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Netzpolitik

Halle-Attentat auf Synagoge wurde via Twitch übertragen

In Halle in Deutschland ereignete sich am Mittwoch ein grauenvolles Attentat mit zwei Todesopfern. Ziel der Attacke war offensichtlich die zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur voll besetzte Synagoge der 238.000-Einwohner-Stadt. Als der vermeintliche Täter dort nicht eindringen konnte, zog er ab. Nach Angaben der Polizei erschoss er dann eine Passantin auf offener Straße in unmittelbare Nähe der Synagoge und danach einen Mann in einem Imbiss. Die Polizei geht bei der Tat von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.

35 Minuten Video

Der ganze Vorfall ist via Twitch übertragen worden. Das bestätigte die Plattform am Abend gegenüber CNBC. Die Live-Übertragung dauerte 35 Minuten. „Wir sind schockiert und traurig über die Tragödie, die heute in Deutschland stattgefunden hat“, sagte ein Pressesprecher von Twitch. Das Video wurde mittlerweile von Twitch entfernt.

„Wir haben eine Null-Toleranz-Richtlinie für Hassinhalte und jede Art und Gewaltdarstellung wird extrem ernst genommen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Inhalt permanent von Twitch zu verbannen und suspendieren alle Accounts, die versuchen, diese furchtbare Tat erneut hochzuladen,“ heißt es.

Live-Stream von Attentaten ein Problem

Twitch ist eine Video-Plattform von Amazon, die vor allem dazu gedacht ist, dass erfolgreiche E-Sports-Spieler ihre Games streamen und dabei mit dem Publikum chatten. Es ist nicht die erste Plattform, bei der Gewalttaten und andere Attentate livegestreamt und verbreitet worden waren. Zuletzt war es etwa Facebook, das als Plattform dafür benutzt worden war. Das Massaker in der Moschee in Neuseeland im März wurde etwa via Facebook übertragen.

Facebook sagte damals, dass die Plattform insgesamt 1,5 Millionen Videos von der Attacke gelöscht habe, die binnen 24 Stunden immer wieder und wieder hochgeladen worden waren. 1,2 Millionen Mal wurde das Video damals beim Upload blockiert. Auch YouTube, Twitter und Reddit mussten damals das Video der Gräueltat löschen.

Video auch auf 4Chan

Das Video vom Attentat in Halle ist unterdessen auch bei 4Chan aufgetaucht, wo es zum Download bereit stellt. 4Chan zählt zu den Online-Foren, die recht tolerante Richtlinien verfolgen, was Hassinhalte im Netz betrifft. Dort wird beispielsweise derzeit auch offen darüber diskutiert, was für Waffen beim Anschlag zum Einsatz gekommen sind.

Die EU arbeitet derzeit an einem entsprechenden Gesetz, wie Plattformen mit Terrorinhalten umgehen sollen. Derzeit ist darin vorgesehen, dass Plattformbetreiber wie Facebook oder Twitch die Inhalte binnen einer Stunde löschen müssen.

Wie es um die Ermittlungen rund um das Attentat in Halle steht, lest ihr bei unseren Kollegen von kurier.at.

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