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Netzpolitik

So realistisch ist eine Netflix-Drosselung in Österreich

Diese Woche ging ein Schreiben an die österreichischen Internet-Provider. Dienste können offiziell gedrosselt werden, um Überlastungen des Netzes vorzubeugen. In dem entsprechenden Dokument heißt es, dass Maßnahmen darin bestehen können, “bestimmte Kategorien von Diensten (zB Videoanwendungen) weniger prioritär zu behandeln”.

Das heißt, dass Netflix, YouTube und Co beim Datentransfer nicht priorisiert werden. In der Praxis könnte das also bedeuten, dass nicht mehr in der höchsten Auflösung gestreamt werden kann, oder die Dienste bei zu hoher Auslastung für manche gar nicht mehr erreichbar sind. 

Ein entsprechender Passus wurde bereits in der EU-Verordnung zur Netzneutralität aus dem Jahr 2015 festgehalten, wie auch Thomas Lohninger von der Bürgerrechtsinitative epicenter.works auf Twitter anmerkt

Netzanbieter entscheidet selbst

Ob im Netz eine Überlastung vorliegt, kann der Verordnung zufolge der Netzanbieter selbst entscheiden. “Das Vorliegen der Überlastungsgefahr ist jedenfalls vom Anbieter anhand objektiv nachvollziehbarer und messbarer Kriterien im Einzelfall und auf Nachfrage nachzuweisen”, heißt es von der österreichischen Regulierungsbehörde RTR.

Aber wie wahrscheinlich ist es zum jetzigen Zeitpunkt, dass derartige Maßnahmen ergriffen werden müssen?

Noch lange nicht an Kapazitäten

Auf Nachfrage bei allen drei Mobilfunkern wird das Risiko aktuell als extrrem gering eingestuft. Laut A1 sei man noch “meilenweit” davon entfernt, an die Kapazitätsgrenzen zu stoßen. Vonseiten Drei heißt es, dass man die Netzauslastung permanent beobachtet und ständig Optimierungsmaßnahmen setze. Aktuell bewege sich der Traffic innerhalb der Kapazitäten. So lag die Spitzenlast am Dienstag bei Drei etwa 15 Prozent über dem üblichen Wert. Magenta betont ebenfalls, dass aktuell noch genügend Kapazitäten vorhanden seien. Man sei “kilometerweit” davon entfernt, Drosselungen vornehmen zu müssen. 

Viel Telefonie

A1 und Magenta melden zudem, dass die Telefonie in den vergangenen Tagen überproportional zugenommen hat. Der Zuwachs bei den Gesprächen sei bei Magenta anteilsmäßig deutlich höher, als der Zuwachs beim Datentransfer. 

Internet schonen

Auch, wenn die Netze aktuell noch nicht an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, lohnt es sich gerade in Zeiten wie diesen, bewusst mit dem Internet umzugehen. Dazu gilt es ein paar simple Tipps zu beachten:

  • Ab ins WLAN: Wenn möglich, Festnetzinternet benutzen, überhaupt bei datenintensiven Anwendungen wie Streaming. Dort sind die Kapazitäten höher, als bei Mobilfunkzellen.

  • Autoplay deaktivieren: YouTube, Netflix und Co verlässlich abschalten, wenn man es nicht konsumiert und nicht unbemerkt im Hintergrund laufen lassen

  • Nicht immer in 4K: Auflösung von Streams reduzieren

  • Alternative Signale: Wenn vorhanden, TV auch über Kabel oder DVB-T nutzen sowie Radio über FM.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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