A pharmacist displays an ampoule of Dexamethasone at the Erasme Hospital amid the coronavirus disease (COVID-19) outbreak, in Brussels
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Science

Hamsterkäufe: Lebensrettendes Corona-Medikament könnte knapp werden

Das kostengünstige und weltweit verfügbare Medikament namens Dexamethason kann Corona-Patienten mit schwerem Verlauf das Leben retten. Das ging vergangene Woche aus einer britischen Studie hervor. Es handelt sich um einen "lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Dexamethason ist patentfrei, billig und weitgehend verfügbar. Doch bei der Verfügbarkeit des Medikaments könnte es bald zu Engpässen kommen, wie Stephen Schondelmeyer, Direktor des Instituts für pharmazeutische Forschung an der Universität von Minnesota erklärt.

Seit die Ergebnisse der Studie veröffentlicht wurden, habe es "ein gewisses Maß an irrationalem Kaufverhalten" in Bezug auf Dexamethason gegeben, wird Schondelmeyer vom ScienceMag der American Association for the Advancement of Science zitiert. "Wir sehen bereits Hamsterkäufe und mangelnde Verfügbarkeit des Produkts", fügt er hinzu.

Coronavirus - Wirkstoff Dexamethason

Hamsterkäufe könnten zu Engpässen führen

"Das Horten und die spekulative Beschaffung scheinen bereits begonnen zu haben", bestätigt auch Emer Cooke, Leiterin der Regulierung von Arzneimitteln bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Allerdings sei es wahrscheinlich noch zu früh, von einem globalen Mangel zu sprechen, so Cooke.

Vor allem aber für die injizierbare Version der Arznei könnte es künftig zu Engpässen kommen. Denn ein großer Hersteller aus Indien hat in der Vergangenheit wiederholt Probleme mit der Zulassung in den USA gehabt, schreibt ScienceMag. Es habe offenbar Schwierigkeiten mit dem Produktionsprozess gegeben. Die Lieferungen von intravenösem Dexamethason in die USA wurden bereits im Oktober 2019 eingestellt.

An ampoule of Dexamethasone is seen in this picture illustration

Unterschiedliche Sichtweisen

Mark McClellan, der frühere Leiter der US-amerikanischen Food and Drug Administration geht davon aus, dass es bei der Verfügbarkeit des Medikaments keine gröberen Probleme geben wird. Weil die Arznei lediglich bei COVID-19-Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf verabreicht werden soll, glaubt McClellan, dass es zu keinen Engpässen kommen wird. Außerdem könne mit ähnlichen Medikamenten eine gleichwertige Wirkung erzielt werden.

Lewis Kaplan, Chirurg an der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania und Präsident der Society of Critical Care Medicine (SCCM) hält dagegen, dass Dexamethason sehr wohl eine einzigartige Wirkung habe. Außerdem glaubt Clifford Deutschman, Intensivmediziner und ehemaliger SCCM-Präsident, dass die behandelnden Ärzte die Arznei nicht nur bei schweren Verläufen verabreichen. Er geht davon aus, dass Dexamethason wesentlich breiter eingesetzt wird, was wiederum zu Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit führen kann.

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