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Pocketalk Plus im Test: Übersetzungsgerät für Hemmungslose

Das Pocketalk ist leicht und nicht allzu groß, alternativ gibt es auch eine App, die dasselbe kann

Sprachbarrieren abzubauen ist heute so einfach wie noch nie. Eine Vielzahl von Apps ist gut darin, gesprochenen Text in Windeseile in jede gewünschte Sprache zu übersetzen. In den meisten Fällen befindet sich die dazu notwendige Software jedoch nicht in den am Smartphone oder Tablet gespeicherten Dateien, sondern in der Cloud.

Hat man kein WLAN, kein sonderlich günstiges Roaming oder keine lokale SIM-Karte, kommt man damit möglicherweise nicht besonders weit. Das japanische Unternehmen Sourcenext hat dafür eine Lösung namens Pocketalk Plus im Angebot. Wir haben das Gerät getestet.

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An der Rückseite des Pocketalk Plus sitzt eine 8-Megapixel-Kamera

Touchscreen und mobile Daten

Das Pocketalk Plus sieht aus wie ein kleines Smartphone. Das Übersetzungsgerät kann sich sowohl per WLAN mit dem Internet verbinden, als auch durch eine eingebaute SIM-Karte, die in 130 Ländern weltweit funktioniert. Das Tolle daran: Ab der ersten Aktivierung ist diese SIM-Karte für 3G und 4G 2 Jahre lang ohne Zusatzkosten verwendbar. Erst danach zahlt man eine Roaming-Pauschale von 50 Euro pro Jahr.

Das Gerät weist ein 3,97 Zoll Touchscreen mit 800 x 480 Pixel Auflösung auf. Als Betriebssystem dient Android 8.1. Der Prozessor ist ein ARM Cortex 53 Quad-Core mit 1,3 GHz, dazu gibt es 1 GB RAM und 8 GB ROM. Der Akku fasst 1.550 mAh und wird per USB-C geladen. 125 Gramm bringt das Pocketalk Plus auf die Waage.

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Mit gedrückter Taste spricht man ins Gerät, was übersetzt werden soll

Taste drücken und sprechen

Die Benutzeroberfläche ist sehr einfach gehalten. In der Grundeinstellung sieht man, von welcher Sprache in welche andere übersetzt werden soll. Mit einem Pfeil kann man die Richtung der Übersetzung schnell ändern. Zur Auswahl stehen 82 Sprachen, davon werden 61 mit Audioausgabe übersetzt - der Rest nur in Textform. Mit einem großen Knopf unterhalb des Displays aktiviert man die Aufnahme. Man sagt, was man sagen will und hält den Knopf dabei gedrückt. Sobald man loslässt wird der Text übersetzt.

Je nach Sprache kann es unterschiedlich lange dauern, bis die Audioausgabe der Übersetzung beginnt. Für jede Sprache kommt dabei eine andere Stimme zum Einsatz, mal eher weiblich, mal eher männlich klingend. Die Abwechslung ist unterhaltsam. Die Stimmen sind computerartig intonationslos, lediglich Fragezeichen werden mit einem hörbaren Anstieg der Tonlage umgesetzt.

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Versteht das Gegenüber den gesprochenen Text nicht, kann man ihn am Display auch schriftlich herzeigen

30 Sekunden lange Texte

Die Übersetzungen sind großteils gut. Manchmal werden einzelne Wörter falsch interpretiert. Klimaschutzgesetze werden dann etwa zu Kinderschutzgesetzen. Meistens versteht das Gerät richtig. Problematisch wird es nur, wenn man komplizierte Sätze formuliert, etwa mit mehreren Nebensätzen. Einige Satzteile werden dann in der Übersetzung teilweise an eine falsche Stelle geschoben.

Unbegrenzt lange kann man Texte nicht einsprechen. Nach 30 Sekunden ist Schluss und die Übersetzung wird automatisch gestartet. Einen Absatz in einem futurezone-Artikel kann man aber in einem Stück übersetzen lassen.

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Menü des Pocketalk Plus

Eigenartige Situationen entstehen

Die größte Schwierigkeit in dieser vorrangigen Anwendung des Geräts ist wohl die praktische Umsetzung. Geht man etwa in einem fremden Land zu einer Person hin, versucht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, zückt dann das Pocketalk Plus und spricht rein, was man zu sagen versucht? Wie reagiert die andere Person auf diese doch merkwürdige Verhaltensweise? Was passiert, wenn die Person auf die Übersetzung sofort antwortet? Fuchtelt man dann mit den Händen und versucht zu erklären, dass man zuerst am Display die Übersetzungsrichtung umkehren und einen Knopf gedrückt halten muss?

Hier können klarerweise die eigenartigsten Situationen entstehen und man muss schon einige Hemmungen fallen lassen, um solch einen Auftritt hinzulegen. Die Gefahr, als verrückter Gringo mit einem komischen weißen Übersetzungsgerät dazustehen, ist auf jeden Fall vorhanden.

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Nicht ganz fehlerlos, aber doch praktisch: Übersetzung schriftlicher Texte mittels Kamera

Weitere Funktionen

Das Pocketalk Plus kann aber auch auf andere Weise verwendet werden. Man kann etwa versuchen, den Wortlaut einer Frage in einer anderen Sprache zu lernen und darauf hoffen, dass einem dann die gewünschte Antwort mit Händen und Füßen signalisiert wird, etwa der Weg zur nächsten Toilette.

Dank einer eingebauten 8-Megapixel-Kamera kann man auch schriftliche Texte übersetzen lassen, etwa Wegweiser oder Speisekarten. Im Hauptmenü des Geräts ruft man dazu den Punkt "Kamera" auf, zielt und schießt ein Bild von dem betreffenden Text. Die Übersetzung dauert etwas länger als bei der Spracheingabe. Bei der Grammatik hapert es, aber man versteht vielleicht halbwegs, worum es geht.

Preise oder Maße in fremden Einheiten kann man mit einem eingebauten Rechner umrechnen. Für Englisch und Chinesisch kann man eine Rollenspiel-Funktion nutzen, mit der man seine Sprachfähigkeiten in typisch touristischen Situationen trainieren kann.

Noch in der Beta-Phase befindet sich die Funktion Freisprechübersetzung, bei der man keine Taste drücken muss, um gesprochenen Text übersetzen zu lassen. Hier gibt es momentan nur eine Text- aber keine Audioausgabe.

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USB-C-Ladeanschluss auf der Unterseite

Schwacher Akku

Als größtes Ärgernis während des Testens hat sich die Akkulaufzeit des Pocketalk Plus erwiesen. Der Ladestand sinkt im Betrieb rasant, aber auch bei Inaktivität und sogar im ausgeschalteten Zustand verliert der eingebaute Akku recht viel Strom. Lässt man das Gerät etwa ausgeschaltet mehrere Wochen lang liegen, beträgt der Ladestand nach erneuter Aktivierung nur noch 50 Prozent. Wer das Gerät viel verwendet, muss es oft aufladen. Ein USB-C-Kabel liegt dem Gerät übrigens bei, allerdings kein Netzstecker.

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Die Rollenspiel-Funktion für Anfänger*innen in Englisch und Chinesisch

Fazit und Preis

Das Pocketalk Plus liefert gute Übersetzungen in 82 Sprachen. Der größte Vorteil daran, im Gegensatz zu einer App ist, dass man sich über Roaming keine Gedanken machen muss - zumindest 2 Jahre lang. Die integrierte SIM-Karte macht einen in 130 Ländern unabhängig von WLAN-Empfang.

Die Anwendung des Geräts ist eigentlich einfach, man braucht jedoch möglicherweise ein wenig Überwindung, um mit Menschen tatsächlich auf diese Art Konversationen zu beginnen. Jemandem, dessen Sprache man nicht spricht, zu erklären, wie man mit dem Pocketalk Plus umgehen muss, kann ein eigenes Abenteuer sein.

Verschachtelte Sätze wie den vorigen kann das Gerät meist ziemlich gut verstehen und übersetzen, je nach eigener Aussprache kann es jedoch hie und da Verständnisschwierigkeiten geben. Die Möglichkeit, Texte zu fotografieren und übersetzen zu lassen, kann in vielen Situationen sehr hilfreich sein.

Mit einem Preis von 299 Euro ist das Pocketalk Plus kein besonders günstiges Übersetzungsgerät. Kann man auf die eingebaute SIM-Karte verzichten, kommt man wesentlich günstiger, wenn man sich eine Übersetzungs-App auf seinem Smartphone installiert.

Der Hersteller hat auch günstigere Geräte im Angebot, etwa Pocketalk S um 249 Euro oder Pocketalk W um 129 Euro. Auch Letzteres hat eine eingebaute SIM und inkludiert 2 Jahre Roaming.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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