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Smarte Schädlingsfalle zählt Käfer per Webcam

Die Landwirtschaft leidet zunehmend unter dem Klimawandel. Neben starker Trockenheit in manchen Regionen und heftigen Regenfällen in anderen, bedrohen auch indirekte Folgen die Ernteerträge weltweit. Eine Studie der University of Washington hat etwa ergeben, dass Schädlinge im Ackerbau durch den Klimawandel immer hungriger werden. Denn: Höhere Temperaturen begünstigen den Stoffwechsel der Insekten. 

Weil die Winter milder werden, sind Schädlinge auch in höherem Aufkommen vorhanden, weiß Fabian Born vom deutschen Crop Protection Innovation Lab der Bayer AG. Besonders der Rapsanbau sei ihm zufolge immer schädlingsanfälliger. Hinzu käme, dass es immer weniger verfügbare Mittel zur Schädlingsbekämpfung gibt, was wiederum die Schädlingspopulation ansteigen lässt. Treten Rüssler, Erdfloh oder Glanzkäfer massenhaft im Rapsanbau auf, kann das zu einem totalen Ernteausfall führen. 

Auswertung der Schädlinge per Bildanalyse

Um das zu verhindern, hat das Crop Protection Innovation Lab gemeinsam mit 1NCE, einem deutschen Betreiber für IoT-Netzdienste, ein neuartiges Monitoringsystem namens MagicTrap für Schädlinge entwickelt. Dieses besteht aus einer herkömmlichen Gelbschale, die mit einer Handy-App gekoppelt ist. Normalerweise kommt die mit Wasser und Spülmittel befüllte Schale in analoger Form am Feld zum Einsatz.

Die Insekten fliegen in die Schale und fallen in das Wasserbecken. Auf diese Weise können Landwirt*innen sie zählen und auswerten und im Anschluss ableiten, wie viel Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden muss.

Mit dem neuen System werden eingefangene Schädlinge vollautomatisch gezählt – die Landwirt*innen erhalten eine Auswertung per Bildanalyse auf ihr Handy. Das erspart ihnen den täglichen Weg aufs Rapsfeld, um die Fallen zu kontrollieren. Die Bilder werden 2 Mal am Tag mit einer hochauflösenden Kamera aufgezeichnet, welche an der Falle verbaut ist.

Sie ist laut Born mit der sogenannten „Scouting App“ gekoppelt. „Die App visualisiert, was die Gelbschale im Feld aufnimmt. Der Landwirt bekommt ein Bild vom Inhalt der Schale – dieses Bild wird direkt analysiert, die Schädlinge identifiziert und gezählt“, erzählt er der futurezone. Aktuell erkenne die Künstliche Intelligenz (KI) 3 wesentliche Schädlinge: den Erdfloh, den Rüssler und den Glanzkäfer. 

Push-Benachrichtigung bei Zuflug

„In der Sekunde, in der der Zuflug passiert, sehen wir, dass am Feld etwas zu tun ist. Die App sendet eine Push-Benachrichtigung aus, dass etwa ein Glanzkäfer zugeflogen ist“. Die Landwirt*innen können in der Folge die Pflanze genauer begutachten und die entsprechende Behandlung ableiten. Die KI werde laufend verbessert und lerne mit jedem Bild dazu.

Die MagicTrap muss zudem nicht regelmäßig mit Wasser und Spülmittel befüllt werden, denn sie verfügt über einen speziellen Speicher. Eine Verdunstung bleibt damit auch in Dürrezeiten minimal - im Schnitt spendet die Falle bis zu 3 Wochen lang Wasser. Betrieben wird sie per Sonnenenergie über ein Solarpanel. Der Stromverbrauch sei laut Born extrem gering.

„Die Falle wird vollgeladen am Feld aufgestellt. In den Tests ist noch keine Falle unter 90 Prozent gefallen. Denn sie befindet sich dauerhaft im Tiefschlaf und wacht nur um 12 und 16 Uhr auf, wenn die Bilder gemacht werden“. Dadurch würde sie auch an bewölkten Tagen über ausreichend Energie verfügen. 

Das System ist bereits erhältlich, eine MagicTrap kostet 149 Euro (UVP). Für die Softwarelizenzen muss man ein jährliches Abo abschließen. Für die Unterstützung von bis zu 2 Fallen bezahlt man 49 Euro, 99 Euro zahlt man für die Lizenz von bis zu 5 Fallen. Die Pro-Lizenz für bis zu 10 Fallen kostet 149 Euro im Jahr.

Österreichischer Pflanzenschutzwarndienst

Laut Josef Moosbrugger, Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer, seien solche digitalen Lösungen für die Landwirtschaft generell begrüßenswert und sinnvoll. Insbesondere, um den Mangel an Pflanzenschutzmitteln auszugleichen. „Was man auf einer Seite nicht mehr zur Verfügung hat, kann mithilfe von diversen Technologien wieder wettgemacht werden. Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Teil dieser Unterstützung“, sagt er gegenüber der futurezone.

In Österreich sei ein ähnliches System bereits verfügbar: der „LK Pflanzenschutzwarndienst“. Dabei werden Online-Wetterdaten laufend ins System eingespielt, sodass Landwirt*innen erkennen können, was sich gerade am Feld abspielt. 

Die Wetterbedingungen spielen für einen Schädlingsbefall eine zentrale Rolle: „Ist die Feuchtigkeit erhöht, ist das für Schädlinge angenehmer. Bei zu viel Trockenheit hingegen wächst die Pflanze schlecht“, sagt Moosbrugger.

Empfehlung zum Einsatz von Pflanzenschutzmittel

Der Landwirt erhalte mit dem LK Pflanzenschutzwarndienst auf seinem Handy eine Empfehlung zum erforderlichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Er bekommt die Information, zu welchem Zeitpunkt er mit welchem Pflanzenschutzmittel den effizientesten Schutz erzielt“, ergänzt er. Es gehe darum, mit möglichst wenig Pflanzenschutzmittel den höchsten Effekt zu erreichen. 

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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