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Guardians of the Galaxy im Test: Besser als die Filme

"Star Lord" Peter Quill, Rocket Racoon, Groot, Gamora und Drax kämpfen als Guardians of the Galaxy gegen eine vernichtende Bedrohung und wachsen dabei zu einer Familie zusammen.

Das Spiel zu Marvel's Guardians of the Galaxy ist ein bisschen unter dem Radar geflogen. Es war plötzlich da und niemand hat so richtig mitbekommen, dass es existiert. Dabei muss sich das Spiel überhaupt nicht verstecken, denn es ist überraschend vielschichtig und kurzweilig, ohne die Filme – deren Einfluss natürlich an jeder Ecke zu spüren sind – zu kopieren.

Ich gebe es offen zu, 80er-Nostalgie macht mich eigentlich immer glücklich. Und davon ist Guardians of the Galaxy voll, das wird bereits beim Intro klar. Wir starten das Spiel in Peter Quills (aka "Star Lord") Jugendzimmer, mit einem Walkman in der Hand, der uns das ganze Game über treu begleiten wird. Es ist Quills Geburtstag und der Tag, der sein Leben für immer verändern wird, wie wir später erfahren.

5, die sich aufmachten die Galaxie zu retten

Zuvor erwachen wir aber aus diesem Traum und befinden uns in Quills Kajüte auf der Milano – dem Raumschiff der Guardians. Die Guardians – Quill, Rocket, Groot, Gamora und Drax – sind auf dem Weg in die Quarantäne-Zone, eine Region, die (aus gutem Grund) nicht betreten werden sollte. Dort sollen sie für Lady Hellbender ein Monster jagen.

Dabei lassen sie aber versehentlich ein merkwürdiges schwarzes Wesen frei, das die Galaxie innerhalb kürzester Zeit in einen Kult verwandelt. Das „Versprechen“, verlorene Geliebte zurückzubekommen, lässt alle Bewohner*innen in eine Art Trance verfallen. Sie werden zu Marionetten des Wesens und die Guardians müssen es besiegen, ohne selbst in seine Fänge zu geraten.

Mehr als ein Action-Shooter

Auf den ersten Blick wirkt das Spiel wir ein unterhaltsamer, bunter Shooter. Als Peter Quill ballern wir um uns und können unsere treuen Begleiter per Knopfdruck Spezialangriffe ausführen lassen: Groot ist der Verteidiger und kann Gegner festhalten, Rocket wirft Granaten, Drax haut sie als Tank mit Gewalt um und Gamora zerschnetzelt sie als Assassin mit ihrem Schwert. Über Erfahrungspunkte werden neue Fähigkeiten freigeschaltet, außerdem können Quills Waffen nach und nach Elementschaden mit Eis, Elektrizität, Plasma und Wind austeilen. Das macht die Kämpfe schnell und Abwechslungsreich, sehr einzigartig und besonders ist das aber nicht.

Interessanter ist das Motivieren des Teams. Sobald die „Huddle“-Anzeige voll ist, kann man die anderen Guardians zu einer „Teambesprechung“ zusammenrufen. Sie erzählen, wie sie sich im Kampf fühlen und wir müssen als Quill die richtigen Worte finden, um sie für das Gefecht aufzuheizen. Wählt man die korrekte Antwort, bekommt das ganze Team einen Schadensbonus während ein Song aus Peters 80er Playlist spielt. Das wirkt wie eine nette Kleinigkeit, fügt sich aber super ins Spiel: Als Peter versuchen wir ständig alle Teammitglieder zusammenzuhalten und ihnen zu helfen, wenn es ihnen schlecht geht.

Tiefgründige Gespräche und Rick Astley

Apropos 80er-Playlist – die ist reichlich gefüllt inklusive Rick Astley, Billy Idol, Pat Benatar und Blondie, um nur einige wenige zu nennen. Ich habe mich dabei ertappt, auf der Milano erstmal Musik aufzulegen, bevor ich mit der Crew spreche oder mein Equipment an der Werkbank aufrüsten lasse. Ein Gespräch über Vertrauen und traumatische Erinnerungen lässt sich gleich besser führen, wenn im Hintergrund Blue Öyster Cult läuft.

Überraschend war für mich wie viel in diesem Spiel gesprochen wird. Ich treffe immer wieder wichtige Entscheidungen, die später Auswirkungen darauf haben, ob Wege versperrt sind oder ich gegen mehr Gegner ankämpfen muss. Aber auch in Momenten, in denen man einfach nur von A nach B geht, gibt es permanent Unterhaltungen. Das habe ich so selten in einem Spiel erlebt. Wenn überhaupt, wiederholen sonst ein paar NPCs ihre einstudierten Sätze.

Hier führt das Team aber relevante Unterhaltungen, an denen man sich beteiligen kann – aber nicht muss – und füllt damit die Stille. Da es nie wirklich ruhig ist fühlt sich das ganze Spiel viel authentischer an als vergleichbare Adventure und da immer etwas los ist, kommt nie Langeweile auf, weil man gerade einfach nur geht oder irgendwelche halbgaren Rätsel löst.

Wenn ich am Gameplay etwas kritisieren soll, dann sind es die Passagen, in denen man die Milano fliegt. Die Idee, Dogfights und Flugpassagen einzubauen ist grundsätzlich nicht schlecht, dann muss man es aber auch gut umsetzen. Leider scheitert das an der verwirrenden und hakeligen Steuerung und oftmals fehlenden Erklärung, was man überhaupt machen soll. Das kann ein bisschen frustrierend sein. Sobald man aber verstanden hat, was man machen soll, sind die Passagen ohnehin schnell wieder vorbei.

Besser als die Filme? 

Bevor ich erkläre, warum mir das Spiel deutlich besser gefallen hat als die Filme, sollte ich vielleicht sagen, dass ich die Filme nicht sonderlich mag. Das soll nicht edgy sein, ich kann nachvollziehen, warum sie so vielen gefallen und es sind auch objektiv gesehen gelungene Verfilmungen, es ist aber nichts für mich. Umso überraschter war ich, dass mich das Spiel so gepackt hat, dass mich nur Müdigkeit davon abhielt, die zirka 20 Stunden am Stück zu spielen.

Dabei übernimmt das Spiel den knallig bunten Look, die halbgaren Witze und die rasante Action, wie man sie aus den Filmen kennt. Für mich schafft das Game aber eine bessere Balance zwischen Ernsthaftigkeit, dem Aufbau der Beziehung der Guardians zueinander und dem Humor. Der Grund ist ganz einfach: Das Spiel hat viel mehr Zeit, das zu erzählen.

Packende Story, starke Charaktere

In 16 Kapiteln passiert viel, es gibt zahlreiche Schauplätze, wichtige Nebencharaktere mit einer eigenen Geschichte und Agenda – das kann man in 2 Filmen (+ Infinity War/Endgame) gar nicht in dieser Ausführlichkeit erzählen. Das Spiel hat natürlich mehr Raum für Charakterentwicklung, glücklicherweise schöpft es das auch voll aus.

Die Story ist abwechslungsreich und episch, gerade im letzten Drittel fühlt sich jedes Kapitel so an, als könnte das eigentlich schon das große Finale sein. Die Geschichte lässt einen zufrieden zurück und ich habe alle Charaktere liebgewonnen, mehr als durch die Filme, die ich mir danach nochmals angeschaut habe und die mir jetzt noch weniger gefallen als davor.

Fazit

Fans der Guardians kommen voll auf ihre Kosten, auch wenn man sich schon and die Film-Schauspieler*innen gewöhnt hat und die Charaktere hier anders aussehen. Aber auch jene, die den Filmen vielleicht nicht so viel abgewinnen konnten, aber die schnelle Action und spannenden Charaktere interessant finden, können sich das Spiel ansehen.

Man wird in schön designte Welten entführt, hat durch die Schlauchlevel-Struktur aber nie Angst, dass man irgendwas verpasst. So hat man um die 20 Stunden einfach eine gute Zeit, was zwischen der Fülle an künstlich in die länge gezogenen Spielen und repetitiven Open-World-Szenarien auch mal wieder angenehm ist. Guardians of the Galaxy ist das perfekte Game für den Winter, vor allem wenn man um die Weihnachtstage ein bisschen Zeit hat.

Marvel's Guardians of the Galaxy wurde von Eidos Montreal entwickelt und von Square Enix vertrieben. Es ist für PS4 / PS5, Xbox One / Xbox Series X/S, Nintendo Switch und PC erschienen. Derzeit ist es in vielen Stores (z.B, hier bei Amazon) im Black-Friday-Sale.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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