Corona-Simulation: Peak der Infektionen schon länger überschritten
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Bereits in den vergangenen Wochen haben die Simulationsforscher der Technischen Universität Wien zahlreiche Berechnungsmodelle zum Coronavirus in Österreich veröffentlicht. Nun haben die Wissenschaftler einen Blick zurück geworfen und die bisherige Ausbreitung der COVID-19-Epidemie in Österreich neu analysiert.
Demnach hat die Zahl der Personen, die offiziell als COVID-19-Kranke gelten, in den ersten Apriltagen vorerst ihr Maximum erreicht. Die Simulation ergebe, dass das Maximum der infizierten Personen (inklusive Dunkelziffer) daher bereits wahrscheinlich zwei Wochen früher aufgetreten sei, heißt es in einer Aussendung der TU Wien.
Infektionen zeigen sich zeitverzögert
"Unsere Simulationen zeigen, dass wir den Höhepunkt der Krankheitszahlen der vergangenen Welle schon länger hinter uns haben, als die offiziellen Zahlen zeigen. Gleichzeitig mahnt uns das allerdings auch zur Vorsicht", erklärt Niki Popper, Leiter des Simulationsteams. "Sollte auf Grund der Lockerung von Maßnahmen die Zahl der Infektionen wieder ansteigen, wird es nämlich wieder genau dieselbe Zeitverzögerung geben. Das heißt, wir können den Anstieg in den Tests erst dann bemerken, wenn die wahre Zahl der Infektionen in der Bevölkerung bereits deutlich angestiegen ist."
Antizyklisch handeln
Aufgrund all dieser Zeitverzögerungen müsse man gerade jetzt, wo sich die Zahlen gut entwickeln, vorausschauend agieren, so die Forscher. "Wir müssen gewissermaßen antizyklisch denken: Als die Zahl der bestätigten Krankheitsfälle nach Einführung der Maßnahmen langsamer gewachsen ist als zuvor war das ein sehr gutes Zeichen", sagt Popper.
"Es ist in vielen Bereichen wichtig, zu einer neuen, weniger strengen Normalität zu finden. Dabei müssen wir vorsichtig vorgehen, weil wir eine zweite Welle der Infektion nicht sofort an den offiziell bestätigten Zahlen erkennen würden, sondern wieder erst mit Verzögerung. Diese Balance zu finden, ist eine schwierige politische und gesellschaftliche Aufgabe, wir hoffen mit unseren Modellen einen Beitrag dafür liefern zu können", erklärt der Leiter des Simulationsteams.
Unterschiedliche zeitliche Verläufe
Dieser genauere Blick zurück zeige, dass Dunkelziffer und bestätigte Krankheitsfälle unterschiedliche zeitliche Verläufe nehmen. Es wäre zu einfach, die Dunkelziffer der Gesamterkrankten abzuschätzen, indem man bloß die Zahl der bestätigten Fälle immer mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Denn die Dunkelziffer sei kein gleichbleibender Prozentsatz der Gesamtzahl an Erkrankten. Außerdem würden die Modelle zeigen, dass man zwischen verschiedenen Dunkelziffern unterscheiden kann.
Die Personenzahlen in den unterschiedlichen Stadien erreichen in der Simulation der TU Wien ihren zeitlichen Höhepunkt nicht gleichzeitig, sie entwickeln sich offenbar asynchron. Erstens verstreiche immer eine gewisse Zeitspanne, bis man nach einer Infektion Symptome entwickelt, bis man getestet wird und bis die Testergebnisse vorliegen.
Zweitens dauert die Krankheit auf Basis der aktuellen Literatur nicht bei allen Menschen gleich lange: Personen mit asymptomatischem Krankheitsverlauf haben die Infektion vermutlich rasch wieder hinter sich, bei schweren Fällen, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen, dauert die Krankheit viel länger. All das kann im agentenbasierten Modell berücksichtigt werden, daher liegen die Kurven des zeitlichen Verlaufs nicht übereinander, sondern sind gegeneinander verschoben.
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