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Xiaomi Mi Note 10 im Test: Handy mit der Superlativ-Kamera

Waterfall-Screen, Riesen-Akku und ein Fünffach-Kamera-Setup mit einer Auflösung von bis zu 108 MP - das Xiaomi Mi Note 10 stellt so manche Konkurrenzprodukte in den Schatten. Dafür müssen allerdings auch einige Kompromisse eingegangenen werden.

Als ich das Mi Note 10 zum ersten Mal in die Hand genommen habe, ist mir einerseits das vergleichsweise hohe Gewicht und andererseits der Premium-Look ins Auge gestochen. 208 Gramm sind nicht wenig und wohl hauptsächlich dem riesigen Akku mit einer Kapazität von 5260 mAh geschuldet.

Dafür kommt der 6,47 Zoll große AMOLED-Screen mit stark nach hinten gebogenen seitlichen Rändern, was dem Smartphone ein wahres Flaggschiff-Feeling verleiht. Generell spielt die Verarbeitung in der oberen Liga der Spitzenklassen-Handys mit.

Kamera der Superlative

Das Xiaomi Mi Note 10 ist das einzige und erste Smartphone, das über eine 108 MP Kamera verfügt. Um auf eine derart hohe Auflösung zu kommen, nutzt Xiaomi das so genannte Pixel-Binning.

Standardmäßig nimmt das Handy Fotos mit 27 MP auf, wobei jeweils 4 Pixel zu einem Bildpunkt zusammengefügt werden. Um die volle Power der Kamera zu nutzen, können diese 4 Pixel allerdings auch einzeln dargestellt werden, sodass sich die Auflösung vervierfacht und am Ende Fotos mit 12.032 x 9.024 Pixeln entstehen.

Diese hochauflösenden Bilder haben eine Größe zwischen ungefähr 11 und 16 MB - manchmal auch mehr als 20 MB. Der Verarbeitungsprozess der Kamera-Software nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch, als mit den Standardeinstellungen. Wer schnell, mehrere Fotos hintereinander aufnehmen will, sollte unbedingt eine andere Einstellung wählen.

Was bringen 108 MP?

Fotos mit den 27 MP Standardeinstellungen sind detailreich und makellos ausbalanciert. Die Farbwiedergabe wirkt neutral, was natürliche und lebendige Fotos zur Folge hat. Auch der HDR-Modus funktioniert einwandfrei und erhöht - wie gewünscht - den Kontrast in den helleren und dunkleren Bereichen.

Bei den 108 MP Fotos ist es zunächst absolut beeindruckend, wie weit man in die Fotos hineinzoomen kann. Die zusätzlichen Pixel und riesigen Fotos erlauben es natürlich Bildbereiche hervorzuheben, zuzuschneiden beziehungsweise zu vergrößern. Bei schlechteren Lichtbedingungen nimmt die Bildqualität der 108 MP Kamera rasant ab.

Grundsätzlich reichen die 27 MP vollkommen aus. In den seltensten Fällen wird man von den zusätzlichen Bildpunkten Gebrauch machen. Auch was den Speicherplatz und die längere Verarbeitungsdauer betrifft, ist man mit den Standardeinstellungen besser dran. Und nicht zuletzt ist die Kamera-Software in der Lage, mit den 27 MP bessere Bilder zu produzieren, als mit der vollen Auflösung von 108 MP.

links: © Florian Christof

rechts: © Florian Christof

Bildausschnitt aus einem Foto mit 108 MP (re.) und Foto mit 5x optischen Zoom (li.)

links: © Florian Christof

rechts: © Florian Christof

27 MP mit Standardeinstellungen (links) - 108 MP Foto (rechts)

links: © Florian Christof

rechts: © Florian Christof

27 MP mit Standardeinstellungen (links) - 108 MP Foto (rechts)

Fünfach-Zoom und Makro-Objektiv

Besonders gut funktioniert mit dem Mi Note 10 der Bokeh-Effekt. Dieser wird einerseits natürlich erzeugt, andererseits aber auch künstlich mithilfe der Kamera-Software.

Auch wenn die Hauptkamera (f/1,7; 25mm; 1/1.33") mit ihren 27 MP einwandfreie und nahezu makellose Bilder aufnimmt, fallen die restlichen vier Kameras etwas hinter die Spitzenklassen-Konkurrenz zurück. Einzig an der Weitwinkelkamera (20 MP, f/2,2, 13mm) gibt es kaum etwas auszusetzen.

Die beiden Zoom-Objektive (12 MP, f/2,0, 50mm für 2x-Zoom und 5 MP, f/2,0 für 5x-Zoom) funktionieren zwar auch problemlos, doch mit dem Fokussieren gab es dabei im Testzeitraum so manche Schwierigkeiten. Ebenso fällt auf, dass bei den Tele-Objektiven die Details und Farben manchmal nicht korrekt dargestellt werden und dunkle Bereiche regelrecht absaufen.

Die Makro-Linse (2 MP; f/2,4) schafft es hübsche Nahaufnahmen etwa von Blumenblüten zu machen. Allerdings funktioniert das hauptsächlich bei sehr guten Lichtverhältnissen. Schwindet das Licht, schwindet auch die Bildqualität sehr rasch.

Akku und Schnellladen

Neben dem Kamera-Setup ist auch der Akku des Mi Note 10 ein wahres Highlight. Mit kaum einem anderen Smartphone bin ich mit einer Akkuladung länger durchgekommen als mit dem Mi Note 10: Um 6:00 Uhr morgens voll aufgeladen, waren am Folgetag um 15:00 Uhr immer noch 20 Prozent Restakku übrig. Und das trotz intensiver Nutzung: Social-Media, Video-Streaming und mehrere Stunden Musik-Streaming (im WLAN) mit Bluetooth-Kopfhörern.

Auch wenn sich der 5260 mAh Akku dem Ende zuneigt, kann das Mi Note 10 mit einer 30 Watt Schnelllademöglichkeit überzeugen. Von 20 Prozent auf 50 Prozent schafft es das Smartphone in 20 Minuten. Komplett aufgeladen ist es in ungefähr einer Stunde.

Leider gibt es beim Xiaomi Mi Note 10 keine Möglichkeit, das Gerät kabellos per Induktion zu laden.

Display und Fingerabdrucksensor

Abgesehen von der Kamera der Superlative und dem riesigen Akku, kann das Mi Note 10 auch mit seinem Display überzeugen. Die Selfie-Kamera versteckt sich in einem schmalen Tropfen-Notch und das Kinn, also der Rand an der unteren Seite, fällt ebenso relativ schmal aus. Seitlich ist überhaupt kein Rahmen zu erkennen, da sich das Display über die Ränder hinweg zieht.

Die Qualität des AMOLED-Screens ist makellos, die Helligkeit ist ausreichend, Kritikpunkte sucht man vergebens. Die Auflösung des Screens beträgt 1080 x 2340 Pixel, das Format 19,5:9, die Diagonale 6,47 Zoll. Geschützt wird das Display von Corning Gorilla Glass 5.

Der optische Fingerabdruckscanner befindet sich im AMOLED-Display. Dieser funktioniert einwandfrei und extrem schnell und zuverlässig. Ratsam ist es dennoch, die entsprechenden Finger doppelt einzuscannen.

Derzeit werden bei Xiaomi-Smartphones alle Apps direkt am Homescreen abgelegt

Kompromisse beim Innenleben

Auch wenn durch einige Spezifikationen der Eindruck entstehen könnte, es handle sich hierbei um ein neues Spitzenklasse-Smartphone, so wird diese Illusion spätestens vom Innenleben zurechtgewiesen.

Im Inneren werkelt nämlich ein Qualcomm Snapdragon 730G. Dieser zählt zwar immer noch zu den schnellsten Oberklasse-Prozessoren, kann mit denen der 8er-Snapdragon-Reihe aber nicht mithalten.

Der interne Speicher beträgt 128 GB und der Arbeitsspeicher kommt auf 6 GB. Ein klassischer 3,5mm-Kopfhöreranschluss ist vorhanden. Als Betriebssystem dient die neueste MIUI-Version 11, allerdings auf Android 9 Pie aufbauend.

Preis und Verfügbarkeit

Das Xiaomi Mi Note 10 ist in Österreich offiziell erhältlich. Auf Preisvergleichsseiten wurde das Gerät bereits ab einem Preis von 487 Euro gesehen.

Auch das Xiaomi Mi Note 10 Pro ist hierzulande verfügbar. Dieses unterscheidet sich im Prinzip nur beim Speicher vom regulären Modell: 8/256 GB statt 6/128 GB. Der Aufpreis für die Pro-Version beträgt in etwa 100 Euro.

Fazit

Mit dem Xiaomi Mi Note 10 hat der chinesische Technologiekonzern vorgelegt. Die Auflösung der Kamera sucht seinesgleichen und auch der Akku sowie die Schnellladefunktion können sich sehen lassen.

Allerdings wirkt das Mi Note 10 ein wenig so, als wollte Xiaomi unbedingt den 108 MP Sensor in ein Smartphone verbauen, ohne dabei die Preisgrenzen zu sprengen. Dafür mussten allerdings einige Kompromisse eingegangen werden: Stichwort Prozessor, kabelloses Laden und sekundäre Kamera-Linsen.

Alles in allem kann das Mi Note 10 in vielen Bereichen überzeugen. Wer auf der Suche nach einem neuen Smartphone ist und dabei Wert auf eine qualitativ hochwertige Kamera legt, wird keine bessere Kamera zu diesem Preis bekommen.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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