3D-Modell des untersuchten Schrumpfkopfs

3D-Modell des untersuchten Schrumpfkopfs

© Andrew Nelson

Science

Ist das ein echter Schrumpfkopf? CT-Scans entlarven Fakes

Museen auf der ganzen Welt stellen "tsantsa", also Schrumpfköpfe aus. Für Forscher*innen sind die Relikte eine reiche Quelle für die Geschichte indigener Völker. Doch nicht alle ausgestellten Objekte sind echt. Einige sind Fälschungen, die z.B. aus Tieren angefertigt wurden. 

Mit einem neuen Scan-Verfahren können Forscher*innen der Western University in Kanada feststellen, ob es sich um echte tsantsa handelt. Dafür wird eine Kombination aus medizinischer Computertomografie und hochauflösender Mikro-Computertomografie, die im Mikrometerbereich arbeitet, verwendet. 

3D-Abbilder

Schicht für Schicht werden 2D-Aufnahmen der Objekte erstellt, die dann zu einem 3D-Modell zusammengeführt werden. Damit kann ins Innere der tsantsa geblickt werden, ohne sie zu zerstören. 

Für die ursprüngliche Studie wurde ein Schrumpfkopf untersucht, der sich im Chatham-Kent Museum in Chatham, Ontario (Kanada) befindet. Er wurde in den 1940ern von einer Familie während einer Amazonas-Reise gekauft. Es wird als Relikt peruanischer Indigener in Südamerika geführt. 

Die Analyse ergab, dass der untersuchte tsantsa authentisch ist. Hinweise darauf gab etwa der Mikro-CT-Scan der Hautschichten. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin PLOS erschienen.

Kommerziell oder Rituell

Nicht geklärt wurde aber, ob er rituell oder kommerziell, also für den Verkauf während der Kolonialzeit, hergestellt wurde. In weiteren Studien will man sich nun diesem Thema nähern und arbeitet dafür auch mit indigenen Personen zusammen.

Dabei will man untersuchen, welche Materialien für das zunähen von Augen und Mund verwendet wurden. Einige historische Quellen beschreiben, dass die indigenen Völker glaubten, so die Seele gefallener Feinde einzusperren, um sich vor Rache zu schützen, heißt es in einem Statement.

Sind die dafür verwendeten Fäden aus modernerem, günstigen Material, wäre das ein Hinweis darauf, dass die tsantsa für den kommerziellen Nutzen hergestellt wurden. Damit könnte man nicht nur herausfinden, ob der Kopf wirklich menschlich ist, sondern auch, ob es sich tatsächlich um einen tsantsa handelt, der rituell hergestellt wurde. 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare