A1: Das Ende der klassischen SIM-Karte ist da
A1: "Das Ende der klassischen SIM-Karte ist da"
Auf dem Weg von den alten Tasten-Handys hin zu den modernen Smartphones hat sich bei Mobiltelefonen so gut wie alles verändert. Nur eines ist (fast) gleichgeblieben: Die SIM-Karte, die man in das Gerät steckt. Nach all den Jahren begleitet uns das kleine Plastikteil mit aufgedrucktem Chip noch immer. Daran sind die Telefonnummer sowie der Mobilfunktarif gekoppelt. Doch nun ist offenbar auch das Ende der physischen SIM-Karte gekommen.
Dieses Aus könnte durch die neue iPhone-Generation eingeläutet werden. Noch im September soll nämlich ein besonders dünnes iPhone-Modell auf den Markt kommen, das voraussichtlich keinen Einschub für eine SIM-Karte mehr haben wird. Möglicherweise haben auch die anderen neuen iPhone-Modelle keinen sogenannten SIM-Slot mehr.
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eSIM statt SIM-Karte
Der jeweilige Tarif und die Telefonnummer werden stattdessen auf digitale Weise auf einer eSIM gespeichert. Diese eSIM ist ein kleiner Chip, der fix im Smartphone, der Smartwatch oder in anderen Geräten verbaut ist. Der Begriff eSIM steht übrigens für "embedded SIM" und bedeutet eingebaute SIM (Subscriber Identity Module).
Ein solcher eSIM-Chip ist fest im Smartphone verbaut.
© Giesecke & Devrient
Der Anfang vom Ende der SIM-Karte
Unabhängig davon, ob die neuen Apple-Handys mit oder ohne einen solchen Einschub kommen, stehe das Ende der herkömmlichen SIM-Karte bevor. Davon überzeugt ist der A1-Technikchef Christian Laqué, wie er gegenüber der futurezone erklärt.
Weder aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten noch aus Sicht der Mobilfunker gäbe es Gründe, die für die physische SIM-Karte sprechen. Gleichzeitig sieht der CTO von A1 mehrere Punkte, in denen die eSIM der herkömmlichen SIM-Karte deutlich überlegen ist.
Ganz ähnlich sieht dies das Forum Mobilkommunikation (FMK), die Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche: "Prinzipiell gibt es durch die eSIM für Kundinnen und Kunden keine Nachteile", heißt es in einem Statement gegenüber der futurezone.
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A1-Technikchef Christian Laqué
© A1 / Del Missiere
Neuer Tarif in wenigen Minuten einsatzbereit
Der wohl größte Vorteil einer eSIM ist, dass man spontan etwa vom Sofa aus auf einen neuen Tarif wechseln kann. Man muss sich nicht in einem Shop eine physische SIM-Karte besorgen oder darauf warten, bis sie per Post zugestellt wird. Ein neuer Tarif ist mit ein paar Klicks und in wenigen Minuten aktiviert und einsatzbereit.
Das reduziert nicht nur die Hürden bei einem Wechsel zwischen Mobilfunkanbietern, das ist vor allem auf Reisen eine besonders praktische Angelegenheit. Für den Aufenthalt im Ausland kann man sich etwa maßgeschneiderte, zeitlich begrenzte und meist günstige Datenpakete auf sein Smartphone holen.
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Einfache Handhabung
Wechselt man etwa das Handy, kann die Rufnummer sowie der Tarif beim Einrichten auf das neue Smartphone kabellos übertragen werden, sagt Laqué von A1: "Es ist nicht mehr nötig, sich mit der feinen Mechanik des SIM-Einschubs zu beschäftigen. Es reicht eine Bestätigung am Display und die Telefonnummer wird auf das neue Gerät aufgespielt."
Dass für das Aktivieren einer eSIM ein QR-Code gescannt werden muss, wird es in Zukunft auch eher nicht mehr geben, erklärt der A1-CTO. Kauft man ein Smartphone in Verbindung mit einem Tarif etwa bei A1, wird die eSIM automatisch aktiviert, sobald man das Gerät in Betrieb nimmt. Eine eSIM kann aber auch mithilfe der App des Mobilfunkers aktiviert werden.
Aktivierung ohne WLAN
Die Aktivierung einer eSIM durch die Nutzerin oder den Nutzer ist mittlerweile auch ohne aktive WLAN-Verbindung zu bewerkstelligen. Das sei deswegen möglich, weil die eSIM bereits selbständig eine Verbindung zu den A1-Servern aufbauen kann, bevor der Tarif von Nutzerseite überhaupt aktiviert wird, sagt Laqué.
Diese zeitlich begrenzte, kurze Vorab-Verbindung ist für die Aktivierung des Tarifs notwendig. Dasselbe ist auch bei Datentarifen für Internet-Cubes, für Smartwatches oder IoT-Anwendung möglich.
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Mehrere Tarife auf dem Smartphone speichern
Praktisch ist zudem, dass auf einem Smartphone mehrere eSIM-Profile gespeichert werden können. Je nach Bedarf lässt sich der gewünschte Tarif mit per Tastendruck ein- beziehungsweise ausschalten. Eines werde sich aber nicht ändern, erklärt Laqué.
"Gleichzeitig können weiterhin nur 2 verschiedene Tarife oder eben eSIMs aktiv sein", so der A1-CTO. Das liege aber nicht an der eSIM, sondern am Kommunikationsmodul der Smartphones, die nur 2 gleichzeitige Verbindungen unterstützen.
Bessere Smartphones
Für die Smartphone-Hersteller bedeutet der Wegfall des SIM-Einschubs eine maßgebliche Reduktion der Komplexität der Hardware. Da die eSIM nur ein winzig kleiner Chip ist, bleibt in einem Handy mehr Platz für andere Komponenten. Dadurch ist es auch einfacher, wasserdichte Geräte sowie besonders dünne und flache Handys herzustellen.
Gleichzeitig würden Defekte durch unsachgemäßes Einlegen der SIM-Karte entfallen, heißt es sowohl vom A1-CTO als auch vom Forum Mobilkommunikation. Außerdem könne man eine eSIM nicht verlieren oder stehlen, wodurch die Sicherheit erhöht wird.
Gut für die Umwelt und den Vertrieb
Nicht unerwähnt will der A1-Manager den Nachhaltigkeitsfaktor lassen. "Würden wir auf die SIM-Karten aus Plastik komplett verzichten, könnte allein A1 pro Jahr mehr als 2,4 Tonnen Plastik einsparen. Weltweit wären es ungefähr 12.000 Tonnen Plastik jährlich."
Gleichzeitig kann die gesamte Logistikkette auf ein Minimum reduziert werden. Es müssen etwa keine Kuverts mehr verschickt werden, es bedarf keiner passenden Stecknadel zum Öffnen des Einschubs mehr und natürlich entfallen sämtliche Fahrten, um die Plastikkarten zuzustellen. All das würde auch völlig neue Vertriebswege eröffnen, sagt Laqué im Gespräch mit der futurezone.
Es wird SIM-Karten weiterhin geben
Der Umstieg von herkömmlichen SIM-Karten auf die eSIM werde aber nicht von heute auf morgen über die Bühne gehen, beruhigt der A1-Technikchef: "Bei A1 wird es weiterhin die klassische SIM-Karte geben." Bis in Österreich die letzte SIM-Karte ausgegeben wird, werden noch viele Jahre vergehen, schätzt Laqué.
Auch wenn in Österreich mittlerweile alle namhaften Mobilfunkanbieter ihre Tarife via eSIM anbieten, gibt es noch zahlreiche Smartphones und Internet-Cubes, die nicht mit der elektronischen SIM kompatibel sind. Darauf werde man natürlich Rücksicht nehmen, erklärt der CTO von A1.
Man werde jedoch beim SIM-Tausch oder bei der Neuanschaffung eines Tarifs über die eSIM und ihre Vorteile informieren. Denn eines sei klar, sagt Laqué: "Das Ende der klassischen SIM-Karte ist gekommen".
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