten Vertreter der Technologie wird mit dem Anzug von Iron Man verglichen.
Fliegender Rucksack
Konkret umgesetzt wurde die Idee einer leichten, individuellen Flugmaschine ab den 1950er-Jahren. Angespornt durch Fortschritte in der Luft- und Raumfahrt begannen Erfinder damals mit kleinen Raketenantrieben zu experimentieren, die mit Wasserstoffperoxid arbeiteten. Einer der ersten Tüftler war der Rumäne Justin Capra, der seiner Maschine den Namen "fliegender Rucksack" verlieh. Kurze Zeit später begann das US-Luftfahrtunternehmen Bell Aerosystems an derartigen Geräten zu forschen.
Capra konnte "bis auf die Farbe" keine wirklichen Unterschiede zu seinem Konzept erkennen: Aus einem kleinen Tank wurde Wasserstoffperoxid in Reaktion mit einem Katalysator gebracht. Das dadurch entstehende Gas wurde durch Düsen ausgestoßen und sorgte für genügend Schub, um einen Menschen mehrere Meter hoch zu heben.
Einsatz im All
Das Militär interessierte sich bald dafür, weil es spekulierte, Soldaten damit rasch über Wasser, Minenfelder und andere Hindernisse zu befördern. Parallel wurde das Konzept in der Raumfahrt eingesetzt, wo sich Raketenrucksäcke zu Manned Maneuvering Units (MMU) weiterentwickelten, mit denen Weltraumspaziergänge ohne Kabelverbindung zum Raumschiff durchgeführt wurden.
Markt statt Militär
Leitender Ingenieur bei Bell war Wendell F. Moore. Er begann auch mit anderen Antrieben zu experimentieren, etwa Gasturbinen oder Luftgebläsen. Moores junger Nachbar William "Bill" Suitor konnte sich als Testpilot auszeichnen. Mit über 1.200 erfolgreichen Testflügen, zahlreichen Film-Einsätzen als Stuntman und einem Jetpack-Flug bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles (Entwicklung von Nelson Tyler) zählt er zu den bekanntesten Figuren der Szene.
Trotz erfolgreicher Demonstrationen sprang das Militär nie auf den Jetpack-Zug auf. Die Geräte wurden als zu schwer, unhandlich, schwierig zu steuern, als zu laut und zu wenig ausdauernd befunden. Für Shows, Filme und Serien wurden Jetpacks jedoch gerne verwendet. In den vergangenen 30 Jahren begannen einige Unternehmen damit, die Fluggeräte als kommerzielle Produkte wahrzunehmen und Entwicklungen in diese Richtung voranzutreiben.
Luft und Wasser
Neben Raketentriebwerken kamen starke Luftgebläse zum Einsatz - etwa beim Unternehmen Martin Jetpack. Das recht voluminöse Gerät der neuseeländischen Firma sollte für 250.000 Dollar verkauft werden. Erfinder Glenn Martin gab jedoch nach 30 Jahren Entwicklungszeit auf. 2019 wurde die Firma geschlossen.
Erfolgreicher verlief das Geschäft mit Jetpacks, die Menschen per Wasserdruck fliegen ließen. Erstes derartiges Produkt war das JetLev, das Wasser aus 2 Düsen am Rücken des Piloten nach unten schießt, während Wasser durch eine Art Feuerwehrschlauch mit Hilfe eines Jetski-Motors nachgepumpt wird. Richtig freier Flug kommt durch JetLev und das heute ebenfalls beliebte Flyboard (kostet rund 6.000 Euro) nicht zustande, dafür wird man auch unter Wasser vorwärts geschoben.
Jetman
Eine besondere Rolle bei der Weiterentwicklung von Jetpacks kommt Gasturbinen zu, die Kerosin als Treibstoff verwenden. Sie wurden in immer kleineren Bauformen verfügbar und konnten so auch für tragbare Jetpacks verwendet werden. Ausgenutzt hat das u.a. der Schweizer Yves Rossy, der kleine Jet-Triebwerke an einen Kohlefaser-Flügel montiert hat. "Jetman" Rossy zeigte mit seinem Fluggerät beeindruckende Stunts und hat mit der Unterstützung von Dubai eine ganze Fliegerstaffel aufgebaut.
Iron Man
Neuester Star der Jetpack-Szene ist der Brite Richard Browning. Seit 2016 arbeitet er an seinem Daedalus Flight Pack, einem Konstrukt, das oft als "Jetsuit", aber auch als "Iron-Man-Suit" beschrieben wird. Neben einer auf den Rücken geschnallten Gasturbine besteht es aus 4 weiteren Turbinen, die an den Armen getragen werden. Durch die Anordnung entsteht ein Turbinen-Dreieck, das angeblich besonders stabile Flüge ermöglicht.
Rennserie
Brownings Erfindung hat nicht nur das Interesse von Event-Managern auf sich gezogen, es gab auch bereits militärische Tests. Ein öffentlich gezeigtes Szenario war etwa eine Landung auf einem fahrenden Schnellboot.
Gemeinsam mit Unterstützern seines Unternehmens Gravity Industries testet Browning derzeit die Machbarkeit einer eigenen Rennserie, bei der Menschen in Jetsuits durch einen Toreparkour über Wasser um die Wette fliegen. Besonders Interessierte können einen Jetsuit auch selbst erwerben. Preis: Über 440.000 Dollar.
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