
5 überraschende Tech-Pläne aus dem Regierungsprogramm
Das Warten hat ein Ende. Seit der Nationalratswahl im September ist viel Zeit vergangen. Doch jetzt liegt ein Papier auf dem Tisch, das zeigt, in welche Richtung Österreich in den kommenden Jahren steuern soll.
In dem Programm der künftigen Koalition, bestehend aus NEOS, SPÖ und ÖVP, finden sich auch überraschende Zukunftsthemen. Was davon in der wirtschaftlich angespannten Situation, in der sich Österreich derzeit befindet, umgesetzt wird, werden die nächsten Jahre zeigen.
1. Ein "Österreich-GPT"
Die designierte Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, ein Large Language Model für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der öffentlichen Hand zur Verfügung zu stellen, um sie bei der Arbeit zu entlasten. Gleichzeitig sollen auch Bürger und Bürgerinnen durch die Anwendung unterstützt werden. Details sind noch nicht bekannt, denkbar wäre etwa, dass ein Chatbot bei Behördengängen Hilfe leisten soll.
Ein "Österreich-GPT" ist überraschend, da es ein sehr konkretes Vorhaben ist - im Unterschied zu anderen Aussagen im Regierungsprogramm, die eher allgemein gehalten sind. Dass ein Large Language Model in diesem Regierungsprogramm vorkommt, könnte auf das wachsende Bewusstsein zur Bedeutung von Künstlicher Intelligenz hinweisen. Wie genau dieses österreichische GPT aussehen soll, ist allerdings noch nicht klar.
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Die Regierungsverantwortlichen weisen im Programm darauf hin, dass das Large Language Model für Routinetätigkeiten und Überprüfungen genutzt werden soll. Aber auch, dass der Einsatz genau geprüft und kontrolliert werden muss, um ethischen Prinzipien zu folgen und dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen.
2. Ein Weltraumlagebild
Österreich will seinen Luftraum in Zukunft besser sichern. Dazu beitragen soll laut dem Regierungsprogramm auch ein "Weltraumlagebild" als Teil des “Strategischen Kompass”.
Der "Strategische Kompass" legt die gemeinsamen strategischen Ziele der EU und ihrer Mitgliedstaaten in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung bis 2030 fest. Zudem verpflichtet er die EU-Staaten zu einer Reihe konkreter Zielvorgaben für die nächsten 5 bis 10 Jahre.
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Was mit einem Weltraumlagebild gemeint sein könnte, erfährt man in der “österreichischen militärischen Weltraumstrategie 2035+”. Es soll Bedrohungen und Risiken aus dem Weltraum bewerten, denn laut dem Dokument aus dem ehemaligen Bundeskanzleramt, nehmen Militarisierung und Bewaffnung im Weltraum stark zu.
Das Lagebild soll Auskunft über den Zustand und die Aktivitäten von Objekten im Weltraum geben, um Kollisionen und Konflikte zu vermeiden. Es schließt auch den Aspekt des Weltraumwetters mit ein, wie etwa Sonnenwinde und kosmische Strahlungen. Diese Phänomene können Satelliten im Weltraum und Telekommunikation auf der Erde stören oder beschädigen.
3. Automatisiertes Fahren
Auch autonomes Fahren soll im Rahmen des neuen Regierungsprogramms von ÖVP, SPÖ und NEOS aktiv angegangen werden. Zumindest ist das der Plan. Konkret heißt es, dass der rechtliche Rahmen unter Einbeziehung Beteiligter weiterentwickelt werden soll. Österreich soll sich dadurch als Vorreiter in Europa positionieren.
Dass gerade dieses Thema Aufmerksamkeit bekommt, ist überraschend, weil der rechtliche Rahmen für automatisiertes Fahren jahrelang gefehlt hat. Aber auch, weil Versprechen der Autohersteller über Fortschritte zu diesem Thema immer seltener wurden. Eine Ausnahme stellt Tesla-Chef Elon Musk dar, der in regelmäßigen Abständen ankündigt, dass man kurz vor dem Durchbruch bei autonomen Autos stehe.
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In Österreich gibt es bereits Teststrecken für autonomes Fahren. „Theoretisch darf man aktuell zwar nahezu überall in Österreich testen, aber nur wenige ausgewählte Test-Cases und mit umfangreichem Sicherheitskonzept nach vorheriger Genehmigung", sagt Martin Aichholzer vom ALP-Lab, ein Unternehmen das sich auf smarte Mobilität fokussiert.
4. E-Sports und Gaming
SPÖ, ÖVP und NEOS möchten den wachsenden Wirtschaftszweig E-Sports und Gaming stärker unterstützen. Denn der weltweite Umsatz im E-Sport-Markt wird bis 2028 voraussichtlich 5,2 Milliarden Euro erreichen, heißt es bei digitalaustria.
Zuletzt hat der Bund eine E-Sport-Förderung zur Verfügung gestellt. Konkret bedeutet das, dass E-Sport-Vereine mit insgesamt 450.000 Euro vom Bund unterstützt wurden. Dies betrifft alle Vereine im Gaming-Bereich, die ihre Infrastruktur verbessern und Turniere oder Trainingscamps ausrichten wollen.
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Pro Projekt konnten bisher bis zu 80 Prozent der Kosten eines Projekts gefördert werden, wobei der Höchstbetrag bei 16.000 Euro liegt. Wie genau der Bereich E-Sports und Gaming in Zukunft unterstützt werden soll, wird sich im Laufe der Regierungsperiode zeigen.
5. Bankomaten für das Land
Etwas weniger überraschend ist, dass Bargeld in Österreich eine wichtige Rolle spielt. Rund 97 Prozent der Bevölkerung haben laut Regierungsprogramm im Umkreis von weniger als 5 Kilometern einen Bankomaten. Damit zählt Österreich zu den EU-Ländern mit der höchsten Geldautomaten-Dichte.
Überraschend ist, dass das der künftigen Regierung nicht genug ist: „Die Bundesregierung bekennt sich zu einer flächendeckenden Bargeldversorgung, um die bestehenden Lücken zu schließen". Mit Lücken sind gut 300, meist ländliche, Gemeinden gemeint, in denen kein Bankomat steht.
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Einen Tag vor der Regierungsbildung verlautete die Oesterreichische Nationalbank außerdem, dass 120 neue Geldautomaten in ganz Österreich aufgestellt werden sollen, um diese Gebiete zu versorgen.
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