Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii 

© Sega

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Absurd gut: Like a Dragon - Pirate Yakuza in Hawaii im Test

Was macht man als erstes, wenn man 100 Gegner besiegt hat? Ganz genau: Gruppenpose!

Verrat, Familie, Verbrechen: Die Like-a-Dragon-Serie, hierzulande auch als Yakuza-Reihe bekannt, versteht meistens keinen Spaß. Denn in der japanischen Mafia gibt’s nichts zu lachen.

Der neueste Ableger, Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii (PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, PC) tanzt nicht nur aus der Reihe, sondern führt dabei gleich eine Party-Polonaise an. Zwar gibt es schon noch ernste Momente, aber spätestens nach der Musical-Nummer, die das Ende des Tutorials einläutet, weiß man: Das wird eine absurde Bootsfahrt.

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Was geht denn hier ab?

Schon die Hintergrundgeschichte ist so klischeehaft, dass man sich als Like-a-Dragon-Kenner fragt: „Was geht denn hier ab?“ Der notorische Yakuza Goro Majima wird irgendwo in Hawaii an Land gespült und hat sein Gedächtnis verloren. Um herauszufinden, was passiert ist, wird er Pirat. Und nein, kein moderner Pirat, obwohl das Game in der Gegenwart spielt: Ein Pirat mit Mantel, Säbel und Segelschiff. Auch dafür hat das Spiel eine Erklärung parat, die ich aber zugunsten eures nächsten „Was geht denn hier ab?“-Moments nicht spoilern werde.

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Im Herzen bleibt Like a Dragon aber Like a Dragon. Man läuft in der Third-Person-Perspektive durch die Stadt, verprügelt dort zufällig auftauchende Gauner und erfüllt Haupt- und Nebenmission. Die Stadt in diesem Fall Honolulu. Gauner werden immer noch verprügelt, aber dazwischen grüßt man freundlich die Menschen mit einem herzhaften „Aloha!“ um Freunde in einer App zu sammeln, füttert Tiere und sammelt Insekten, Schmetterlinge und Kokosnüsse (zum Kochen) sowie Schrott (um das Segelschiff aufzurüsten).

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii 

Nebenmissionen, Mini-Games und Persiflagen

Wer nicht läuft, fährt Taxi (günstiger als im echten Hawaii) oder ist mit der Like-a-Dragon-Version eines Segways unterwegs. Die Nebenmissionen sind oft ein witziger Seitenhieb auf die japanische Popkultur und fast immer muss man schmunzeln. Oft wird man auch kalt erwischt, weil man einfach nicht damit gerechnet hat. So bekommt man etwa auf einmal real gefilmte Szenen im Stil einer Dating-Show wie Bachelor zu sehen.

Dazwischen gibt es Mini-Games, wovon ein paar traditionell und ein paar teils absurde Persiflagen sind. So gibt es etwa einen Rail-Shooter, bei dem „Freaks“ fotografiert werden müssen, eine Variante von Mario Kart und eine von Crazy Taxi. Bei letzterer ist man als waghalsiger Essenslieferant am Fahrrad unterwegs.

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Dann gibt’s es noch klassische Sega-Games, die man auf einer Heimkonsole spielen kann und etwas neuere Klassiker in der Spielhalle, wie etwa Virtua Fighter 3tb, Daytona USA und Ocean Hunter. Einige davon lassen sich sogar zu zweit spielen. Bei den Klassikern gibt es etwa Darts, eine Trick-Shot-Variante von Pool Billard, eine Piraten-Version von Baseball, Golf, Mahjong, Blackjack und vieles mehr. Noch nicht genug zu tun? Dann kann man noch Tiere für den privaten Streichelzoo einsammeln, gesuchte Verbrecher für Kohle verkloppen, auf Fotosafari gehen, Karaoke singen, und und und.

Nahezu alles davon ist optional, aber nicht bloß Zeitvertreib, so wie bei anderen Vertretern dieses Genres. Erreicht man eine gewisse Punkteanzahl, kann man zB. neue Crewmitglieder für das Piratenschiff anwerben oder bekommt als Belohnung „Piraten-Ansehen“, das zum Freischalten von Verbesserungen für Goro und das Piratenschiff benötigt werden.

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii 

Auf Hoher See

Das Herumfahren mit dem Piratenschiff ist der zweite große Teil des Spiels. In kompakten Levels steuert man das Ziel oder Schatzinseln an. Dazwischen liefert man sich Seeschlachten mit anderen Piratenschiffen. Bei größeren Gefechten wird nach dem Beschuss mit Kanonen und Maschinengewehren (oder Lasern, Haien und Kokosnüssen) das feindliche Schiff geentert. Dort tritt man mit der zusammengestellten Kaper-Crew gegen die meist zahlenmäßig überlegene feindliche Piraten-Mannschaft an. Auch da gibt es absurde Begegnungen, wenn etwa meine Karaoke-Oma mit ihren Mikrofonen einen Roboter verprügelt oder der Fahrrad-Lieferbote einen Bodybuilder im Sailor-Moon-Outfit das Fürchten lehrt.

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Als Schmankerl gibt es Kämpfe, bei denen man mit der Crew gegen 100 Feinde antritt – hier kommt schon ein bisschen Dynasty-Warriors-Feeling auf. Wer von der Freibeuterei nicht genug bekommt, kann sich im Piraten-Kolosseum weiteren Herausforderungen stellen.

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii 

Wenig Abwechslung, aber trotzdem viel Spaß

Besonders abwechslungsreich, was das Gameplay angeht, sind weder die Prügeleien zu Fuß noch die Seekämpfe. Trotzdem habe ich, allein mit Nebenmissionen und Schatzsuchen, gut 30 Stunden Spielzeit genossen, bevor ich mich allzu tief in die Hauptgeschichte gestürzt habe.

Der Schwierigkeitsgrad kann auf den höheren Stufen schon fordernd sein. Der Niedrigste ist aber sogar für Spieler annehmbar, die seit Jahren keine Yakuza-Games mehr gezockt haben und für Like-a-Dragon-Neulinge. Auch das manchmal holprige Gameplay verliert dadurch für Anfänger der Spieleserie sein Frustpotenzial.

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

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Für etwas Tiefe sorgt, dass man Ringe anlegen kann – einen für jeden Finger jeder Hand. Aber nicht jeder Ring passt für jeden Finger und manche Ringe geben im Set besondere Boni für die Kämpfe. Das ist zwar weit weg vom Gear-Optimizing eines RPG oder Loot-Shooters, aber dennoch unerwartet in so einem Spiel.

Ähnlich ist es mit den Piraten, die man für die Crew rekrutiert hat. Manche sind besser im Entern als an der Kanone und je nachdem, wer der erste Offizier ist und die Squad-Anführer der Enterbanden, gibt es unterschiedliche Boni. Außerdem kann man Crewmitgliedern Geschenke machen, um die Moral zu heben oder ein selbst gekochtes Festmahl servieren, um gleich mehreren Mitpiraten Motivation und ein Level Up zu bescheren. Personal-Management light also – im Yakuza-Piraten-Style.

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Fazit

Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii ist kein Spiel-des-Jahres-Anwärter. Das muss es aber auch nicht sein. Denn es macht nicht nur Spaß, sondern auch gute Laune. Die Mischung aus schrägem Humor und dem absurden Setting und genauso absurden Situationen ist ein Lichtblick in der Welt der Spiele – es muss nicht immer alles todernst und mit der Moralkeule daherkommen.

Auch für die reale Welt ist es ein kleiner Motivationsbooster. Wenn ein Yakuza mit Gedächtnisschwund im Piratenoutfit durch die Stadt läuft, freundlich mit „Aloha!“ grüßt und Menschen bereitwillig und mit einem (leicht gruseligen) Lachen bei ihren Problemen hilft, kann man sich daran ein Beispiel nehmen, um sich selbst in ungewissen Zeiten wie diesen ein Lächeln und Hilfsbereitschaft zu bewahren.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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