Apple iPhone 7 im Test: Warten auf das iPhone 8
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Apple-Mitbegründer Steve Jobs kann nicht gerade als Experte für gute Mode bezeichnet werden. Das wohl markanteste Markenzeichen an Jobs war sein Outfit, das stets gleich blieb: Jeans und ein schwarzer Rollkragenpullover. Doch obwohl er selbst nicht viel für Mode übrig hatte, schätzte er gutes Design. Das dürfte wohl auch die Neuorientierung des US-Konzerns in den vergangenen Jahren erklären.
Auf den Gästelisten bei Apple-Events fanden sich immer wieder Modegrößen, wie zum Beispiel Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour oder Designer Karl Lagerfeld. Und auch in den eigenen Reihen finden sich immer mehr Menschen aus der Modewelt: “Yves Saint Laurent”-CEO Paul Deneve wechselte 2013 als VP für “besondere Projekte” zu Apple, kurz danach folgte Burberry-CEO Angela Ahrendts, die nun die Apple Stores verantwortet. Zudem wurden zahlreiche weitere hochrangige Mitarbeiter von Gap, GQ, Louis Vuitton sowie Burberry und Yves Saint Laurent abgeworben.
Wandelt sich Apple still und heimlich vom Technologie- zum Modekonzern? Nicht ganz, doch der US-Konzern wünscht sich offenbar, dass die eigenen Produkte ähnliche Begehrlichkeiten wecken wie Mode von Gucci, Louis Vuitton oder Versace - wohl auch, weil der eigene technologische Fortschritt in den vergangenen zwei Jahren zum Stillstand gekommen ist.
Das bislang beste Beispiel dafür lieferte Apple vergangene Woche mit dem iPhone 7 ab. Leicht verbessertes Design trifft auf leicht verbesserte Hardware: Ein Rezept, das auf dem Smartphone-Markt eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch dürfte es wieder Warteschlangen vor den Geschäften und lange Lieferzeiten geben. Doch warum eigentlich?
Optisch könnte man das iPhone 7 relativ einfach mit den beiden Vorgängern verwechseln. Daher entschied sich Apple wohl auch für den Farbwechsel, sodass der Generationenwechsel deutlich ist. Statt dem markanten “Spacegrau” setzt man nun auf mattes “Schwarz” sowie Klavierlack-ähnliches “Diamantschwarz”. Damit wagt man einen Schritt zurück, zumindest optisch. Die schwarze Lackierung erinnert an jene des mittlerweile vier Jahre alten iPhone 5, lediglich auf die Glas-Leisten für die Antennen muss man verzichten. Weiterhin verfügbar: Silber, Gold und Roségold.
Apropos Antennen: Auf die Kunststoffleisten, die die Empfangsfähigkeit der Antennen gewährleisten, kann man weiterhin nicht verzichten. Dieses Mal wurden sie allerdings so platziert, dass sie kaum sichtbar sind. So verlaufen sie beim iPhone 7 über die Kante auf der Rückseite und wurden in der Farbe des Aluminium-Gehäuses lackiert. So muss man schon sehr genau hinschauen, damit man sie erspähen kann. Optisch ist das iPhone 7 wohl das unscheinbarste Smartphone seit zumindest drei Jahren. Die schwarze Rückseite ist schlicht und hervorragend verarbeitet, sticht jedoch kaum hervor. Es wirkt so, als würde ein runder Block Aluminium mit dem Apple-Logo auf dem Tisch liegen - der Protz-Faktor sinkt also deutlich.
Griffiger, aber rutschig
Die Lackierung des schwarzen iPhone 7 ist zwar etwas griffiger als beim Vorgänger, dennoch rutschte das schmale Smartphone relativ leicht aus der Hand. Selbst auf leicht schrägen Flächen rutscht das Smartphone ungewohnt leicht. Das Halten wird aber nicht nur durch die glatte Oberfläche erschwert, auch die angenehm runde Passform ist ein leichter Nachteil, denn es gibt kaum Ecken und Kanten, an denen man das Smartphone stützen könnte. Der Wegfall der Kopfhörerbuchse hat übrigens auch ihr Gutes: Das Kopfhörerkabel in der Mitte stört deutlich weniger als an der linken Seite.
In puncto Maßen ähneln sich iPhone 7 und iPhone 6s wie ein Ei dem anderen. Auf den Zehntelmillimeter genau sind die Maße gleich geblieben. Gehäuse des Vorgängers können dennoch nicht weiterverwendet werden. Das liegt an der Kamera, die aufgrund des optischen Bildstabilisators mehr Platz benötigt und nun knapp acht statt sechs Millimeter im Durchmesser misst. Alles andere - sei es nun Blitz, Mikrofon, Power- und Lautsprechertasten - findet sich an exakt der gleichen Position wie beim Vorgänger. Der Kamera-Buckel steht nun auch unwesentlich weiter hervor, sodass das Smartphone an seiner dicksten Stelle nun 8,2 statt 7,9 Millimeter misst. An den physischen Tasten an der Seite fällt jedoch auf, dass diese sich nun etwas leichter betätigen lassen und weniger laut “klicken” als bisher.
Die Aufregung war groß: Apple nahm all seinen “Mut” (Zitat Phil Schiller) zusammen und hat die Kopfhörerbuchse (den klassischen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss) entfernt. An dessen Stelle finden sich nun Öffnungen für ein barometrisches Ventil.
Das Argument, man wolle die Branche vorantreiben und einen mittlerweile 50 Jahre alten Standard ablösen, ist hanebüchen. Denn drahtlose Kopfhörer gibt es seit fast zwei Jahrzehnten und sie sind aus gutem Grund noch kein Standard: Magere Akkulaufzeit, hohe Preise und starke Einschränkungen für audiophile Nutzer.
Dass Apple selbst nicht so recht von seiner Entscheidung überzeugt ist, belegt die Tatsache, dass dem iPhone 7 ein Adapter von Lightning auf Klinke beigelegt ist. Der knapp acht Zentimeter lange Adapter ist praktisch und fällt in der Hosentasche kaum auf, im Alltag macht er jedoch einen wenig ästhetischen Eindruck. Sollte er übrigens verloren gehen, kann man ihn im Apple Store für 9,90 Euro nachkaufen.
Zum Test standen lediglich die beigelegten EarPods mit Lightning-Stecker zur Verfügung, die drahtlosen AirPods sind erst ab Ende Oktober für 180 Euro erhältlich. Die Qualität der EarPods ist gut, mit Ausnahme des Steckers sind sie allerdings im Vergleich zu den Vorgängern unverändert.
Adapter weg, Kunde weg
BuzzFeed behauptete unter anderem in seinem Test, dass die Kopfhörer am Lightning-Anschluss besser halten würde. Das ließ sich im (unfreiwilligen) Selbstversuch nicht bestätigen. So verfehlte ich beim Einstecken des Smartphones einmal die Tasche und das iPhone fiel zu Boden. Die Kopfhörer rissen ebenso leicht aus der Lightning-Buchse wie herkömmliche Kopfhörer aus dem 3,5-mm-Klinkenanschluss. Im direkten Vergleich mit dem iPhone 6s zeigte sich, dass der Lightning-Stecker tatsächlich etwas fester hält, es im Alltag dadurch aber keinerlei Vorteile gibt: Das Kabel wird das iPhone nicht vor dem Fall retten.
Im Alltag macht sich die Umstellung durch die beigelegten Kopfhörer kaum bemerkbar, auch andere Klinken-Kopfhörer ließen sich durch den Adapter problemlos verwenden. Zudem funktionierten auch Bluetooth-Kopfhörer ohne Apples W1-Chip (dieser soll unterbrechungsfreie Verbindungen und geringen Verbrauch garantieren) genauso gut wie bei früheren iPhones. Apple hat gut vorgesorgt, dennoch muss man sich Kritik gefallen lassen.
Denn in einem Zeitalter, in dem viele Nutzer ohnehin schon ein gutes Dutzend proprietärer Kabel herumschleppen müssen - sei es nun für Laptop, Smartwatch, Kamera, Tablet oder irgendwelche anderen Gadgets - lässt sich ein kleiner Adapter (und in weiterer Folge Kunden) rasch verlieren. Zudem fällt, wie Heise in Messungen nachgewiesen hat, die Signalqualität bei Verwendung des Adapters schlechter aus. Das dürfte wohl nur Audiophilen auffallen, dennoch beweist es auf peinliche Art und Weise, dass Apples Lösung nicht einmal qualitativ den Status Quo aufrecht erhalten kann.
Bei der Qualität des Bildschirms gibt es im Vergleich zum Vorgänger deutliche Verbesserungen, auch wenn auf dem Papier die wichtigsten Details gleich geblieben sind: Nach wie vor setzt Apple auf einen 4,7 Zoll großen LC-Bildschirm mit IPS-Technologie, der mit 1334 mal 750 Bildpunkten (326 ppi) auflöst. Wie das iPad Pro unterstützt man nun allerdings auch den DCI-P3-Farbraum, der im Vergleich zum bisher verwendeten sRGB einen größeren Bereich des menschlichen Farbraums abdecken soll.
Im direkten Vergleich mit dem iPhone 6s sind die Farben etwas satter, der Unterschied ist jedoch marginal. Obwohl DCI-P3 etwas rotstichiger sein soll, ließ sich der Unterschied im direkten Vergleich nur bei wenigen Bildern, beispielsweise mit hohem Kontrast, erspähen.
Der neue Farbraum wird nicht nur vom Bildschirm, sondern auch von der Front- und Rückkamera unterstützt. Im Gegensatz zum iPad Pro beherrscht der Bildschirm allerdings nicht die “True Tone”-Technologie, die den Weißabgleich des Bildschirms an das Umgebungslicht anpasst. Apple verspricht zudem, dass das Display mit 625 Candela pro Quadratmeter (nits) knapp 25 Prozent heller als beim Vorgänger ist. Da der Bildschirm aber bereits beim Vorgänger sehr hell und im Alltag problemlos ablesbar war, profitiert man davon lediglich an besonders sonnigen Tagen.
Kleine Veränderung, große Wirkung: Apple hat die Kapazität des Akkus beim iPhone 7 um knapp 200 mAh erhöht. Statt 1715 fasst er nun 1960 mAh - mehr als ausreichend für einen Tag und auch etwas darüber hinaus. Im Test war nach sechs Stunden Streaming mit Spotify im WLAN die Hälfte des Akkus verbraucht, beim durchschnittlichen Einsatz im Alltag (eine Stunde Telefonieren, zwei Stunden Bildschirm an, zwei Stunden Streaming mit Spotify) verblieb am Ende des Tages noch ein Drittel der Akkuladung.
Sorgen darum, dass der Akku plötzlich leer sein könnte, musste man sich nicht machen. Das Laden ging hingegen in einem eher gemächlichen Tempo vonstatten. So dauerte es knapp 90 Minuten, bis der entladene Akku wieder über 100 Prozent verfügte. Im Zeitalter von Quick Charge 3.0, das (deutlich größere) Android-Akkus binnen 35 Minuten von null auf 80 Prozent bringt, hat man hier als Apple-Nutzer einen deutlichen Nachteil.
Die bereits zehnte Generation des iPhones bekommt auch eine brandneuen CHip verpasst. Der System-on-a-Chip (SoC) A10 Fusion soll laut Apple 120 Mal schneller als der Chip des ersten iPhones sein. Dazu wagt Apple den wohl größten Sprung seit drei Jahren, als man die Chip-Architektur von 32 auf 64 Bit umstellte. Der A10 Fusion setzt auf insgesamt vier CPU-Kerne, die allerdings in zwei verschiedene Cluster aufgeteilt sind. Zwei Akku-schonende und niedriger getaktete CPU-Kerne sind für alltägliche Aufgaben zuständig, bei Bedarf können zwei flottere Kerne mit bis zu 2,34 GHz dazugeschaltet werden.
Diese Technologie ist nicht neu. Die britische Chip-Schmiede ARM bietet bereits seit 2011 die sogenannte Big-Little-Architektur an, die nahezu von jedem Hersteller eingesetzt wird, unter anderem Qualcomm, Mediatek und Samsung. Mediateks Helio X25 setzt unter anderem bereits auf zehn Kerne, die in drei verschiedene Cluster aufgeteilt werden. Ob Apple die Technologie von ARM lizenziert oder eine eigene Lösung entwickelt hat, ist unklar. Wie der im iPad Pro verwendete A9X wird der SoC im 16-Nanometer-Verfahren hergestellt, wodurch deutlich mehr Transistoren als beim A9 verbaut werden konnten.
Im Vergleich zum iPhone Plus muss man lediglich einen Nachteil hinnehmen: Statt drei sind lediglich zwei Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut. Im Alltag machte sich das jedoch nie bemerkbar, weder Multitasking noch besonders leistungshungrige Apps konnten den RAM voll auslasten.
Ice Storm Unlimited: 37.061 Punkte
GFXBench (OpenGL, Manhattan): 3623,06 Frames (58,44 fps)
GFXBench (Metal, Manhattan): 3251,48 Frames (52,44 fps)
In GPU-lastigen Benchmarks wie 3DMark oder GFXBench glänzt das Smartphone mit Bestwerten. Während die aktuellen High-End-Modelle von Samsung (Exynos 8890), HTC (Qualcomm) und LG (Qualcomm) kaum die Marke von 30.000 Punkten erreichen, überspringt der A10 Fusion diese Hürde problemlos und erreichte im Test rund 37.000 Punkte.
Auch in den Browser-Benchmarks Kraken und Octane macht das iPhone 7 eine sehr gute Figur. Während das iPhone 7 (Safari) lediglich 1129,9 Millisekunden für das Absolvieren des Kraken-Benchmarks benötigte, dauerte dies beim Samsung Galaxy S7 Edge (Chrome) 2612,3 Millisekunden. Auch in Googles Benchmark Octane (v2.0) fiel der Unterschied deutlich aus: 25.953 Punkte (iPhone 7) gegenüber 10.285 Punkten (Samsung Galaxy S7 Edge).
Eindrucksvoll ist jedoch, dass sich das iPhone selbst unter voller Auslastung kaum erwärmt. Das Metallgehäuse blieb auch bei intensiven Benchmarks kühl, nach einer Weile erhöhte sich die Temperatur auf “handwarmes” Niveau. Die Wärme konzentrierte sich insbesondere auf die rechte Seite, auf der sich der A10 Fusion befinden dürfte. Ein unangenehmes Niveau wurde jedoch nie erreicht.
So groß die Aufregung um den Abschied von der Kopfhörerbuchse sein mag, für deutlich mehr Verwirrung dürfte jedoch das Aus für den mechanischen Home-Button sorgen. Obwohl die Taste weiterhin vorhanden ist, befindet sich keine echte Taste mehr dahinter. Stattdessen kommt hier ein Touch-Sensor zum Einsatz, der Berührungen erfasst. Direkt hinter der Taste befindet sich ein Vibrationsmotor, Apples “Taptic Engine”, der das haptische Gefühl einer mechanischen Taste nachahmen soll. Das gelingt jedoch nur bedingt.
Der Nutzer bemerkt relativ rasch, dass da etwas nicht stimmen kann, da die Taste bei Druck nicht nachgibt. Die Vibration ähnelt zwar tatsächlich dem Druck einer mechanischen Taste, ist allerdings oftmals zu sanft. Apple bietet beim Einrichten die Möglichkeit, aus drei verschiedenen Vibrationsstufen zu wählen. Selbst auf der höchsten Stufe spürte ich oftmals das Betätigen der Taste nicht.
Dabei beschränkte sich das Problem nicht nur auf mich. Zahlreiche Testpersonen, denen ich das iPhone 7 in die Hand drückte, reagierten ähnlich. Das Feedback von rund zehn Personen war durchgehend negativ. Doch hier muss ich den Home-Button in Schutz nehmen: Nach knapp zwei Tagen hatte ich mich an das ungewöhnliche simulierte Klicken gewöhnt. Plötzlich trat der umgekehrte Effekt ein: Die mechanischen Tasten des Samsung Galaxy S7 Edge und iPhone 6s fühlten sich merkwürdig und irgendwie “billig” an. Gewisse Gesten, wie beispielsweise das doppelte Antippen des Home-Buttons, um die obere Hälfte des Bildschirms nach unten zu “ziehen”, gingen deutlich leichter von der Hand. Hat man sich einmal an das Konzept gewohnt, weiß man die Taste zu schätzen. Während mechanische Tasten rasch Abnützungserscheinungen zeigen, fühlt sich das iPhone auch nach einer Woche wie unbenutzt an. Wer sich also beim Ausprobieren der Taste erschreckt: Keine Angst, man gewöhnt sich daran und lernt es zu schätzen.
Wer sich übrigens fragt, wie man nun einen Neustart erzwingt: Statt Home- und Power-Taste müssen die Power- und Leiser-Taste gleichzeitig gedrückt werden. Diese Tastenkombination muss künftig auch betätigt werden, um das iPhone 7 in den Wartungszustand (DFU) zu versetzen.
Kein Smartphone für Schwimmer
Die größte Furcht vieler Apple-Nutzer wird ebenfalls mit dem iPhone 7 beseitigt. Zugegeben, die meisten meiner Freunde haben ihre iPhones durch einen zerschmetterten Bildschirm verloren, doch auch von Wasserschäden wird mir immer wieder berichtet. Da hilft es oftmals wenig, das Smartphone in einen Beutel Reis zu stecken. Mit dem iPhone 7 soll das der Vergangenheit angehören. Das Apple-Smartphone ist endlich wasser- und staubdicht. Dazu wurde es nach der IP67-Schutzklasse zertifiziert.
Das bedeutet, das iPhone kann künftig in bis zu einem Meter tiefen Wasser für bis zu 30 Minuten verweilen, ohne Schäden zu nehmen. Dabei gilt: Das Feature gibt Sicherheit, falls das Smartphone einmal versehentlich in Wasser landen sollte oder man es bei Regen verwendet. Doch zum Schwimmen oder gar Tauchen sollte man das Smartphone weiterhin nicht mitnehmen. Und auch vor Salzwasser sollte man es nach Möglichkeit fernhalten. Ohnedies ist es unter Wasser unbrauchbar, der Touchscreen kann keinerlei Eingaben erfassen. Apple schließt übrigens in den Garantiebedingungen weiterhin explizit Wasserschäden aus und bittet Nutzer, das Smartphone fünf Stunden lang nicht zu laden, wenn es nass wurde.
Doppelte Freude
Es mag absurd klingen, doch mit dem iPhone 7 halten auch endlich Stereo-Lautsprecher Einzug. Der Klang hat sich im Vergleich zum iPhone 6s deutlich verbessert, vor allem das räumliche Gefühl sowie die deutlich gesteigerte Lautstärke hinterlassen einen positiven Eindruck. Im direkten Vergleich war das iPhone 7 sogar einen Tick lauter als das deutlich größere iPad Air 2. So kann man durchaus einen kleinen Raum mit Musik beschallen oder in einer lauteren Umgebung gemeinsam ein Video anschauen.
Doch trotz der Verbesserungen muss man nach wie vor Einschränkungen hinnehmen, die man wohl weiterhin nur mit einem Bluetooth-Lautsprecher lösen kann. Da das iPhone 7 keinen sonderlich großen Klangkörper bieten kann, fehlt dem Lautsprecher vor allem Volumen. Bei voller Lautstärke ist der Klang im Vergleich zum iPad Air 2 zwar etwas lauter, übersteuert allerdings auch etwas und lässt viele Details vermissen, die man am Apple-Tablet gut hören kann.
Die Kamera des iPhone 7 hat im Vergleich zum Vorgänger zahlreiche kleine Detailverbesserungen bekommen, die vor allem Aufnahmen bei schlechten Lichtbedingungen zugute kommen sollen. So löst der Sensor weiterhin mit zwölf Megapixel auf, kann nun aber auf eine überarbeitete Linse mit insgesamt sechs statt fünf Elementen sowie einer höheren Lichtempfindlichkeit (f/1.8 statt f/2.2) zurückgreifen. Zudem hat Apple erstmals einen optischen Bildstabilisator im Basis-Modell verbaut. Dieses Feature war bislang den Plus-Modellen vorbehalten.
Der Nachteil: Der von vielen verhasste Kamera-”Pickel” auf der Rückseite ist etwas größer geworden. Doch die Vorteile überwiegen, denn vor allem Videos profitieren vom hervorragenden Bildstabilisator. Und bei schlechten Lichtbedingungen kann die Kamera nun so deutlich länger belichten.
Die Aufnahmen können sich sehen lassen, vor allem bei Nacht. So zeichneten sich Aufnahmen der Stadt bei Nacht durch einen hohen Detailgrad, geringes Rauschen sowie hohen Kontrast aus. Während viele Smartphone-Kameras beispielsweise lediglich helle Lichtquellen einfangen, konnte das iPhone neben den Gebäuden auch den markanten “Lichtsmog” der Stadt festhalten. Lediglich Motive in Bewegung, beispielsweise ein vorbeifahrender Radfahrer, ließen sich nur sehr unscharf festhalten.
Lediglich mit künstlichen Lichtquellen bei Nacht, beispielsweise beleuchteten Schildern von Geschäften, hatte das Smartphone seine Probleme. Diese Aufgabe bewältigte unter anderem das Samsung Galaxy S7 Edge im Test deutlich besser. Beim Fokussieren kann das iPhone 7 problemlos mit der Konkurrenz von Samsung und LG mithalten, lediglich beim Auslösen benötigt man einen Tick länger. Hier scheint Apple im Automatik-Modus vor allem langen Belichtungszeiten den Vorzug zu geben - gut für Landschaftsaufnahmen, schwierig bei Motiven in Bewegung.
Unter dem Strich beschränken sich die Verbesserungen jedoch fast ausschließlich auf Aufnahmen bei Nacht. Aufnahmen bei Tag sind bei iPhone 7 und iPhone 6s nahezu ident, lediglich Nutzer mit zittrigen Händen dürften ein wenig vom optischen Bildstabilisator profitieren.
Der Blitz verfügt nun über vier statt zwei LEDs. Der Weißabgleich wird dadurch nicht verbessert, da man genauso viele Farben wie zuvor abbilden kann, die Helligkeit des Blitzes hat sich aber deutlich verbessert. So kann der Blitz nun auch für Motive, die rund drei Meter entfernt sind, gut verwendet werden. Und auch bei Nacht erwies sich der Blitz oftmals als hilfreich, auch wenn man sich hin und wieder wünscht, die Stärke manuell einstellen zu können.
Gebt uns mehr Kontrolle
Hier zeigt sich auch ein großes Problem mit der iPhone-Kamera, so gut sie auch sein mag: Die simple Kamera-App schränkt die Möglichkeiten der Hobby-Fotografen zu stark ein. Während viele Hersteller, unter anderem Samsung, LG, Huawei und HTC, umfangreiche Einstellungen anbieten, die Fotografen die volle Kontrolle über die Aufnahme geben, ist man bei Apple im Automatik-Modus gefangen.
Weder ISO-Wert noch Belichtungszeit können manuell angepasst werden. In den Einstellungen können lediglich Blitz und HDR aktiviert oder deaktiviert werden sowie eine verzögerte Aufnahme und Filter ausgewählt werden. Für einen Hersteller, der damit wirbt, die beste Smartphone-Kamera auf dem Markt zu bieten, ist das zu wenig.
Immerhin: Über Adobes kostenlose Lightroom-App kann man nun auch Fotos im DNG-Format schießen. Es wäre zwar wünschenswert, dass Apples Kamera-App diese Funktion selbst unterstützen würde, wie es bereits bei vielen anderen Smartphone-Herstellern üblich ist, aber vielleicht passiert ja noch ein Wunder. An den verfügbaren Modi hat sich nichts geändert: Neben dem klassischen Foto-Modus gibt es weiterhin quadratische Aufnahmen, Panoramen, sowie Videoaufnahme in 2160p bei 30 Bildern pro Sekunde möglich.
Optional kann auch die Auflösung auf 1080p reduziert und die Bildrate auf 60 oder 120 Bilder pro Sekunde hochgeschraubt werden. Zudem gibt es weiterhin einen Slow-Motion- und Zeitraffer-Aufnahmen, wobei die Slow-Motion-Aufnahmen in 720p (240 Bilder pro Sekunde) einen mageren Kontrast bieten konnten und gute Lichtbedingungen erforderten, um ordentliche Ergebnisse zu liefern.
Obwohl der Name eine neue Generation suggeriert, fühlt sich das iPhone 7 eher wie ein iPhone 6,5s an. Darüber können weder eine neue Farbe, kleine Detailverbesserungen an der Hardware oder ein wasserdichtes Gehäuse hinwegtäuschen.
So fällt es selbst schwer, das Smartphone Nutzern der vorletzten Generation (iPhone 6 und iPhone 6 Plus) zu empfehlen, da die Vorteile schlicht und ergreifend zu gering sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der fehlende Kopfhörer-Anschluss viele potentielle Käufer abschrecken wird. Denn wer ist schon bereit, zumindest 759 Euro für ein Smartphone zu investieren, wenn er sein möglicherweise teures Audio-Equipment nicht mehr damit verwenden kann und nochmals mehrere hundert Euro für Bluetooth-Kopfhörer investieren muss?
Ich konnte während meines Tests das Gefühl nicht abschütteln, dass das iPhone 7 nicht mehr als ein Lückenbüßer ist. Apple war bewusst, dass dieses Jahr einfach nicht mehr möglich ist, weswegen man den wahren Generationensprung auf das zehnjährige Jubiläum im kommenden Jahr verschob. Daher kann ich bestehenden iPhone-Nutzern der letzten drei Generationen guten Gewissens raten: Wartet ab.
Das iPhone 7 ist nach wie vor ein hervorragendes Smartphone, doch die Konkurrenz hat mittlerweile aufgeholt. Samsungs Galaxy S7 Edge und Note 7 können es locker mit dem iPhone 7 aufnehmen, sind günstiger und bieten dank Android und microSD-Kartenslot deutlich mehr Flexibilität. Und auch Huaweis P9, das mit 549 Euro (UVP) deutlich günstiger ist, muss sich nicht vor der US-Konkurrenz verstecken. Wer es noch etwas günstiger haben will, sollte zudem das OnePlus 3 (399 Euro) in das Auge fassen.
Modell:
Apple iPhone 7
Display:
4,7 Zoll IPS-LC-Bildschirm - 1334 x 750 Pixel (16:9, 326 ppi)
Prozessor:
Quadcore-SoC (Apple A10 Fusion)
RAM:
2 Gigabyte
Speicher:
32/128/256 GB intern, kein microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
iOS 10.0.1
Anschlüsse/Extras:
Lightning, Bluetooth 4.2, WLAN (a/b/g/n/ac), LTE, IP67-zertifiziert
Akku:
1960 mAh
Kamera:
12 Megapixel (Hauptkamera, Quad-LED-Blitz, optischer Bildstabilisator, f/1.8), 7 Megapixel (Frontkamera, f/2.2)
Videos:
Aufnahme in 2160p bei 30 fps möglich
Maße:
138,3 x 67,1 x 7,1 mm, 138 Gramm
Preis:
ab 759 Euro (32 Gigabyte)
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