Meta sperrt Konten mit Meta im Namen: Wienerin will nicht aufgeben
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Seit sich Facebook in Meta umbenannt hat, müssen Online-Accounts mit der Bezeichnung „Meta“ im Namen um ihre Existenz fürchten. Mark Zuckerberg hatte den neuen Firmennamen im Oktober bekannt gegeben. „Meta“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „nächste Ebene“. Für Facebook soll Meta „die nächste Ebene der Geschichte“ werden. Mit dem „Metaverse“ will der US-Konzern eine virtuelle Welt für E-Commerce, Online-Kommunikation und Ähnliches schaffen.
Die Umbenennung kam freilich gerade zur rechten Zeit. So gab es mit den „Facebook Files“, die Whistleblowerin Frances Haugen enthüllt hatte, jede Menge negative Berichterstattung. Der US-Riese Meta macht sich aber auch jetzt nicht gerade beliebt. Meta versucht jetzt nämlich offenbar, Accounts lahmzulegen, die „Meta“ im Namen haben, auch wenn diese bereits teilweise seit Jahrzehnten existieren.
"Hätte mir keine Auswirkungen erwartet"
Vor 10 Tagen wurde der Instagram-Account einer Wienerin gesperrt, die seit mehr als 5 Jahren den Instagram-Account @metaware betreibt (wir haben berichtet). Sie betreibt mit Metaware.Wien seit geraumer Zeit ein Geschäft, in dem sie handgemachte Geschenke „für Nerds und Geeks“ anbietet.
„Als sich Facebook in Meta umbenannt hat, habe ich, um ehrlich zu sein, erst einmal die Augen gerollt. Ich bin ja großer Fan der Vorsilbe, aber nur Meta, finde ich sehr einfallslos und nichtssagend. Damals habe ich mir aber auf keinen Fall gedacht, dass es Auswirkungen auf mich hat“, so Krüger-Schöller zur futurezone.
„Den Terminus Metaware hat von den Meta-Leuten noch niemand in den Mund genommen, aber ich denke, sie planen etwas mit genau diesem Namen und dachten, sie kommen davon, wenn sie den kleinen Laden in Österreich sperren. Das wird bestimmt niemand merken. Aber so einfach gebe ich nicht auf“, so die Ladenbesitzerin. Für die Geschäftsfrau ist die Sperre tragisch, weil sie oft Kooperationen mit Künstler*innen via Instagram startet.
Wofür Metaware.Wien Instagram nutzt
„Ich werde dort auf junge Künstler*innen aufmerksam und schreibe sie direkt an“, so Krüger-Schöller. Auch die Kommunikation mit Kund*innen laufe öfters über Instagram ab. „Das war alles von einem Tag auf den anderen weg“, sagt die Inhaberin von Metaware.Wien. Auch bei Krüger-Schöller war seitens des Social-Media-Dienstes moniert worden, dass sie sich als „jemand anders ausgibt“.
Krüger-Schöller hat gleich nach Inkrafttreten der Sperre den „offiziellen Weg“, um ihren Instagram-Account zurückzubekommen, eingeleitet und eine Kopie ihres Ausweises hochgeladen. „Es kam keine Antwort.“ Meta hat auf mehrmalige Anfrage der futurezone bisher nicht offiziell reagiert. Anders als beim Account Metaverse kann Krüger-Schöller weiterhin nicht auf ihren Instagram-Account zugreifen.
Metalab bemerkt Accounts mit gleichem Namen
Müssen jetzt alle Firmen und Personen, die den Namen „Meta“ im Namen tragen, um ihre Existenz zittern? Der Wiener Hackerspace Metalab, den es auch seit über 10 Jahren gibt, ist ebenfalls von der Namensähnlichkeit betroffen. „Im ersten Moment habe ich mir nicht viel dabei gedacht, schließlich wird Meta oft genug an anderen Stellen verwendet und wir sind schon recht deutlich von dem Konzern Meta abgegrenzt“, sagt Michael Happl aus dem Metalab im Gespräch mit der futurezone.
„Allerdings tauchen in letzter Zeit viele Webseiten mit meta- oder Metalab im Namen auf, welche sich mit dem Metaverse beschäftigen. Da mache ich mir ein bisschen Sorgen, dass wir darin untergehen oder damit in Verbindung gebracht werden“, so Happl.
Oliver Suchanek aka „Fussel“ betreibt für den Hackerspace Metalab den Instagram-Account @metalab_leaks. Suchanek will genau beobachten, was mit weiteren Instagram-Konten passiert, die Meta im Namen tragen. „Wenn die Account-Sperre kommen sollte, dachte ich daran, das Konto eventuell umzubennen“, so Suchanek.
"Nicht zu abhängig von Facebook werden"
Die Inhaberin der Werbeagentur Meta-Physik e.U., Maria Pflug-Hofmayr, hat ihren Firmen-Facebook-Account hingegen bereits seit geraumer Zeit stillgelegt, beziehungsweise verwendet ihn nicht mehr aktiv, um ihre Firma zu bewerben. „Ich sage seit Jahren, dass man aufpassen soll, nicht zu abhängig von Facebook - und jetzt Meta - zu werden, und stattdessen auf eigene Seiten zu setzen. Es haben schon eine ganze Menge Leute draufgezahlt“, so die Wiener Grafikerin und Astronomie-Spezialistin. „Facebook agiert in dieser Hinsicht intransparent und kurzsichtig.“ Das aktuelle Vorgehen zeige dies erneut deutlich.
Sie bringt auch ein Beispiel: Vor ein paar Jahren habe Facebook die Personalisierung der eigenen Seite für Firmen sehr stark beworben und angekündigt, dass personalisierte Seiten bevorzugt werden, so Pflug-Hofmayr. Viele Unternehmen hätten daraufhin ihre Facebook-Seiten aufwendig gestalten lassen, doch von einem Tag auf den anderen - zwischen Weihnachten und Silvester - sei die Personalisierung einfach wieder abgedreht worden. „Das Geld, das ins Branding geflossen ist, war vergeblich ausgeben worden.“ Daher sei es besser, von Facebook - oder jetzt Meta - als Unternehmer*in Abstand zu nehmen. Auf Instagram findet man Pflug-Homayr übrigens unter einem anderem Namen: @der_orion.
Der erste Account mit Meta im Namen, der gesperrt wurde, betraf übrigens eine New Yorkerin. Sie hat @metaverse seit mehr als 10 Jahren für ihre Kunstprojekte genutzt. „Dein Account wurde blockiert, weil du dich als jemand anderes ausgibt“, so die Mitteilung in der App. Mit Hilfe der New York Times eroberte sie den Account - nach Monaten - wieder zurück. Die Besitzerin von Metaware.Wien hofft nun, dass ihr Ähnliches auch gelingt. Sie will auf jeden Fall nicht aufgeben.
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