CT-Bilder einer Lunge: „Es ist spannend und beeindruckend, was sich bei den Therapien tut“, sagt Lungenkrebsspezialist Maximilian Hochmair.

CT-Bilder einer Lunge:  „Es ist spannend und beeindruckend, was sich bei den Therapien tut“, sagt Lungenkrebsspezialist Maximilian Hochmair.

© APA/AFP/SAUL LOEB

Science

Ablöse für MRT und CT? Neuer Scanner für den menschlichen Körper

Wer sich das Bein bricht, Probleme mit den inneren Organen hat oder auch schwanger ist, kommt selten an einer Untersuchung mit bildgebenden Verfahren vorbei. Mediziner bekommen mithilfe von Computer-, Magnet-Resonanz- und Positronen-Emissions-Tomographie oder Ultraschall wichtige Einblicke in den menschlichen Körper und können daraus wichtige Rückschlüsse ziehen und Diagnosen fällen.

Einem Team aus Physikern und Medizinern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ist es jetzt gelungen, eine weitere – und noch dazu strahlenfreie – bildgebende Technologie reif für den Einsatz am Menschen zu entwickeln. Ihr Name: Magnetic Particle Imaging (MPI). Mit dem von ihnen jetzt entwickelten, transportablen Scanner ist es unter anderem möglich, dynamische Abläufe im menschlichen Körper wie den Blutfluss zu visualisieren. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Nature Scientific Reports veröffentlicht.

Vorteile der neuen Methode: Empfindlich und schnell

Die Magnetpartikelbildgebung (engl. Magnetic Particle Imaging) ist eine Technik, die, wie der Name andeutet, auf der direkten Visualisierung von magnetischen Nanopartikeln basiert. Solche Nanopartikel kommen im menschlichen Körper natürlicherweise nicht vor und müssen als Marker verabreicht werden. „Wie auch bei der Positronen-Emissions-Tomographie, die auf die Gabe von radioaktiven Substanzen als Marker angewiesen ist, hat diese Methode den großen Vorteil, empfindlich und schnell zu sein, ohne dabei störende Hintergrundsignale von Gewebe oder Knochen zu ‚sehen‘“, erklärt Volker Behr, der mit Patrick Vogel vom Physikalischen Institut der Universität verantwortlich für die Studie ist.

MPI basiert dabei nicht wie die Positronen-Emissions-Tomographie auf der Detektion von Gammastrahlen eines radioaktiven Markers, sondern auf dem Antwortsignal der magnetischen Nanopartikel auf sich zeitlich verändernde Magnetfelder. „Dabei wird die Magnetisierung von Nanopartikeln mit Hilfe von externen Magnetfeldern gezielt manipuliert, wodurch nicht nur ihre Anwesenheit, sondern auch ihre räumliche Position im menschlichen Körper detektiert werden kann“, sagt Vogel.

Ein kleiner Scanner für große Einblicke

Die MPI-Idee ist nicht neu. Bereits 2005 konnte das Unternehmen Philips die ersten Bilder dieses neuartigen Ansatzes in einem kleinen Demonstrator zeigen, der allerdings nur Proben von wenigen Zentimetern Größe aufnehmen konnte. Und die Entwicklung von Geräten, die sich zur Untersuchung von Menschen eigneten, erwies sich schwieriger als gedacht und führte zu großen, schweren und teuren Konstruktionen.

Das Team um Behr und Vogel fand 2018 einen neuen Weg, die komplexen Magnetfelder, die für die Bildgebung erforderlich sind, in einem wesentlich kleineren Design umzusetzen. In einem mehrjährigen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt gelang es den Wissenschaftern, das neuartige Konzept in einem gezielt für die Intervention entwickelten MPI Scanner (interventional Magnetic Particle Imaging – iMPI) umzusetzen.

„Unser iMPI-Scanner ist so klein und leicht, dass man ihn fast überall mitnehmen kann“, erklärt Vogel. Diese Mobilität des Scanners zeigen die Autoren eindrucksvoll in einer simultanen Echtzeitmessung im Vergleich mit einem speziellen Röntgengerät, welches das Standardgerät in der Angiographie in den Unikliniken ist. Das Team um Thorsten Bley und Stefan Herz der interventionellen Radiologie des Würzburgers Universitätsklinikums, das von Anfang an dieses Vorhaben begleitete, führte die Messungen an einem realistischen Gefäßphantom durch und bewerteten die ersten Bilder.

„Das ist ein erster wichtiger Schritt hin zu einer strahlenfreien Intervention. MPI hat das Potential diesen Bereich nachhaltig zu verändern“, sagte Herz, Seniorautor der Publikation.

Nächste Schritte in der Forschung

Neben weiteren spannenden Messungen mit dem iMPI-Gerät, arbeiten die beiden Physiker nun an einer Weiterentwicklung ihres Scanners. Ziel ist dabei vor allem, die Bildqualität weiter zu verbessern.

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