Das neue iPad im Test: Lohnt sich der Umstieg auf das neue Design?
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Es ist vollbracht: Apple hat sein iPad-Lineup vollständig auf das neue Design umgestellt. Somit erscheint nun auch das Standard-iPad im neuen Look. Damit einher gehen einige Umstellungen, die zum Teil ziemlich kurios sind.
Ich habe mir das neue iPad genauer angesehen und versuche die Frage zu beantworten, ob sich ein Umstieg auf das neue Design und den leicht geänderten Formfaktor lohnt. Außerdem habe ich versucht, das neue iPad samt "Magic Keyboard Folio"-Tastatur als Laptop-Ersatz zu verwenden.
Pro & Contra
Pro
- Neuer, frischer Look
- USB-C, 5G und WiFi 6
- Bessere Frontkamera
- Hochwertige neue Tastatur (optional erhältlich)
Contra
- Keine neuen Funktionen
- Adapter-Chaos beim Apple Pencil
- Hoher Preis
12 Bilder
Neues altes Design
Design und Formfaktor des neuen iPad sind ja nicht gänzlich neu. Das iPad Air setzt seit 2020, das iPad Pro gar seit 2018 auf denselben Look. Insofern hat Apple damit nicht das Rad neu erfunden, sondern ein bewährtes Konzept eingesetzt.
Die Design-Umstellung beim Standardgerät war höchst an der Zeit. Denn der alte Look lässt sich bis zum allerersten iPad aus dem Jahr 2010 zurückführen. Dem iPad der 10. Generation tut das Update sichtlich gut: Es verleiht dem Gerät einen frischen Look, wodurch es nun deutlich moderner wirkt.
Außerdem ist das neue iPad nun in bunten pastell-artigen Farben erhältlich: Blau, Silber, Rosé, Gold. Allerdings haben die meisten Nutzer*innen ihr iPad ohnehin in einem Case, sodass die Farbe des Gehäuses meist nicht wirklich sichtbar ist.
Auf einen Blick: Was ist neu am iPad?
Die Neuerungen im Überblick
- Neues Design
- Leicht größerer Screen
- USB-C-Anschluss
- Bessere Frontkamera
- Neue Hauptkamera
- 5G und WiFi 6
- Neuer Prozessor
- Mit neuer Tastatur kompatibel
- Höherer Preis
Neuer Fingerprintsensor
Durch das Design-Update ist der Rahmen um das Display deutlich schmäler geworden, die Frontkamera ist auf die Längsseite gewandert und Home-Button gibt es keinen mehr. Der Fingerprintsensor ist im Power-Button integriert, der sich am Rand des Geräts befindet.
Die größte Umstellung bei der Verwendung im Alltag ist somit die geänderte Positionierung des Fingerprintsensors. Der Griff zum Power-Button ist zumindest am Anfang ungewohnt, nach ein oder 2 Tagen ist mir das gar nicht mehr aufgefallen. Der Sensor selbst ist zuverlässig und schnell wie eh und je.
Kleineres Gehäuse, etwas leichter
Im Vergleich zum Vorgängergerät haben sich die Maße nur minimal geändert. Das iPad (10th Gen.) ist etwas dünner und etwas breiter und ein paar Millimeter weniger hoch. Außerdem ist das neue Gerät um 10 Gramm leichter als die Vorgängerversion.
Die Gestensteuerung (ohne Home-Button) war bei der Vorgängerversion auch schon integriert. Insofern gibt es bei der Usability des neuen iPad keine allzu großen Veränderungen.
Größerer, besserer Screen
Eine kleine Verbesserung gibt es beim Bildschirm: Statt einem Retina Display kommt beim neuen iPad nun ein Liquid Retina Display zum Einsatz. Das bedeutet, dass die Auflösung von 2.160 x 1.620 Pixel auf 2.360 x 1.640 Pixel angewachsen ist.
Angewachsen ist auch die Größe des Screens - von 10,2 auf 10,9 Zoll - wodurch die Pixel-Dichte mit 264 ppi gleich bleibt. Die maximale Helligkeit des Screens wurde nicht erhöht und bleibt bei 500 nits.
Hat man die beiden iPads - 9th Gen. und 10th Gen. - nebeneinander vor sich, zeigt sich, dass der Bildschirm des neuen iPad dennoch ein besseres Display hat. Es wirkt farbenfroher, kontrastreicher und in allen Bereichen etwas hochwertiger.
Die neue "Magic Keyboard Folio"-Tastatur
Mit dem neuen iPad hat Apple auch eine neue Tastatur auf den Markt gebracht. Das Magic Keyboard Folio zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass es aus 2 Teilen besteht: Zum einen die Tastatur selbst, die mittels Magnet direkt am iPad angebracht wird. Zum anderen das Backcover, das ebenso magnetisch auf der Tablet-Rückseite montiert wird.
Der Vorteil an diesem Konzept ist, dass die Tastatur einfach entfernt werden kann. Der Zeltmodus - etwa zum Schauen von Videos - durch das verbleibende Backcover ist aber trotzdem möglich.
Der Nachteil am Magic Keyboard Folio ist, dass es den Rahmen des iPads nicht umschließt und somit in diesem Bereich keinen entsprechenden Schutz bietet. Ist die Tastatur abgenommen, entfällt auch der Schutz der Vorderseite.
Außerdem ist das Magic Keyboard Folio mit einem Gewicht von 588 Gramm ziemlich schwer. Mit dem iPad (WiFi + Cellular) zusammen kommt man auf ein Gesamtgewicht von 1.071 Gramm. Im Vergleich: Ein MacBook Air (M2) bringt 1.240 Gramm auf die Waage.
Vollumfängliche Tastatur
Einzigartig ist der Umfang der Tastatur: Das Magic Keyboard Folio bietet nämlich eine vollumfängliche Tastatur, inklusive Funktionstasten, Ziffernreihe, Trackpad und Pfeil-Tasten. Einzigartig deswegen, weil es keine andere Apple-Tastatur für iPads gibt, die diesen Umfang bietet - nicht mal das Magic Keyboard für das 12,9" iPad Pro.
Das Magic Keyboard Folio hat eine richtig hohe Qualität, sodass sich darauf auch längere Texte tippen lassen - diesen Testbericht schreibe ich beispielsweise gerade auf dieser Tastatur. Der Druckpunkt der Tasten ist makellos und es ist auch möglich, iPad samt Keyboard auf dem Schoß liegend zu bedienen.
Magic Keyboard Folio vs. MacBook-Tastatur
Im Vergleich zu einem Laptop gibt es aber dennoch einige kleinere Abstriche: Es ist beispielsweise etwas schwierig Textpassagen zu markieren und der Rechtsklick (Secondary Click) funktioniert nicht zuverlässig. Auch das Trackpad ist nicht derart präzise, wie man es von einem Apple-Laptop gewohnt ist.
Im Vergleich mit einem MacBook fällt die iPad-Tastatur naturgemäß deutlich kleiner aus. Die Tasten mancher Buchstaben und Symbole sind ziemlich klein geraten, was des Öfteren zu Tippfehler führt. Insofern kann das neue iPad-Keyboard nicht mit der Tastatur eines MacBooks mithalten.
iPad mit Tastatur als Laptop-Ersatz?
Die größten Einschränkungen gegenüber einem MacBook liegen aber nicht an der Hardware, sondern an der Software. In Sachen Multi-Tasking, Drag-and-Drop, Auswahl der Apps, File-Management und Bedienkonzept gibt es unüberbrückbare Unterschiede zwischen den beiden Geräteklassen.
Ob das iPad mit seinem mobilen Betriebssystem als Laptop-Ersatz in Frage kommt, hängt also in erster Linie vom Verwendungszweck und den dafür notwendigen Anwendungen ab.
Die Sache mit dem Apple Pencil
Die Sache mit dem Apple Pencil ist eine Kuriosität, die wohl niemand so wirklich nachvollziehen kann. Das neue iPad ist nämlich nicht mit dem neuen beziehungsweise aktuellen Apple Pencil (2nd Gen.) kompatibel.
Wer das neue iPad mit einem Stift bedienen will, muss auf den alten Apple Pencil (1st Gen.) zurückgreifen. Nicht so schlimm, könnte man meinen. Doch diese Einschränkung bringt einige Nachteile.
So lässt sich der Akku des alten Apple Pencil beispielsweise nicht per Induktion laden - eine Kabelverbindung ist notwendig. Jetzt hat der kompatible Stift einen Lightning-Anschluss, das neue iPad aber einen USB-C-Port.
Die Lösung bringt ein entsprechender Adapter, der zusätzlich gekauft werden muss, sofern man bereits einen solchen Apple-Stift besitzt. Um den Apple Pencil (1st Gen.) mit dem neuen iPad aufladen zu können, benötigt man also die Kombination aus USB-C-Kabel und Adapter.
Das Praktische daran ist allerdings, dass man auch einfach ein Netzteil plus USB-C-Kabel verwenden kann. So lässt sich das iPad uneingeschränkt nutzen, während man den Stift auflädt. Zuvor musste der Pencil direkt in den Lightning-Port des iPad gesteckt werden, was ein ziemlich behäbiges Konstrukt zur Folge hatte.
Ein weiterer Nachteil, der sich daraus ergibt: Der Stift kann nicht per Magnet am Gehäuse des Tablets befestigt werden. Um den Stift also entsprechend verstauen zu können, ist es notwendig, eine passende Hülle zu kaufen.
Der Apple Pencil in der Praxis
Abgesehen von dem Kompatibilitätschaos kann der Apple Pencil (1st Gen.) in der Praxis vollends überzeugen. Er verbindet sich besonders rasch mit dem iPad, liegt gut in der Hand und hat eine gute Akkulaufzeit.
Erstellen von handschriftlichen Notizen, Kommentierung eines PDF oder das farbliche Markieren von Textstellen funktioniert wunderbar. Auch zum Zeichnen oder Skizzieren ist der Apple-Stift perfekt geeignet. Positiv ist, dass verschieden starke Druckpunkte wunderbar und besonders präzise erkannt werden.
Neue Kameras
Ein willkommenes Upgrade hat das neue iPad bei der Kamera erhalten. Es betrifft allerdings nicht die Hauptkamera, sondern die Frontkamera. Diese ist nämlich erstmals in der Längsseite des Rahmens untergebracht, was einige Vorteile bei Video-Calls mit sich bringt.
Im Vergleich zum Vorgängergerät ist die Qualität der Frontkamera spürbar besser geworden. Vor allem bei Kunstlicht beziehungsweise wenig Umgebungslicht, kann die neue Frontkamera ihre Stärken ausspielen.
Deutliche Verbesserungen gibt es auch bei der Hauptkamera. Sie löst mit 12 MP auf und unterstützt 4K-Videos. Diese Neuerungen fallen allerdings nicht allzu sehr ins Gewicht, da man die iPad-Hauptkamera ohnehin hauptsächlich zum Scannen von QR-Codes verwendet.
Speichervarianten mit Frust-Potenzial
Das neue iPad wird - wie auch alle anderen Nicht-Pro-iPads - lediglich in den Speichervarianten 64 und 256 GB angeboten. Es ist schon ziemlich dreist von Apple, dass die Variante mit 128 GB einfach ausgelassen wird.
64 GB ist zu klein, wenn man das Gerät halbwegs intensiv verwenden möchte. Vor allem beim Gaming haben die Apps schnell mal eine Größe von mehreren GB. 128 GB wäre wohl ein brauchbarer Kompromiss zwischen Speicherplatz und Preis.
256 GB bedeutet zwar ausreichend Speicherplatz, der hat aber einen ziemlich hohen Preis zur Folge. Der Preissprung von 64 GB auf 256 GB beträgt 200 Euro.
Neues iPad mit 2 Jahre altem Chip
Beim Prozessor setzt Apple auf den bereits 2 Jahre alten A14 Bionic Chip, der zum ersten Mal beim iPhone 12 zur Anwendung kam. Auch wenn der Chip aus dem Jahr 2020 stammt, braucht man sich in Sachen Leistungsfähigkeit keine Sorgen machen.
Egal ob Games, etwas Videoschnitt, Fotobearbeitung oder andere Ressourcen-intensiven Anwendungen - der A14 Bionic hat ausreichend Power, um mit all den Apps umgehen zu können. Auch die Wärmeentwicklung scheint wunderbar gelöst zu sein.
Akkulaufzeit
Interessanter als die pure Leistung wäre die Energieeffizienz einer neueren Chip-Generation. Denn die Akkulaufzeit hat sich im Vergleich zum Vorgängergerät nicht verlängert. Apple gibt die Akkulaufzeit mit 10 Stunden an - Video-Playback oder Web-Browsing per WLAN. Das kommt in der Praxis ziemlich genau hin.
Nutzt man aber das Magic Keyboard Folio, reduziert sich die Akkulaufzeit relativ rasch. Ob das iPad samt Tastatur einen gesamten Arbeitstag von 8 Stunden durchhält, ist eher fraglich.
Langsames Laden per USB-C
Apple ist nun auch beim Standard-iPad auf USB-C umgestiegen. Das ist gut, weil damit endlich ein Ende des Kabel-Stecker-Chaos absehbar wird. Mittlerweile setzen nur mehr die iPhones sowie das Lade-Etui der AirPods auf den Lightning-Port. Im Lieferumfang ist übrigens ein passendes Netzteil samt Kabel enthalten.
Beim Schnellladen war Apple noch nie ein Vorreiter. Das bleibt auch beim neuen iPad so: In 10 Minuten konnte der Akku lediglich von 15 auf 24 Prozent aufgeladen werden. Nach insgesamt 30 Minuten an der Steckdose machte der Akku einen Sprung von 15 auf 41 Prozent.
Betriebssystem: iPadOS 16
Das neue iPad wird mit iPadOS 16 ausgeliefert. Das neue Betriebssystem kommt mit zahlreichen kleineren Neuerungen, der Look des User-Interface bleibt aber derselbe. Eine zentrale, neue Funktion von iPadOS 16 ist jedoch für das iPad (10th Gen.) nicht verfügbar. Der Stage Manager soll Multitasking auf ein neues Level heben und für eine effizientere sowie produktivere Bedienung ermöglichen. Leider gibt es den Stage Manager nur für das iPad Air und die Pro-Versionen.
Neu ist aber die Wetter-App. Durch einen Tipp auf das Wetter-Widget wurde man zuvor stets auf die Wetter.com-Website im Browser weitergeleitet. Nun wird dadurch die neue Wetter-App geöffnet, wo alle Wetter-Infos zentral an einem Ort gebündelt werden.
Fazit
Das neue iPad (2022, 10th Gen.) ist weder Revolution noch Experiment. Vielmehr ist es die Fortführung eines bewährten Designs bei gleichbleibender Usability. Der neue Look tut dem iPad dennoch gut und verleiht dem Gerät ein frisches Feeling.
Willkommen sind die Neuerungen bei der Frontkamera, das Upgrade auf 5G und WiFi 6 sowie die Umstellung auf USB-C. Wirklich bemerkenswert ist die neue Tastatur. Das Magic Keyboard Folio hebt das iPad auf ein neues Level und macht es für viele zu einem brauchbaren Laptop-Ersatz.
Für all jene, die tatsächlich ihr Notebook durch ein iPad ersetzen wollen, ist das neue iPad nun die erste und auch günstigste Anlaufstelle. Für die allermeisten Einsatzzwecke ist es leistungsstark genug und die neue Tastatur ist im iPad-Segment unschlagbar.
Auch abseits davon ist das neue Standard-iPad für die allermeisten User*innen das passendste Gerät. Wer ein iPad für typische Tablet-Anwendungen haben möchte, kann aber getrost zur Vorgängerversion greifen.
Das iPad (9th Gen.) ist nämlich deutlich günstiger und bietet denselben Funktionsumfang. Außerdem: Der leicht geänderte Formfaktor und das neue Design alleine rechtfertigen noch kein Upgrade auf das neue iPad.
Der Preis steigt und steigt
Ziemlich frustrierend ist die Preisentwicklung der Apple-Geräte: Anfang Oktober, also vor der Präsentation der neuen iPads, kostete das Standard-iPad (9th Gen.) noch 379 Euro. Mittlerweile kostet dasselbe iPad bei Apple 429 Euro.
Der Startpreis des neuen iPad (10th Gen., WiFi) war beim Basismodell mit 579 Euro noch nie so hoch. Hinzu kommt die ungute Aufteilung der Speichervarianten, wodurch sich wohl viele dazu gezwungen sehen, zum deutlich teureren 256-GB-Modell (779 Euro) zu greifen.
Wer sich das neue iPad (10th Gen, WiFi, 256 GB) zulegt und das neue Magic Keyboard Folio (299 Euro) dazu nimmt, kommt auf einem Gesamtpreis von 1.078 Euro. Stift-Nutzer*innen müssen zusätzlich 119 Euro für den Apple Pencil (1st Gen.) hinlegen.
Somit ist der iPad-Laptop-Ersatz ziemlich genauso teuer wie das Apple MacBook Air M1. Dieses kostet bei Apple mindestens 1.199 Euro, auf Preisvergleichportalen gibt es das Gerät bereits ab 996 Euro.
Ebenso gibt es das iPad (9th Gen.) via Preisvergleichportalen deutlich preiswerter als direkt bei Apple. Bei diversen Online-Shops wird das Standard-iPad aus dem Vorjahr ab 338 Euro angeboten. Bei Apple kostet dasselbe Gerät 429 Euro.
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