Zwei Elektroautos an einer Ladestation

Wo viel Sonne scheint, könnte künftig günstiger Strom fließen. Bietet sich eine Ladestation am Weg an, erhält man einen Tipp

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E-Auto günstig und stressfrei laden: So soll es funktionieren

Mit einem Elektroauto längere Strecken zurückzulegen, ist manchmal nicht ganz einfach. Sind Zwischenstopps bei einer Ladestelle erforderlich, ist ein wenig Planung gefragt. Eigene Apps wissen gut darüber Bescheid, welche Ladestation gerade frei ist. Kommt man dann aber hin, ist sie vielleicht schon von jemand anderem besetzt. Das Ganze könnte einfacher funktionieren.

Im Forschungsprojekt eAlloc wird eine Lösung gesucht, mit der E-Auto-Fahrer*innen Tipps bekommen, wo auf ihrer Route sie genau welche Ladestation ansteuern sollten, um möglichst komfortabel und günstig Strom zu tanken. Davon sollen nicht nur ihre Nerven und Geldbörsen profitieren, sondern auch das Klima, indem genau dann aufgeladen wird, wenn gerade viel erneuerbare Energie ins Stromnetz eingespeist wird.

Nachricht am Handy

Wie Roland Kuras, Geschäftsführer der Energieberatung PowerSolution, schildert, könnte es künftig beispielsweise eine Handy-App geben, in der man die Zeit und das Ziel der Fahrt eingibt. Zur Mittagszeit an einem sonnigen Tag könnte man dann während der Fahrt per Nachricht darauf hingewiesen werden, dass es sinnvoll wäre, in einer halben Stunde bei einer bestimmten Ladestation eine Pause einzulegen.

"Jetzt macht es Sinn, eine kurze Rast einzulegen. Damit wird dein E-Auto schnell, günstig und ökologisch aufgeladen", sei die Botschaft an Fahrer*innen, so Kuras. Natürlich habe nicht jede E-Auto-Fahrerin bzw. jeder E-Auto-Fahrer jederzeit die Möglichkeit, solchen Tipps zu folgen. "Aber wenn ich die Fahrtstrecke einteilen kann, dann bietet das einen Anreiz und hat eine netzdienliche Funktion", sagt der Energieexperte.

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Reservierungsmöglichkeit fehlt noch

Wünschenswert wäre, wenn man Ladestellen auch gleich reservieren könnte. Diese Möglichkeit existiert derzeit noch nicht. Technisch sei das aber lösbar. Ladestellenbetreiber seien bereits aufgrund von Roamingverträgen (mit der Ladekarte eines Anbieters bei der Ladestelle eines anderen Anbieters aufladen) gut miteinander vernetzt.

Um für Fahrerinnen auch bei zwischenzeitlich besetzten Ladestellen stets eine Alternative parat zu haben, soll eine so genannte "Anytime-Optimierung" verwendet werden. Das System sucht dabei konstant nach besseren Lösungen. Bei der Suche nach Ladestationen sollen auch Präferenzen der Fahrer*innen berücksichtigt werden, etwa ob es einen Supermarkt oder ein Restaurant in der Nähe gibt.

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Versuche mit Menschen

An dem Projekt beteiligt sind TU Wien, Universität für Weiterbildung Krems, Linz Strom, Linz Netz, Bosch und PowerSolution. Für das Forschungsprojekt werden automatische Simulationen und Simulationen mit menschlichen Versuchspersonen durchgeführt, um verschiedenste Szenarien durchzuspielen. Persönliche Vorlieben werden in Workshops herausgearbeitet.

Das Fahren mit Elektroautos solle durch die dynamische Zuordnung zu Ladestellen am Ende attraktiver werden, meint Kuras. Elektromobilität verlange gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor ein Umdenken.

Transportmittel und Stromspeicher

Aber: "Das E-Auto der Zukunft ist multifunktional. Es ist nicht nur ein Transportmittel, sondern erfüllt auch die Funktion eines Stromspeichers." Die Summe an Elektrofahrzeugen könne mit ihren Batterien und bidirektionalem Laden bei Bedarf das Stromnetz unterstützen. Vielen Nutzer*innen von E-Autos sei das Potenzial bewusst, mit ihrem Fahr- und Ladeverhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können.

Wien Energie rechnet künftig auch in geladenen kWh ab

Lang ersehnte Umstellung auf verbrauchsbasierte Ladetarife kommt

An den 2.000 öffentlichen E-Ladestellen in Wien entschied bisher immer die Standzeit darüber, wie viel man für das Füttern von E-Auto-Batterien zahlte. Eine Einschätzung der zu erwartenden Kosten machte das schwierig, denn Ladeleistungen variieren je nach Akkuladestand oder Temperatur. Viele Fahrerinnen und Fahrer wünschten sich deshalb seit Längerem eine transparentere, verbrauchsbasierte Abrechnung.

Ab Oktober bietet Wien Energie nun eigene Tarife an, bei denen man pro Kilowattstunde, nicht Standzeit, bezahlt. In anderen Städten, etwa Linz oder Innsbruck, besteht diese Möglichkeit schon seit ein paar Monaten.

Geeichte Geräte

Grund für die Veränderung ist eine Neuerung im europäischen Eichrecht, durch welches die Messung des übertragenen Stroms nun einheitlich erfolgen kann. In anderen Ländern geht die Umstellung auf kWh-Tarife schneller voran. Österreich befinde sich aber in einer speziellen Situation, wie Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich erklärt.

Beim Ausbau von Ladestellennetzen sei man Vorreiter gewesen, nun müssten dadurch viele Anlagen umgerüstet, EDV-Systeme umgestellt und Kunden informiert werden. "Das bedeutet einen großen Aufwand. Da hat jedes Unternehmen seinen eigenen Zeitplan", sagt Reinhardt.

Neue Verträge abschließen

Außerdem sei folgendes zu beachten: "Man kann Verträge nicht umstellen, dadurch müssen Kunden neue Verträge abschließen." Wer seine zeitbasierte Abrechnung nicht umstellt, kann in Wien weiterhin Ladestellen nutzen. Die meisten E-Auto-Fahrer werden sich aber wahrscheinlich für das neue System entscheiden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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