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Smarte Lampe von Luke Roberts im Test: So schön kann Licht sein

Nach einem Jahrzehnt, in dem wir durch das EU-Verbot von herkömmlichen Glühbirnen und dem Ersatz durch Energiesparlampen buchstäblich im Dunkeln standen, ist nun langsam wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Nicht zuletzt durch die meist inferiore Lichtqualität herkömmlicher Energiesparlampen begann vor einigen Jahren der Siegeszug der LED-Beleuchtung, die längst auch in Glühbirnen-Form zu haben ist.

LED ist die Zukunft

Auch im Bereich der LED-Lampen sind die Qualitätsunterschiede in puncto Farbtemperatur, Helligkeit, Flackern und Betriebsgeräuschen enorm. Wer schönes Licht zu einem halbwegs vernünftigen Preis haben und dabei auch noch im Vergleich zu den herkömmlichen Glühbirnen Energie sparen will, wird in der großen LED-Auswahl diverser Anbieter mittlerweile aber relativ leicht fündig werden. Doch das ist längst nicht alles.

Welch unbegrenzte Farbkreationen durch LED-Beleuchtung möglich sind, hat Philips bereits 2012 mit seiner Hue-Linie angedeutet. Das österreichische Start-up uke Roberts geht mit seiner Leuchte Model F (ehemals Fluxo) nun einen großen Schritt weiter. 300 verbaute LEDs sorgen  dafür, dass ein Raum von einer einzigen Lichtquelle aus in unterschiedlicher Intensität und wechselnder Farbstimmung  ausgeleuchtet werden kann. Ich habe zwei Exemplare der Leuchte ausgiebig getestet.

Installation und Verarbeitung

Der erste Eindruck nach dem Auspacken ließ mich mit gemischten Gefühlen zurück. Während die rillenartige Aluminium-Oberseite sehr cool und absolut hochwertig wirkt, trübt die milchglas-artige Unterseite, welche das Licht der LEDs brechen und Blendeffekte verringern soll, ein wenig das saubere Design. Weniger störte mich dabei der verwendete Kunststoff als dass man die einzelnen LEDs auch im ausgeschalteten Zustand erahnen kann. Das hatte ich angesichts der Produktbilder nicht erwartet.

Überrascht war ich auch davon, dass die Leuchte mit 30 cm Breite und 7,3 cm Höhe kleiner ist als gedacht. In großen, hohen Räumen kann sie unter Umständen etwas verloren wirken. Dafür ist sie allerdings recht schwer. Letzteres trägt dazu bei, dass das Model F als sehr hochwertig wahrgenommen wird. Die Verkabelung ist nicht weniger oder mehr kompliziert als bei einer herkömmlichen Leuchte und war in einigen Minuten erledigt. Das übrige Kabel kann problemlos in der Anschlusskappe verstaut werden.

Sofort einsatzbereit

Wirklich ausgezeichnet gelöst ist die Software-Anbindung. Nach dem Download der App ( iOS und Android) erkennt das Smartphone die Leuchte in der nächsten Sekunde automatisch und pusht auch ein Firmware-Update in wenigen Augenblicken. Die zweite Leuchte wurde ebenfalls sofort erkannt. Nichts muss kompliziert ausgewählt werden, lediglich die Bluetooth-Verbindung des Handys muss eingeschaltet sein.

„It works like magic“ sagte Steve Jobs bei der legendären Präsentation des Original-iPhones. Und ein wenig magisch fühlt sich das tatsächlich auch bei der Leuchte an. Die recht intuitiv zu bedienende, übersichtliche App schlägt ein paar Stimmungen vor, die von gleißend hellem Licht („Spotlight“) bis zu einem blau-violetten „Chill Out“ und einem gelb-rotem „Candle Light“ reicht.

Darüber hinaus kann man noch weitere vordefinierte Lichtstimmungen dazufügen, die aber allesamt individuell adaptiert werden können. Das Wechseln der Lichtstimmungen über die App läuft absolut flüssig und ohne Verzögerung. Hat man einen Lichtschalter mit Klicksystem, kann man zwischen den hinterlegten Beleuchtungseinstellungen auch manuell weiterschalten.

„Es werde Licht!“

Abgesehen davon, dass nach dem Auspacken sofort alles funktionierte, sorgte die Leuchte bei mir mit der wohl wichtigsten Funktionalität für wahre Glücksmomente: Ihrem Licht. Denn die Lichtqualität ist einfach nur fantastisch. Auf der Unterseite sind weiße LEDs verbaut, die absolut stufenlos eine Lichttemperatur zwischen 2700 Kelvin (gelblich-warmes Licht) und 4000 Kelvin (kühl-weißes Licht) erzeugen können.

Smarte Lampe von Luke Roberts

Die Lichtstärke von bis zu 4000 Lumen, die ebenfalls stufenlos dimmbar ist, entspricht einer herkömmlichen 300-Watt-Glühbirne. Für den normal-hohen 20-Quadratmeter-Raum in meiner Wohnung war die maximale Leistung definitiv zu viel. In hohen Räumen oder Flächen bis zu 40 Quadratmeter muss man sich um zu wenig Licht jedenfalls keine Sorgen machen.

Eingeschränkt ist man allenfalls davon, dass das Hauptlicht designbedingt eher nach unten strahlt. Wer also die Lampe als Spot für Wände einsetzen möchte, muss sie entsprechend hoch aufhängen. Komplettiert wird das System von der indirekten Bestrahlung nach oben, mit dem praktisch das komplette RGBW-Farbspektrum durch rote, grüne, blaue und weiße LEDs abgebildet werden kann. Die Lichtstärke beträgt 1200 Lumen.

Die Intensität der erzeugten Lichtfarbe ist beeindruckend. In Kombination mit der unteren Beleuchtung lässt sich so tatsächlich jede erdenkliche Stimmung in den Raum zaubern. Um im Raum mit rein indirektem Licht noch gut lesen zu können bzw. den Raum farbig, aber hell auszuleuchten, hätte ich mir gelegentlich noch mehr Lumen nach oben hin gewünscht.

Licht malen

Punkten kann Luke Roberts auch mit der spielerischen und intuitiven Bedienung der App. So lässt sich mit ein paar Fingerbewegungen die entsprechende Farbe auswählen und der Bereich der Lampe über Mal- und Wischbewegungen ansteuern, der leuchten soll. So kann man relativ genau etwa einen Tisch, eine Leseecke oder andere Punkte im Raum anstrahlen lassen. Die Kombinationen sind endlos. Tüftler können so stundenlang damit verbringen, die optimale Ausleuchtung für diverse Szenarien zu erschaffen.

So einfach und einleuchtend die Malfunktion in der App ist, erweist sie sich in der Praxis manchmal als gefinkelt. Vor allem wenn man die Mitte der Lampe ansteuern und dort LEDs aktivieren will, landet man oft in der Farbauswahl, die ebenfalls in der Mitte des virtuellen Lampenkreises in der App angesiedelt ist. Auch das Löschen von aktivierten LED-Regionen funktioniert mit den dicken menschlichen Fingern nicht immer so ganz exakt, wie es die Lampe eigentlich drauf hätte.

Gut gelöst ist hingegen, dass mehrere Leuchten in der App einfach verbunden werden können. Das bedeutet, dass man in großen Räumen, wo eventuell zwei Leuchten im Einsatz sind, nicht beide einzeln bedienen muss, um den gewünschten Lichteffekt zu bekommen. Die Funktion ist auch nützlich, wenn eine gleichmäßige Ausleuchtung einer gesamten Wohnung erreicht werden soll.

Smarte Sensoren

Wenn die drei, vier perfekten Lichtstimmungen einmal gefunden sind und man diese regelmäßig zu bestimmten Zeiten verwendet, lernt die Lampe schnell mit. Schon nach wenigen Tagen merkte sie sich, dass im WC in der Nacht indirektes, stark gedimmtes Licht gewünscht war, während das frische, blau-grün-weiße Farbgemisch in der Früh die Schlaftrunkenheit vertreiben soll.

In der Wohnküche, wo die zweite Lampe in Verwendung war, funktionierte das System insofern nicht so gut, weil der Raum zu unterschiedlichen Zwecken genutzt wird. Einmal wird früh zu Abend gegessen, dann wieder später. Manchmal will ich dabei am Tisch lesen, dann auch wieder nur geistesabwesend ohne Festbeleuchtung mit indirektem Licht auf der ebenfalls im Raum befindlichen Couch ausspannen.

Lukas Pilat und Robert Kopka von Luke Roberts

Die Lampe kann mit einem herkömmlichen Lichtschalter verwendet werden. Man kann einstellen, dass beim Einschalten automatisch die letzte Lichtstimmung verwendet wird. Oder eben auf die smarte Funktion vertrauen, welche bei den Nutzungsgewohnheiten mitlernt. Um eine Stimmung zu wechseln, muss man die Lampe nur kurz ein- und ausschalten.  Künftig soll die Lampe sogar erkennen, ob sich jemand im Raum befindet – diverse Sensoren sind bereits verbaut, wurden softwareseitig aber noch nicht aktiviert.

Verbesserungspotenzial

Die Funktion, die ich neben der präziseren Ansteuerung einzelner LED-Bereiche über die App, am meisten vermisste, war eine zeitliche Programmierfunktion. So kann man zwar einen Lichtalarm einstellen – die Lampe schaltet sich zu einem vorgegebenen Zeitpunkt mit einer bestimmten Lichtstimmung ein oder auch aus. Es ist bis dato aber nicht möglich, einen Raum in einer vorgegebenen Zeitspanne standardmäßig immer in einem bestimmten Licht auszuleuchten.

Noch nicht umgesetzt ist die Einbindung in die Smart-Home-Umgebungen von Apple und Google. Den Start-up-Gründern zufolge sollen diese Schnittstellen aber bis Ende des Jahres abgesegnet werden. Bereits im Beta-Stadium verfügbar ist die Nutzung der Leuchte über Amazons Alexa. Um die Beleuchtung eines Raumes schnell und komfortabel zu ändern, erscheint Sprachsteuerung in der Tat als vielversprechendes Konzept.

Fazit

Dass das Ende 2015 als Crowdfunding-Kampagne gestartete Projekt es tatsächlich in die Serienreife geschafft hat, ist absolut erfreulich – zumal die österreichischen Start-up-Gründer von Luke Roberts abliefern, was sie versprachen. Mit ihrer Erfindung, die mittlerweile auch namhafte Investoren und zuletzt Frischkapital von einer Million Euro anzog, wird deutlich, dass wir am Beginn einer neuen smarten Licht-Ära stehen, die herkömmliche Beleuchtungskonzepte komplett auf den Kopf stellen werden.

Die größte Hürde für den Erfolg auf dem Massenmarkt ist wohl der Preis, der mit 699 Euro für eine Leuchte wohl den Geldbeutel vieler Menschen sprengen wird. Angesichts der Lichtqualität, der guten Verarbeitung sowie der exzellenten Ansteuerung des Moduls per App erscheint der Preis auch nicht völlig überzogen. Es bleibt zu hoffen, dass bei den 2019 geplanten Modellen auch eine günstigere abgespecktere Variante auf den Markt kommen wird.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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