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Netzpolitik

Facebook und Instagram: Tracking hilft, dass Apps "kostenlos" bleiben

Seit dem Update auf iOS 14.5 können Apple-Anwender*innen selbst entscheiden, welche Apps von Drittanbietern sie tracken dürfen. Apple hatte mit der „App Tracking Transparenz“ (ATT) eine neue Funktion eingeführt, um die Privatsphäre seiner Nutzer*innen besser zu schützen. Laut Angaben der Analysefirma Branch Metrics scheint diese Einstellung gut anzukommen, denn die Zustimmungsrate zum Tracking durch Apps lag lediglich bei 4 Prozent.

Facebook, der US-Konzern zu dem auch der beliebte Messenger WhatsApp und die Foto-App Instagram gehören, ist die Option von Apple hingegen ein Dorn im Auge. Schon vor der Einführung hatte der Konzern dagegen Stimmung gemacht. Der Grund: Facebook setzt stark auf personalisierte Werbung. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte Apple etwa vorgeworfen mit dem Feature nur eigene Geschäftsziele zu verfolgen. Apple argumentierte, dass „Privatsphäre ein Menschenrecht“ sei und die Nutzer*innen selbst entscheiden dürfen, mit wem sie ihre Daten teilen - und mit wem nicht.

Bald nicht mehr gratis?

Nun geht Facebook noch einen Schritt weiter und zeigt den iOS-Nutzer*innen ein neues Pop-up an, um diese dazu zu bringen, dem Tracking bei der Facebook- und Instagram-App zuzustimmen. Facebook versucht die User*innen einerseits vom Nutzen personalisierter Werbung zu überzeugen, andererseits warnt der Konzern auch davor, dass die Apps ansonsten bald nicht mehr kostenlos sein könnten.

„Hilf uns dabei, dass Facebook und Instagram kostenlos bleiben“, heißt es in dem Pop-up seit kurzem. Der Technologie-Forscher Ashkan Soltani hat diese Änderung am Samstag erstmals entdeckt und einen Screenshot davon auf Twitter veröffentlicht. Für ihn ist das eine Kampfansage Facebooks an das neue Apple-Modell.

"Wird immer kostenlos sein"

Soltani erklärt, dass Facebook lediglich vorgeben würde, dass Nutzer*innen die Dienste künftig nicht mehr kostenlos nutzen könnten. Wenn Facebook plötzlich Geld von den Nutzern verlangen würde, würde das bisherige, gesamte Geschäftsmodell zusammenbrechen, weil zahlreiche Nutzer*innen den Dienst dann verlassen könnten.

Der Technologie-Forscher hat zudem einen Screenshot gepostet, den Facebook bis Anfang 2019 auf seiner Website hatte. Auf der Startseite war beim Sign-Up-Prozess zu lesen: „Es ist kostenlos und wird es immer sein“. Soltani sagt, dass Nutzer*innen, die Facebook bereits seit längerem nutzen und plötzlich dafür zahlen müssten, die kostenlose Nutzung einklagen könnten, weil sie getäuscht worden seien.

Außerdem hatte Facebook-CEO Mark Zuckerberg im Jahr 2018 vor dem US-Congress gesagt, dass es immer eine kostenfreie Version von Facebook geben werde, wie "The Verge" berichtet.

Facebook hat außerdem für Werbetreibende bereits ein Update an Informationen bereit gestellt, wie diese dennoch User*innen gezielt erreichen können. Das ist nämlich auch weiterhin möglich, nur bedarf es einiger Umstellungen seitens der Werbetreibenden. Facebook selbst kann Daten aus seinen Diensten weiterhin kombinieren und an Werbetreibende ausspielen, lediglich herstellerübergreifendes Tracking ist mit der „App Tracking Transparenz“ verboten.

Wie ihr Facebook das Tracking verbieten oder erlauben könnt, erfahrt ihr hier.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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