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iPad Pro 2022 im Test: Hoffen auf das Killer-Feature

Rein äußerlich ist das neue iPad Pro kaum von dem Modell aus dem Vorjahr zu unterscheiden

Ohne großes Event hat Apple die aktuelle Generation seiner iPad-Geräte vorgestellt. Größte Neuerung der iPad Pros ist der aktualisierte Chip. Die Tablets kommen mit der jüngsten Generation von Apples hauseigenen SoC, dem Apple M2. Ich habe das neue iPad Pro getestet.

Das Äußere

Rein äußerlich hat sich im Vergleich zum Vorjahres-iPad-Pro fast nichts verändert. Die bemerkenswerteste Änderung ist, dass auf der Rückseite jetzt tatsächlich auch “Pro” und nicht mehr lediglich “iPad” steht. Wichtig, weil mittlerweile kann man die einzelnen iPad-Geräte sonst kaum voneinander unterscheiden und man will nach außen hin ja zeigen, dass man ein "Pro" ist. 

Ich habe das große iPad Pro getestet, das über ein Display mit einer Diagonale von 12,9 Zoll verfügt. Naturgemäß geht das Gerät in dieser Displaygröße nicht mehr als kompakt durch. Das Gehäuse misst 280,6 x 214,9 x 6,4 mm. Das Gewicht von 682 Gramm liegt 216 Gramm über dem des kleinen iPads. 

In der Praxis liegt das große iPad jedenfalls deutlich besser in der Hand, als man es in dieser Größe meinen möchte. Längerfristiges Bedienen, ohne das Tablet abzulegen, spielt es jedoch nicht. Nach spätestens 10 bis 15 Minuten muss ich das Gerät entweder am Schoß, oder eben am Tisch, wenn ich vor einem sitze, abstützen.

Beim Gehäuse gibt es Apple-typisch wenig zu bemängeln. Das Gerät ist rundum sauber verarbeitet. Erstaunlicherweise wirkt es trotz der geringen Gehäusedicke nicht fragil oder so, als müsste Sorgen haben, dass es bricht.

iPad Pro 12,9 Zoll (2022)

iPad Pro 12,9 Zoll (2022)

  • Maße und Gewicht: 280,6  x 214,9 x 6,4 Millimeter, 682 Gramm (WiFi), 684 (5G)
  • Display:12,9" Multi‑Touch Display (32,77 cm Diagonale) mit Mini‑LED Hintergrund-Beleuchtung und IPS Technologie, 2.732 x 2.048 Pixel bei 264 ppi, 1.600 Nits maximale Helligkeit, typische Helligkeit 600 Nits Spitzenhelligkeit, HDR, True Tone, Großer Farbraum (P3)
  • Kamera:
    • 12 MP Weitwinkel‑ und 10 MP Ultraweitwinkel-Kamera
    • Weitwinkel: ƒ/1.8 Blende
    • Ultraweitwinkel: ƒ/2.4 Blende
    • Bis zu 5x digitaler Zoom
  • Video: ProRes-Video­aufnahme bis zu 4K mit 30 fps (1080p mit 30 fps für 128 GB Kapazität); 4K Video­aufnahme mit 24 fps, 25 fps, 30 fps oder 60 fps; 1080p HD Video­aufnahme mit 25 fps, 30 fps oder 60 fps; Erweiterter Dynamik­bereich für Video bis zu 30 fps; bis zu 3x digitaler Zoom 
  • Selfie-Kamera:12 MP Kamera, ƒ/2.4 Blende
  • Prozessor: Apple M2 Chip
  • Speicher: ab 128 GB, bis zu 2 TB
  • Akku: Li-Po 10.758 mAh
  • Software: iPadOS 16
  • Sonstiges: WLAN 6E (802.11a/b/g/n/ac/ax), 2,4 GHz und 5 GHz, simultanes Dualband, Geschwindigkeiten von bis zu 2,4 Gbit/s7; MIMO; Bluetooth 5.3
  • Preis: ab 1.449 Euro

Das Display und das Hovern mit dem Apple Pencil

Das Display ist das Gleiche wie beim Vorgänger und weiß immer noch zu beeindrucken. Mit 2.048 x 2.732 Pixel kommt man auf eine Pixeldichte von 265 PPI. Das erscheint im Vergleich zu aktuellen Smartphones zwar niedrig, gestochen scharf sieht die Anzeige dennoch aus. Die Mini-LED-Technologie sorgt für satte Kontraste, 120 Hz für eine geschmeidige Navigation durch die Menüs. 

Neu ist eine Hover-Funktion mit dem Apple Pencil der 2. Generation. Dabei wird der Stift bereits dann erkannt, wenn er 12 Millimeter über dem Display gehalten wird. Dadurch sieht man, wo der Pencil auf dem Display aufkommt. Auch erlaubt es so zusätzliche Funktionalitäten. Malt man etwa mit Wasserfarben, sieht man schon beim Hovern, wie sich die neu ausgewählte Farbe mit derer mischt, die bereits am Bild ist. Außerdem wird so die Tür für zahlreiche weitere Sekundärfunktionen mit dem Apple Pencil in verschiedenen Anwendungen geöffnet.

Wenn man genau hinsieht, sieht man den Hover-Punkt unterhalb der Pencil-Spitze

Das Hovern selbst funktioniert intuitiv und gut. So wird etwa der Punkt auf dem Display auch größer und kleiner - je nachdem ob man sich mit dem Stift nähert oder nicht. 

Die Kameras

Das iPad verfügt auf der Rückseite über eine 12-Megapixel-Weitwinkelkamera, dazu gibt es eine 10-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera. Ein ToF-Sensor ist ebenfalls vorhanden. So weit, so wie beim Vorgängermodell. Eine Neuerung hat sich Apple aber dennoch überlegt. So unterstützt das neue iPad nun Videoaufnahmen im Kinomodus, also mit künstlicher Unschärfe, ähnlich wie beim Porträt-Fotomodus. Außerdem wird Filmen in ProRes mit höherer Farbgenauigkeit und geringerer Komprimierung ermöglicht. Auch wenn Filmen mit dem iPad jetzt im Kinomodus möglich ist, werde ich mit einem Tablet nach wie vor nur in der äußersten Not Fotos oder Videos machen. Noch mehr gilt das für die große Variante mit fast 13 Zoll.

Die Frontkamera löst mit maximal 12 Megapixel auf. Die volle Auflösung nutze ich selten bis nie aus, denn zumeist kommt sie lediglich bei Videotelefonie zum Einsatz. Hier unterstützt das iPad Pro auch den im Vorjahr von Apple eingeführten Folgemodus. Das heißt, wenn man seine Position während des Videoanrufs ändert, folgt einem der Kameraausschnitt. Möglich wird das dadurch, dass das iPad nicht das volle Bild verwendet, das die Weitwinkelkamera aufzeichnet. Lediglich ein Ausschnitt ist zu sehen, der immer angepasst wird. Das vermittelt die Illusion, dass die Kamera dem eigenen Kopf folgt. Das funktioniert in der Praxis gut und sorgt bei den anderen Teilnehmer*innen bei Videokonferenzen nicht selten für Staunen.

Das neue iPad kommt mit FaceID, das gewohnt zuverlässig entsperrt. Fingerabdruckscanner ist keiner vorhanden.

iPad Pro 12,9 Zoll (2022)

Leistung ohne Ende und Stage Manager

An der Rechenleistung des neuen iPad Pro muss dank des M2-Chips niemand zweifeln. Im Grunde ist das Tablet damit im Inneren genauso gut ausgestattet wie Apples aktuelle MacBook-Air-Geräte. Naturgemäß laufen sämtliche Alltags-Apps flott und genauso, wie man es sich erwartet. Im Vergleich zum M1 spricht Apple von 15 Prozent mehr Rechen- und bis zu 35 Prozent mehr Grafikleistung

Das geht auch einher mit den Benchmarks, die ich durchgeführt habe. Beim 3DMark Wild Life Extreme kommt das iPad Pro mit M2 auf 6973 Punkte bei einer durchschnittlichen Framrate von 41,8 fps. Das Air M1 erreichte beim gleichen Benchmark 5029 Punkte bei 30,1 fps. Bemerkbar ist dieser Leistungsunterschied freilich nur in Extremsituationen und somit eher selten. 

In erster Linie zielt Apple mit dem iPad Pro auf professionelle Anwender*innen in der Kreativbranche ab. Für Video- und Fotobearbeitung hat das iPad Pro genügend Leistungsreserven. Schneiden und Konvertieren von Videos funktioniert gut und dank des M2 encodiert das neue iPad schneller als alle Vorgänger.

iPad Pro 12,9 Zoll (2022)

Großartig funktioniert das Multitasking dank des neuen Stage Managers in iPadOS 16. Besonders mit dem großen iPad Pro ist das Bedienen mehrerer Anwendungen so flüssig und produktiv möglich, wie noch auf keinem iPad. 

Ab und an kämpfe ich noch mit der Bedienung (warum kann man ein Fenster nicht einfach durch doppeltes Tippen auf den Rahmen in den Vollbildmodus bringen), unterm Strich ist der Stage Manager aber eine willkommene Neuerung für die iPads.

Drahtlos und Akku

Um die Daten möglichst schnell drahtlos übertragen zu können, kommt das neue iPad erstmals mit dem WLAN-Standard WiFi 6E. Durch zusätzliche Frequenzen soll hier etwas Luft zwischen den vielen funkenden Geräten geschaffen werden. In Österreich ist die Nutzung der 6GHz-Frequenzen allerdings noch nicht freigegeben, sie wird für Anfang 2023 erwartet. 

Der Li-Po-Akku des großen iPad Pro hat eine Kapazität von 10.758 mAh und liefert genug Leistung, um auch bei extrem starker Nutzung über einen ganzen Tag zu kommen. Apple selbst spricht von 10 Stunden Betriebszeit, eine Screentime, auf die ich im WLAN-Betrieb auch in etwa gekommen bin. Schnellgeladen wird mit maximal 18 Watt.

iPad Pro 12,9 Zoll (2022)

Fazit

Das neue iPad Pro ist eines der leistungsstärksten und besten Tablets, das man derzeit kaufen kann. Dieses Versprechen geht auch in der Praxis auf, Apple lässt nichts anbrennen. Die Verarbeitung stimmt wie gewohnt, das Display ist makellos, die Leistung so stark wie nie. Einzig der Preis von 1.449 Euro (12,9 Zoll) bzw. 1.049 Euro (11 Zoll, jeweils WiFi-only) ist happig.

Also absolute Kaufempfehlung, wenn man das Geld ausgeben kann und möchte? Nicht unbedingt - und wie so oft liegt der Grund bei Apple selbst. Gehen wir es der Reihe nach durch:

Kaufen, ja: Wer ein iPad mit einem Screen größer als 11 Zoll sucht, kommt an dem neuen Pro nicht vorbei. Es ist das einzige Modell, das Apple optional mit 12,9 Zoll anbietet. Die einzige Alternative, die man hier hat, ist zum Vorjahresmodell mit M1 zu greifen, das von Apple selbst allerdings nicht mehr angeboten wird. Man muss sich also bei Dritthändlern bzw. Refurbished-Angeboten umsehen, die durchaus attraktiv sein können, denn auch der M1 hat immer noch genug Leistungsreserven.

Kaufen, eher nein: Wer ein 11-Zoll-Tablet mit starker Leistung will und dem die 120Hz-Bildwiederholrate egal ist, muss sich das neue Pro nicht kaufen. Stattdessen kann man getrost zum iPad Air M1 greifen. Verzichten muss man dabei eben auf das flüssigere Display, auf das “Hovern” mit dem Pencil (nett, aber nicht lebensnotwendig), FaceID (stattdessen hat man TouchID, also ziemlich egal) und die zusätzliche Ultraweitwinkel-Kamera (wer fotografiert schon mit dem iPad). Geladen werden beide über USB-C, das Pro-Modell kommt mit zusätzlicher Unterstützung für Thunderbolt. Diese Nachteile lassen sich angesichts des geringeren Preises verschmerzen. So legt man für das Air 280 Euro weniger hin: Die WiFi-Version kostet 769 Euro.

Killer-Feature vor der Tür?

Obiges gilt allerdings nur so lange, bis Apple nicht ein mögliches Killer-Feature für seine iPad-Pro-Schiene ausrollt. So wird spekuliert, dass die M2-Geräte eine Variante von macOS bekommen könnten. Technisch müsste dies leicht machbar sein, da die MacBooks mit dem gleichen M2-Chip ausgestattet sind wie die iPad Pros. 

Die Möglichkeit macOS auf den iPads zu betreiben, würde durchaus ein Killer-Feature für die Pro-Schiene sein, denn damit hätte man wirklich einen vollwertigen Laptop-Ersatz. Ein Touchpad für das Navigieren eines Mauszeigers hielt ja schon bereits vor einigen Jahren Einzug in Apples Magic Keyboards für iPads. 

Sollte an den Gerüchten etwas dran sein, dürften wir es spätestens im Juni anlässlich Apples Entwicklerkonferenz Worldwide Developers Conference (WWDC) erfahren. 

Pro und Contra

Pro

  • Wundschönes Display
  • Hohe Leistung
  • Stage Manager für alle iPads eine große Bereicherung

Contra

  • Teuer
  • Starke Konkurrenz durch iPad Air M1

iPad Pro 2022, Preise in Österreich

Mit 128 GB Speicher kostet das neue iPad Pro in der 11-Zoll-Variante 1.049 Euro, mit 5G-Support 1.249 Euro

Für die 12,9-Zoll-Variante werden 1.449 Euro für WiFi-only und 1.649 für die 5G-Version fällig.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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