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Doom Eternal im Test: Die unbeschwerten Ballerzeiten sind vorbei

2016 wurde die Doom-Serie reanimiert. Erfolgreich. Viele Gamer freuten sich über die Auferstehung, das schnelle Gameplay und die gute Unterhaltung – ohne viel Schnickschnack.

Die Entwickler des Games haben das aber anscheinend nicht als Kompliment, sondern Kritik aufgefasst. Denn bei Doom Eternal (PS4, Xbox One, PC, ab 18 Jahren) gibt es einfach mehr von allem. Es ist als würde man einen Cheeseburger bestellen und ein Ungetüm mit 3 Fleischlaberl, Speck, 2 Sorten Käse, Spiegelei, Guacamole und als Beilage Süßkartoffel-Pommes mit Trüffelmajo und BBQ-Sauce bekommen.

Natürlich sieht das lecker aus, aber wenn man versucht das Monstrum zu essen, fühlt man sich überfordert. Ich habe mich durch Doom Eternal durchgebissen.

Weltenbummler

Die Handlung spielt 2 Jahre nach dem Vorgänger-Spiel. Man schlüpft einmal mehr in den Anzug des Doom-Slayers aka Doomguy aka der Typ der ballert statt redet. Die Invasion der Erde durch die Höllenkreaturen ist im vollen Gange und es gilt, 3 Höllenpriester zu stoppen (ein schönes Wort für Kopf abreißen).

So banal, so gut – sollte man glauben. Im Laufe der Story werden verschiedene Welten und Dimensionen besucht. Die Handlung schließt Lücken in der Doom-Timeline, macht Referenzen zu den ganz alten Games und versucht zu erklären, wer der Doom-Slayer ist, war und warum überhaupt alles so ist, wie es ist. Dazwischen gibt es noch Schnipsel mit Informationen in den Levels aufzusammeln, die weitere Details zur Handlung liefern.

Es tauchen zudem immer wieder Charaktere in Zwischensequenzen auf, die den Doom-Slayer anscheinend kennen. Wer (wie ich) kaum noch Erinnerungen an die Story des 2016er Doom hat, wird zu Beginn des Spiels fragend zurückgelassen.

Micro-Management im Kugelhagel

Aber wenigstens die Kämpfe gegen die Dämonen sind schnell und straight-forward. Das stimmt nur zu 50 Prozent. Doom Eternal ist immer noch schneller als die meisten anderen Shooter, aber simpel ist hier nichts mehr.

Das liegt daran, dass man im Kampf, während man von allen Seiten mit Raketen, Flammen, Klauen, Kugeln und sonstigem attackiert wird, 4 Ressourcen managen muss: Energie, Rüstung, Munition und Zeit. Um verlorene Lebensenergie wieder aufzufüllen, muss man Gegner mit einem Glory Kill töten. Dazu muss man sie vorher schwächen und in Reichweite sein.

Rüstung kann man auffüllen, indem man die Gegner vorher mit dem Flammenwerfer anzündet und dann besiegt. Munition gibt es, wenn man die Kettensäge verwendet. Und Zeit benötigt man, bis der Flammenwerfer, die Kettensäge und der Granatwerfer wieder aufgeladen sind – denn sonst gibts im Umkehrschluss keine Rüstung, keine Munition und keine Explosion.

Was, wie, Feuer-Kettensägen-Plasma-hä?

Klingt eigentlich nicht so schwierig. Die größeren Kämpfe finden aber immer in einer Art offener Arena statt, mit mehreren Ebenen. Und hier gibt es nicht nur Kanonenfutter, sondern stärkere Dämonen, die alle unterschiedliche Angriffsmuster und Schwachpunkte haben. Später kommen noch Gegner mit Schilden hinzu.

In so einem intensiven Gefecht wird es richtig fordernd. Während man läuft, springt, mit Dashes ausweicht, rechts unten im Auge behalten muss, wann die Fähigkeiten aufgeladen sind, trotz Dauerbeschuss die richtige Waffe auswählen muss, einem die absichtlich viel zu knapp bemesse Munition ausgeht, sollte man noch Ziele priorisieren und überlegen, ob man wirklich jetzt schon den Zombie mit der Kettensäge kalt macht, oder ihn lieber für einen Glory Kill später aufhebt, falls man Energie braucht.

Und das ohne Verschnaufpause, ohne Deckung und immer mit der Gewissheit, dass eine falsche Bewegung das Ende bedeuten kann. Stress habe ich dabei allerdings nicht empfunden. Alles hat ein Muster, folgt einer Logik. Dennoch fühlte ich mich öfters überfordert, etwa wenn mehrere starke Dämonen, die unterschiedliche Waffen zur Bekämpfung erfordern, gleichzeitig auftauchen und mir Munition und Energie gleichzeitig ausgehen. Umso befriedigender ist es, wenn man es doch schafft. Und falls nicht: Das Spiel ist nicht unfair. Man hat es nur nicht richtig gespielt. Rage Quits gibt es nicht, sondern nur die Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Upgrades, Secrets, Sammelzeug!

Doom Eternal bleibt dem Motto „mehr ist mehr“ auch zwischen den Kämpfen treu. In jedem der Levels, die je nach Größe schon mal eine Stunde zum Bewältigen benötigen, gibt es zahlreiche Sammelgegenstände. Neben Spielzeug und Cheatcodes gibt es Slayer-Portale mit Nebenaufgaben zu entdecken, deren Schlüssel man erst finden muss.

Dann gibt es noch Energiekerne zu finden, mit denen man in der Basis, die nach den Levels besucht wird, Outfits und Upgrades freischaltet. Natürlich gibt es auch in Levels Upgrades zu finden. Und dann sollte man noch die Level-Herausforderungen und Waffenherausforderungen im Auge behalten, um weitere Boni freizuschalten.

Waffenpunkte werden in Upgrades für die sekundären Feuermodi der Waffen investiert, die ebenfalls erst durch gefundene ModBots freigeschaltet werden. Dann gibt es noch Punkte, die die Fähigkeiten des Anzugs verbessern. Außerdem kann man, wenn man die richtigen Upgrades dazu findet, noch 9 Runen freischalten, wovon man aber nur 3 gleichzeitig nutzen kann. Und dann gibt es da noch ein besonders seltenes Upgrade-Item, mit dem Energie, Rüstung oder Munitionsvorrat permanent erhöht werden.

Noch was? Natürlich. Hat man dieses und jenes gesammelt, gibt es noch eine besonders starke Waffe und man kann das Ur-Doom spielen. Doom 2 gibt es auch. Um das freizuschalten, reicht allerdings die Eingabe eines Codes.

Jump and Run

Aber das war es jetzt? Nope. Zwischen den Kämpfen gibt es nämlich auch noch Jump-and-Run-Szenen. Und damit ist nicht das gelegentliche Springen über einen Abgrund gemeint, um ein Secret zu erwischen.

Es sind Story-relevante Jump-and-Run-Passagen. Mit Lasergittern, drehenden Flammenwänden, knappen Zeitfenstern, herunterfallenden Plattformen, an Wänden festhalten, an Stangen drehen zum Schwung holen, Doppelsprüngen und Doppel-Dashes und Dash-Aufladeitems, die im Flug erwischt werden müssen.

Bei manchen Passagen weiß man nicht mal, wie man weiterspringen muss, bis man auf der nächsten Plattform ist, die – wenig überraschend – nach einer Weile in Lava fällt. Wenn die vierte so einer Jump-and-Run-Phase hintereinander kommt, anstatt ein Gefecht, denkt man sich: „Jetzt reichts aber langsam.“

Für diejenigen, denen das immer noch nicht genug ist: Es gibt noch einen Multiplayer-Modus (1 vs 2, Doom-Slayer gegen Dämonen), der aber nicht besonders spannend ist. Mit den ganzen Secrets und Sammel-Items, sowie den höheren Schwierigkeitsgraden, hat man aber ohnehin genug Grund, das Game mehrmals durchzuspielen. Der gelungene Soundtrack und das abwechslungsreiche Level-Design sorgen dafür, dass Doom Eternal auch beim dritten Mal Durchspielen nicht eintönig wird.

Fazit

Ist bei Doom Eternal zu viel wirklich zu viel? Oh ja. Ist es deshalb ein schlechtes Spiel? Nein. Aber es ist kein Spiel zum Zurücklehnen und entspannen. Hier muss man sich die Erfolge erarbeiten. Nicht nur, indem man die Kämpfe meistert, sondern das gesamte Rundherum versteht, verarbeitet und mit dem bestmöglichem Resultat im Spiel einsetzt.

Shooter-Fans, die eine Herausforderung suchen, werden begeistert von Doom Eternal sein. Auch wer genug von den immer gleichen Deckungs-Shootern und Call-of-Duty-Mechaniken hat, könnte an der Herausforderung von Doom Eternal wachsen. Für die, die zocken zum Relaxen und vom Spiel fürs Gewinnen getätschelt werden wollen, ist dieser Titel ein Höllentrip.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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