Polestar 3: Erstes Probesitzen im elektrischen Android-SUV
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Polestar hat sein erstes Elektro-SUV präsentiert. Riesiger Akku, hohe Reichweite, Android-Betriebssystem, Google Dienste, ein unverkennbares Design und ein hoher Preis sind die Eckdaten des Polestar 3. Ich war beim Launch-Event dabei und konnte mir direkt vor Ort einen ersten Eindruck von dem Elektroauto machen.
Auf den veröffentlichten Pressebildern wirkt der Polestar 3 wie jedes andere Elektro-SUV: hoch, breit, lang und ziemlich protzig. Steht man zum ersten Mal vor dem Auto, sieht es ein wenig anders aus. In Natura wirkt der Polestar wesentlich kompakter als auf den Bildern.
Polestar 3 wirkt kompakter als er ist
Verantwortlich dafür dürfte die Linienführung des Fahrzeugs sein: Die Spitze liegt für einen SUV extrem niedrig, Motorhaube und Frontscheibe steigen ziemlich flach an. Das Dach ist langgezogen und fällt nach hinten ebenso flach ab. Das lässt den Eindruck entstehen, dass es sich um recht kompaktes E-SUV handelt.
Ein Blick auf die Maße zeigt, dass dieser Eindruck allerdings täuscht. Der Polestar 3 hat eine Höhe von 1.614 Millimeter. Damit ist er in etwa gleich hoch wie der Mercedes EQA, der Ioniq 5 und der Audi e-tron.
Aero Wings vorne und hinten
Die Linienführung hilft dem Polestar 3 in Sachen Aerodynamik. Um die Luftströmung noch zusätzlich zu verbessern, wurden an der Motorhaube und im Heckspoiler so genannte Aero Wings angebracht. Während dieser Flügel im Heck nicht wirklich auffällt, wirkt er an der Motorhaube umso ungewöhnlicher.
Polestar hat es aber geschafft, dass der Aero Wing nur bei genauerer Betrachtung sichtbar ist. Wer nur einen schnellen Blick auf das Fahrzeug wirft, wird den Flügel an der Front nicht bemerken.
Labels sind mutig und wirken modern
Auffallend beim Polestar 3 sind die zahlreichen Beschriftungen. An der Front wird beispielsweise auf die dortigen Sensoren und Kameras hingewiesen. Zu lesen ist dort: "SmartZone - Sensor Cluster". Ebenso wird an der Front eine mäanderförmige Heizschleife angedeutet - dort wo sich das beheizte Radarmodul befindet.
Diese Labels - sowohl außen als auch innen - tragen zum unverwechselbaren Design des Polestar 3 bei. Sie sind ungewöhnlich, sehen aber modern und mutig aus. Dass man damit nicht jeden Geschmack trifft, dürfte Polestar klar sein.
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Android-Betriebssystem als persönliches Highlight
Das wahre Highlight - wenn man mich fragt - befindet sich im Cockpit. Das Betriebssystem läuft nämlich unter Android Automotive und somit sind die Google-Dienste direkt im Fahrzeug integriert. Ein kurzes Ausprobieren des Infotainmentsystems zeigt, dass sich dieses in die absolut richtige Richtung entwickelt – zumindest aus User*innen-Sicht.
Die Integration der Google-Dienste (Maps, Play Store, Assistant) ist wunderbar gelöst, die Spotify-App ist makellos umgesetzt und das Settings-Menü ist übersichtlich und selbsterklärend. Das User-Interface, das Polestar selbst entworfen hat, bietet einen guten Überblick und ein ansprechendes Design.
User-Interface gut gelöst
Die Menüführung besticht durch besonders kurze Wege. Das bedeutet, dass die verschiedenen Anwendungen und sämtliche Einstellungsmöglichkeiten in Windeseile auffindbar sind und bedient werden können. Vor allem hinsichtlich der Ablenkung im Straßenverkehr ist dies von sicherheitsrelevantem Vorteil.
Auch das Cockpit selbst ist aufgeräumt und schlicht. Das mehrfach sichtbare "Bowers & Wilkins"-Logo lässt auf einen guten Sound schließen. Wie sich die insgesamt 25 Lautsprecher mit Dolby Atmos tatsächlich anhören, konnte leider nicht ausprobiert werden.
Auffallend bei einem ersten Probesitzen war, dass der Innenraum akustisch ziemlich gut von der Außenwelt abgeschirmt ist. Während draußen ein Event samt Musik und hunderter Menschen in vollem Gange war, war davon im Innenraum kaum etwas zu hören.
Cockpit lässt kaum Wünsche offen
Physische Tasten sind nicht wirklich vorhanden. Der Drehregler in der Mittelkonsole ist für die fahrende Person gut erreichbar und das Lenkrad hat zwar Bedienelemente integriert, diese waren aber nicht beschriftet. Möglich, dass sich das in der Serienfertigung noch ändern wird.
Im Cockpit sind noch 2 USB-C-Ports vorhanden – 2 weitere im Fond. Außerdem gibt es eine Ablagefläche für ein Smartphone, wo das Gerät auch kabellos geladen werden kann. Positiv ist, dass dort das Smartphone in Griffweite ist und der Screen zu sehen ist.
Der Preis als großer Makel
Soweit so gut: Bleibt noch die Sache mit dem Preis. Und spätestens hier werden wohl oder übel die meisten aussteigen. Wer den Polestar 3 sein Eigen nennen will, muss mindestens 89.900 Euro auf den Tisch legen. 6.600 Euro kommen dazu, wenn man sich für die Performance-Variante entscheidet.
Dass dieser Preis ziemlich hoch ist, merkte man an der Reaktion des Publikums während des Launch-Events. Als die Eckdaten des Fahrzeugs genannt wurden, gab es im Saal immer wieder Applaus. Dieser steigerte sich in tosenden Applaus, als die Fahrzeuge erstmals vorgefahren sind. Nur verhaltenes Klatschen gab es allerdings, als der Preis verkündet wurde.
Der Preis des Polestar 3 im Vergleich
Immerhin - so könnte man dagegen halten - ist der Polestar 3 um 52.000 Euro günstiger als das Tesla Model X (Plaid), das aktuell mit 141.990 Euro in Österreich verkauft wird. Im Vergleich zum Ioniq 5 von Hyundai ist der Polestar 3 wiederum um rund 50.000 Euro teurer.
Das Mercedes EQS SUV kostet 123.144 Euro in Österreich und ist somit auch deutlich teurer als der Polestar 3. Das kompaktere Elektro-SUV Mercedes EQA kostet "nur" 53.733 Euro. Der BMW iX ist ähnlich teuer wie der Polestar 3 und kostet 81.550 Euro.
Das wohl günstigste Elektro-SUV stellt derzeit der Aiways U5 dar. Dieser ist ab 36.677 Euro (Deutschland-Preis) zu haben, hat aber auch einige Tücken, wie sich im futurezone-Test gezeigt hat.
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