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Netzpolitik

So will Wien zur "Digi-Hauptstadt" werden

Gelingen soll das Unterfangen mit einer Vielzahl von Neuerungen und Projekten. Einige davon stellte der Stadtchef am Mittwoch mit dem zuständigen Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) vor. Die Latte reicht von WLAN für alle Pflichtschulen über Online-Amtswege bis hin zur „Grätzlmap“.

Als Ludwig angekündigt habe, „Digi-Hauptstadt“ werden zu wollen, „da habe ich auch einmal geschluckt“, gestand Hanke. Wobei: So schlecht stehe man schon jetzt nicht da, verwies er auf schon umgesetzte Aktivitäten: „Natürlich ist da noch Luft nach oben, aber wir fangen bei weitem nicht bei Null an.“

WLAN für Volksschulen

Angehen will die Stadt den Ausbau in mehreren Bereichen - darunter auch Bildung. So sollen in drei Jahren die Klassen aller Wiener Pflichtschulen mit WLAN ausgestattet sein. Gestartet werde mit den Neubauten, dann würden Schulen, die gerade saniert werden, und Berufs- sowie Mittelschulen folgen, skizzierte Ludwig. In weiterer Folge könnten Schüler auch mit entsprechenden Endgeräten ausgestattet werden, deutete Hanke auf Nachfrage an: „Ich will hier aber jetzt keine Ankündigungen machen, die ich nicht halten kann.“ Darüber nachdenken werde man aber jedenfalls, „sonst wäre das ja eine halbherzige Sache“.

Mein.Wien-Portal

In Vorbereitung ist zudem eine neue Website, die diverse digitale Anwendungen unter www.mein.wien bündeln wird. „Sonst verlieren wir uns in Hunderten Apps“, erklärte der Stadtrat. Per Login werden diverse Behördenwege online zu erledigen sein. So wird man etwa recht unkompliziert das Parkpickerl bestellen können. Gastwirte wiederum sollen mit ein paar Klicks ihren Schanigarten schnell und einfach beantragen oder die Genehmigung verlängern können. Auch Baueinreichungen soll man künftig von zu Hause aus erledigen können. Für die Digitalisierung des Pass- und Meldewesens brauche es allerdings entsprechende Gesetzesänderungen des Bundes, betonte Hanke.

Grätzlmap

Die Website läuft derzeit schon im Probebetrieb („Beta-Version“). Interessierte können schon jetzt Testuser werden, bevor das Service dann in rund einem halben Jahr in den Vollbetrieb wechselt. Über „mein.wien“ hat man auch Zugriff auf die neue „Grätzlmap“. Diese Funktion ermöglicht es für Nutzer, zu einem selbst festgelegten Standort alle Neuigkeiten zu erfahren. Infos gibt es darüber, welche Events im Grätzl stattfinden, wo die nächste Altstoffsammelstelle ist, warum ein Straßenabschnitt saniert wird oder welche Führungen in umliegenden Museen geboten werden.

Die Digitalisierung biete enorme Chancen für die Wirtschaft und könne auch das Leben jedes Einzelnen einfacher machen, unterstrich Ludwig - aber: „Sie darf keine Gräben zwicshen die Gesellschaft ziehen.“ Sprich: Wien soll nicht in eine Stadt der zwei Geschwindigkeiten zerfallen. Deshalb will man auch ältere Menschen mitnehmen. Die Stadt plant einen Testbetrieb mit 80 Senioren, die 18 Monate lang mit Tablets und Smart Watch ausgestattet werden und ihre Erfahrungen schildern sollen, ob dadurch ihr Leben leichter und selbstbestimmter geworden ist. Kernstück des Vorhabens ist eine Art Nachbarschaftsnetzwerk, um gemeinsame Aktivitäten planen zu können oder Neuigkeiten zu erfahren.

Peter Hanke

Auch die Verwaltung betrifft es

Schneller will Wien auch im Magistrat selbst werden. Dank der inzwischen abgeschlossenen Digitalisierung des öffentlichen Raums - eine Art genaueres Google Street View mit Zusatzfunktionen - sollen weniger Mitarbeiter ausrücken müssen. Die Vermessung und Begutachtung örtlicher Gegebenheiten kann so beispielsweise in vielen Fällen vom Schreibtisch aus passieren, hieß es. Viele Wege würden dadurch eingespart.

Ludwig und Hanke versprachen am Mittwoch, dass dies nur die ersten Schritte sein würden. Weitere Anwendungen sollen in regelmäßigen Abständen folgen.

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