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5 Dinge, die auf Mastodon besser als auf Twitter sind

Aktuell hat die dezentrale Social-Media-Plattform Mastodon über 7,4 Millionen User*innen-Accounts. Seit Elon Musk Twitter aufgekauft hat, werden es täglich mehr. In Deutschland sind bereits viele Ministerien (wie Wirtschaft, Bildung, Innen- und Außenministerium) mit Accounts vertreten, sowie etwa das renommierte Robert-Koch-Institut (RKI).

Mastodon, Teil des sogenannten „Fediverse“, sieht optisch ähnlich aus wie Twitter, funktioniert allerdings technisch gänzlich anders. Dezentral bedeutet, dass es statt eines zentralen Servers, der von einem, großen Anbieter betrieben wird, viele verschiedene gibt. Statt 280 Zeichen gibt es in der Standardeinstellung 500 Zeichen und es gibt keinen Algorithmus, der die Reihenfolge der Beiträge sortiert. Hier geht es zu unseren Q&As.

Mastodon hat außerdem einige Funktionen, die Nutzer*innen auf Twitter gefehlt haben und die jene, die auf die neue Plattform gewechselt sind, nun regelmäßig verwenden. Die futurezone stellt euch die wichtigsten 5 Funktionen davon vor und erklärt euch, wie ihr sie verwendet.

Man kann einstellen, wer einen Beitrag zu Gesicht bekommt und wer nicht

1. Sichtbarkeit von Beiträgen

Auf Twitter können Nutzer*innen auswählen, wer auf einen Beitrag („Tweets“) antworten kann. Zur Auswahl stehen: „alle“, „Leute, denen du folgst“ und „nur Nutzer*innen, die du erwähnst“. Außerdem gibt es mit Twitter Circles die Möglichkeit, Tweets nur an eine bestimmte, ausgewählte Gruppe von Leuten zu schicken.

Auf Mastodon ist die Sichtbarkeit von Beiträgen anders organisiert. User*innen haben dort zwar als Voreinstellung ebenfalls die Sichtbarkeit von Beiträgen („Tröts“) auf öffentlich, was bedeutet, dass sie für alle sichtbar sind. Allerdings gibt es noch weitere Funktionen zur Auswahl.

So können Beiträge etwa als „nicht gelistet“ markiert werden. Damit sind sie sichtbar für alle, können aber nicht über die Suchfunktion gefunden werden. Das wird in der Regel angewandt, wenn man Threads anlegt. Das erste Posting wird dann ganz normal auf „öffentlich“ gestellt, während die Antworten im Thread als „nicht gelistet“ markiert werden. Auch verwendet wird die Funktion etwa für Bots, die etwa andauernd bestimmte Tröts veröffentlichen. Auch hier empfiehlt es sich, diese auf "nicht gelistet" zu setzen.

Beiträge können auch so eingestellt werden, dass „nur Follower“ sie sehen können. Das ist etwa praktisch, wenn man z.B. Umfragen unter seinen Follower*innen machen möchte, oder nur diese Zielgruppe etwas Bestimmtes fragen möchte.

Man kann Beiträge nur für "erwähnte Profile" freigeben. Das gleicht Direktnachrichten auf Twitter

2. Direktnachrichten sind anders organisiert

Außerdem gibt es die Funktion, „nur erwähnte Profile“. Das bedeutet, dass der Tröt nur für jene Personen sichtbar ist, an die er adressiert ist. Das ist vergleichbar mit einer Twitter-Direktnachricht, die zwischen einzelnen Nutzer*innen ausgetauscht wird. Auf Mastodon wird mit einem @ Zeichen ersichtlich gemacht, wenn sich ein Tröt nur an bestimmte Personen richtet. Hier können mehr als eine Person ausgewählt werden (wie bei Twitter).

Wählt man diese Funktion auf Mastodon aus, wird man als User*in darauf hingewiesen, dass die Beiträge, auch wenn sie nur an bestimmte Personen(gruppen) adressiert sind, trotzdem nicht sicher sind im Sinne von verschlüsselt. „Beiträge von Mastodon sind nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Teile keine sensiblen Informationen über Mastodon“, heißt es als Warnmeldung für die Nutzer*innen.

Anders als bei Twitter gibt es keinen speziellen Folder, in dem solche Nachrichten, die nur an einen selbst adressiert sind, gesammelt werden. Sie werden stattdessen im ganz normalen Mastodon-Feed angezeigt. Das soll einmal mehr verdeutlichen, dass Nachrichten hier nicht wirklich vertraulich sind, weil sie von den Server-Administrator*innen mitgelesen werden können.

Zur Information: Auch bei Twitter waren die Direktnachrichten nicht verschlüsselt und können prinzipiell von Twitter-Angestellten gelesen werden. Laut Elon Musk soll die Verschlüsselung von Direktnachrichten allerdings zeitnahe in Angriff genommen werden, heißt es.

Unter dem Schlagwort "CW" (Content Warning) finden Nutzer*innen die Möglichkeit, Inhaltswarnungen einzustellen

3. Inhaltswarnungen

Bei Mastodon gibt es die Möglichkeit, dass User*innen ihre Tröts mit einer „Inhaltswarnung“ versehen. Diese findet man unter "CW" (steht für Content Warning). Das bedeutet in der Praxis, dass diese Nachricht zuerst eingeklappt ausgeliefert wird und nur die Schagwörter, die im Feld „Inhaltswarnung“ eingetragen wurden, für alle sichtbar sind. Andere Nutzer*innen bekommen so die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie eine bestimmte Nachricht lesen wollen, oder nicht.

Diese Inhaltswarnung ist je nach Instanz, auf der man sein Profil angelegt hat, unterschiedlich auszulegen. Manche Instanzen wünschen sich, dass User*innen diese großflächig einsetzen, um eine „angenehme, freundliche Atmosphäre“ für alle Nutzer*innen zu schaffen. Das können etwa auch Tröts sein, bei denen Autor*innen ihre Bücher vorstellen (Content-Warnung: Werbung), oder aber Themen wie die umstrittene WM in Katar sowie für Diskussionen über Politik oder andere kontroverse, potenziell verstörende Themen.

Manche Instanzen geben auf ihrer Seite „Über uns“ klare Empfehlungen, wofür Inhaltswarnungen eingesetzt werden sollen, und wofür nicht; andere Instanzen mögen gar keine klaren Regelungen dafür haben.

Generell ist noch unklar, welche Praxis sich bei der Mehrheit der Nutzer*innen durchsetzen wird und hier wird noch vieles ausprobiert. Es gibt noch kein „Best Practise“. Manche Stimmen sagen, dass Inhaltswarnungen dazu verführen können, „erst recht draufzuklicken“, weil man dadurch auf ein bestimmtes Thema neugierig gemacht wird.

Vor allem bei Triggerthemen, die andere Personen verletzen oder aufwühlen können, empfiehlt sich der Einsatz von Inhaltswarnungen. Viele Nutzer*innen empfinden dies als „vorteilhaftes Feature“.

Es gibt sehr viele, verschiedene Auswahlmöglichkeiten für Einstellungen

4. Filter hinzufügen

Neben Inhaltswarnungen haben die User*innen mehr Möglichkeiten, unliebsame Inhalte zu blocken und zwar über den Menüpunkt „Einstellungen“. Dort gibt es den Reiter „Filter“. Hier lassen sich spezielle Filter anlegen von Dingen, die User*innen für eine bestimmte Zeitspanne nicht oder nie angezeigt bekommen wollen.

Je nach Bedürfnis lassen sich dort Wörter oder Formulierungen eintragen. Nutzer*innen können sehr viel frei entscheiden, etwa wie lange Inhalte gefiltert werden sollen, ob sie komplett ausgeblendet werden sollen, oder mit einer Inhaltswarnung versehen werden sollen.

Ein Beispiel: Wer die WM in Katar boykottieren will, kann etwa einen Filter anlegen mit Wörtern, die die WM betreffen. Wer etwa ein bestimmtes TV-Event (wie z.B. nur ein bestimmtes Spiel in der WM), zu dem recht viel getrötet wird, langweilig findet und nichts davon wissen will, kann den Zeitraum recht kurz auswählen (zur Auswahl stehen etwa eine Stunde oder 6 Stunden).

Die Filter dienen, zusätzlich zu Inhaltswarnungen dazu, dass sich User*innen auf Mastodon wohl fühlen können und nicht Inhalten ausgesetzt sind, die sie als belastend empfinden. Während bei den Inhaltswarnungen die User*innen, die die Inhalte absetzen, entscheiden, wovor sie warnen möchten, können User*innen mit dem Filter selbstbestimmt entscheiden, was sie blocken möchten.

Sowohl in der Web- als auch in der App-Version von Mastodon lassen sich Beiträge löschen und mit demselben Text neu erstellen

5. Tröts löschen und neu erstellen sowie editieren

Wer Tröts am Handy tippt, oder auch sonst die Angewohnheit hat, sich leicht zu vertippen, kann auf Mastodon Beiträge mit der Funktion „löschen und neu erstellen“ ganz einfach zuerst löschen, den Fehler ausbessern und dann sofort neu erstellen. Der Text, den man veröffentlicht hatte, wird dabei wieder übernommen. Diese Funktion wird von vielen User*innen als „sehr praktisch“ beschrieben.

Mit der neuen Software-Version von Mastodon 4.0 gibt es außerdem noch eine wertvolle Funktion: Es gibt dort direkt die Möglichkeit, einen Tröt zu editieren. Noch nicht alle Instanz-Betreiber*innen sind mit der Version 4 unterwegs, aber bei vielen Instanzen müssten die Administrator*innen mittlerweile auf die neue Version upgedatet haben.

Fazit

Das ist nur eine kleine Auswahl an Dingen, die auf Mastodon anders und von User*innen als „besser“ empfunden sind. Generell ist zu sagen, dass man als User*in auf Mastodon viel mehr Möglichkeiten hat, das Social Network auf seine eigenen Bedürfnisse einzustellen.

Auf Mastodon geht es nicht darum, möglichst viel Interaktion zu generieren, um Werbung auszuspielen (Mastodon ist werbefrei), oder um User*innen zum Verweilen auf der Plattform zu verleiten: Nutzer*innen soll ihre Hoheit über ihre Daten und ihre Inhalte zurückzugeben werden.

Ihr findet die Autorin dieses Artikels auf Mastodon unter shroombab@chaos.social

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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