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Coronavirus: Warnung vor Verschwörungstheorien und Fake News

Während Mediziner und Epidemologen versuchen, die weltweite Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, scheint dieser Kampf an anderer Stelle schon verloren. Keine Stunde vorgeht, in der nicht neue Gerüchte, Halbwahrheiten, Falschinformationen und sogar Verschwörungstheorien über Social Media und andere Webkanäle in Umlauf gebracht werden. Google, Facebook und Twitter haben bereits angekündigt, offensichtliche Fake News zu löschen. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO geht in die Offensive.

So hat die WHO am Montag verlautbart, dass Mitarbeiter der Organisation rund um die Uhr Falschinformationen im Netz ausfindig machen und die großen Internetkonzerne und Social-Mediaplattformen darüber in Kenntnis setzen. Gleichzeitig veröffentlichte die WHO eine Aufklärungsseite, wo einige der am meisten verbreiteten Mythen und Gerüchte thematisiert und richtig gestellt werden. Die Erklärungen sind leicht verständlich gehalten und mit grafischen Elementen aufgelockert.

Was wirklich gegen das Coronavirus hilft

Unter anderem warnt die WHO davor, den Virus mit Sesam-Öl, salzhaltigen Nasenspülungen, Gurgellösungen oder dem Verzehr von Knoblauch bekämpfen zu wollen. Auch die Einnahme von Antibiotika oder Impfungen würden keinen nachgewiesenen Schutz gegen das Virus bieten. Gleichzeitig beruhigt die WHO hinsichtlich des Empfangs von Paketen und Briefen aus China. Dadurch könne der Virus nicht übertragen werden. Auch Tiere würden allen vorliegenden Informationen zufolge keine Träger des Coronavirus sein.

Mit der Aufklärungsarbeit will die WHO dazu beitragen, dass sich Menschen sich nicht in falscher Sicherheit wiegen, aber vor allem auch gesundheitsgefährdende medikamentöse Selbstbehandlungen durchführen, die keinen Schutz bieten. Durch die Kooperation mit Google führen Suchanfragen zu dem Virus auf Seite eins zu offiziellen Informationen der Behörde. Auch bei Twitter wird bei Suchanfragen zum Virus eine entsprechende Information eingeblendet - offenbar allerdings nicht überall auf der Welt.

Facebook und Google entfernen Fake News

Am Wochenende hatte Facebook bereits angekündigt, Inhalte und Hashtags in Postings auf Facebook, aber auch Instagram zu entfernen, die offensichtliche Falschinformationen zum Coronavirus verbreiten. Auch TikTok hat angegeben, einen Link zur WHO anzuzeigen, wenn User nach bestimmten Hashtags wie etwa #Coronavirus suchen. Wer auf YouTube Informationen zum Coronavirus abrufen möchte, landet zumindest vordergründig auf halbwegs seriösen Nachrichtenquellen.

Unter Stichworten wie "Wahrheit über das Coronavirus" finden sich aber auch einige Panik-machende Beiträge. Seit mehreren Tagen etwa verbreitet sich ein zehnminütiges Video und andere Beiträge des YouTube-Kanals "Odysseus" im Netz, dessen Behauptungen der Blog Mimikama bereits großteils als falsch enttarnte. Absurdes Detail am Rande: Das vom Kanal verwendete Logo wurde offenbar von einem österreichischen Restaurant in Breitenfurt bei Wien geklaut.

"Bill Gates, 5G und Fledermäuse an Coronavirus schuld"

Diverse Verschwörungstheorien handeln davon, dass die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates die Entwicklung des Virus finanziert habe, der Ausbruch mit 5G-Tests in China ausgelöst bzw. China das Virus als Biowaffe entwickelt habe. Wieder andere vermuten die Pharmaindustrie dahinter, da sich im Internet Patente auf Coronaviren finden. Eher kurios ist die mit einem Video flankierte Behauptung, Fledermaussuppe aus China sei am Ausbruch der Epidemie Schuld. Das Video der essenden Chinesin stammt aus dem Jahr 2016.

Dabei handelt es sich aber um abgeschwächte und schon länger bekannte Formen aus der großen Familie der Coronaviren, auf Basis derer Impfungen entwickelt werden könnten. Ein derartiges Patent ist auch der Grund, warum die Bill and Melinda Gates Foundation mit dem Virus in Verbindung gebracht wird. Die aktuelle Variation des Corona-Virus ist unter diesen Patenten aber nicht zu finden.

Darüber hinaus finden sich diverse Videos und Bilder von kollabierenden Menschen auf Flughäfen sowie sterbenden oder toten Patienten in chinesischen Krankenhäusern. Eine viral verbreitete Aufnahme vom Suvarnabhumi Airport in Bangkok etwa, das einen am Boden liegenden Chinesen zeigt, entpuppte sich als derartige Falschmeldung. Der Mann sei betrunken gewesen, gestürzt und einfach eingeschlafen, stellten der Flughafen und einige vor Ort anwesende Touristen klar.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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