Google-Schriftzug auf einem Gebäude.
US-Gericht: Google soll 425 Millionen Dollar Strafe zahlen
Google muss in den USA eine Strafe von 425 Millionen Dollar zahlen. Das entschied ein Geschworenengericht am Mittwoch (Ortszeit) in einer Sammelklage, wie ein Sprecher der Klägeranwälte mitteilte. Dem Konzern wurde vorgeworfen, weiter Daten von Millionen Nutzern gesammelt zu haben, obwohl diese eine entsprechende Tracking-Funktion auf ihrem Google-Konto deaktiviert hatten. Google plant, Berufung gegen das Urteil einzulegen, wie ein Sprecher des Unternehmens erklärte.
"Diese Entscheidung missversteht, wie unsere Produkte funktionieren", sagte Google-Sprecher Jose Castaneda. "Unsere Privatsphäre-Tools geben den Menschen die Kontrolle über ihre Daten, und wenn sie die Personalisierung deaktivieren, respektieren wir diese Entscheidung." Ein Anwalt der Gegenseite zeigte sich in einer Erklärung "natürlich sehr zufrieden" mit dem Urteil.
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Sieg vor Gericht am Dienstag
Für Google ist es dennoch eine gute Woche. Erst am Dienstag ist nämlich die US-Regierung vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, eine Zerschlagung des Internet-Riesen zu erwirken. Der mit dem Fall befasste Richter Amit Mehta in Washington beschloss, dass das Unternehmen nicht gezwungen werden sollte, sich vom Webbrowser Chrome und dem Mobil-Betriebssystem Android zu trennen. Die Regierung sei mit ihren Forderungen zu weit gegangen, entschied er.
Die Klage war bereits 2020 am Ende der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump eingereicht worden. Zugleich untersagte der Richter Google in seinem 230 Seiten langen Urteilsspruch exklusive Vereinbarungen für die Verbreitung seiner Dienste - das betrifft etwa die Web-Suche, Chrome und die KI-Software Gemini. Allerdings wird der Konzern andere Unternehmen wie Apple oder den Firefox-Entwickler Mozilla grundsätzlich weiterhin dafür bezahlen können, dass sie seine Dienste vorinstallieren oder prominent platzieren.
Google muss Daten mit Konkurrenz teilen
Apple bekommt nach Informationen aus dem Prozess Milliarden Dollar dafür, dass die Google-Suche auf iPhones als Standard vorinstalliert wird. Für Mozilla ist die Vorinstallation der Google-Suche im Browser Firefox eine zentrale Einnahmequelle. In der EU werden Nutzer inzwischen ausdrücklich gefragt, welche Suchmaschine sie nutzen wollen. Einen solchen Auswahl-Zwang für die USA, der stillschweigend getroffene Voreinstellungen verhindern soll, lehnte der Richter ab.
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Google wird zugleich einige Daten aus seiner Suchmaschine mit Konkurrenten teilen müssen. Das betrifft unter anderem Teile des Suchmaschinen-Index, den Google beim Durchforsten des Internets erstellt, sowie einige Informationen zu Interaktionen mit Nutzern. Die Daten sollen rivalisierenden Suchmaschinen wie Microsofts Bing und DuckDuckGo, aber auch KI-Firmen wie dem ChatGPT-Entwickler OpenAI und Perplexity bei der Entwicklung ihrer Konkurrenzprodukte helfen.
Google-Aktie steigt
An der Börse wurde das Urteil als klarer Erfolg für Google gesehen: Die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet stieg am Mittwoch zur Eröffnung um 6,8 Prozent. Auch für das Apple-Papier ging es um 3 Prozent aufwärts. Beim iPhone-Konzern bessern die Einnahmen von Google das Geschäft in der Dienstleistungssparte auf.
Experte Doug Anmuth von JPMorgan schrieb in einer ersten Reaktion, der Entscheid sei die lange Wartezeit wert gewesen. Das Ergebnis sei für Alphabet deutlich vorteilhafter als erwartet: Der Richter habe berücksichtigt, dass sich das Marktumfeld für Suchmaschinen durch die Künstliche Intelligenz massiv verändert. Das Negativszenario sei damit vom Tisch, lobte Stephen Ju von UBS. "Am Ende ändert sich nichts", kommentierte der Investor und langjährige Branchenanalyst Gene Munster das Urteil im Wirtschaftssender CNBC.
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