Dieser Lkw lässt die Straße vibrieren, um heiße Quellen zu finden
Das neue Video von Herrenknecht sieht aus, als sollte eine Waffe für Superschurken verkauft werden. Martialisch aussehende Trucks verteilen sich strategisch in der ganzen Stadt. Wenn das Signal kommt, senkt jeder Lkw eine Vorrichtung auf den Boden, die Vibrationen erzeugt.
Das Video muss direkt auf YouTube angesehen werden, da Herrenknecht das Einbetten des Clips deaktivert hat.
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Shaker schickt Wellen in den Boden
Was man für den Plan halten könnte, um künstliche Erdbeben herzustellen, soll das Gegenteil bewirken. Hier wird nicht zerstört, sondern nach heißen Quellen gesucht, die einen wertvollen Beitrag gegen die Klimakatastrophe liefern und damit unseren Planeten erhalten sollen.
Der Urban Vibro Truck senkt einen P-Wellen-Vibrator auf den Boden ab, den der Spezialmaschinenhersteller Herrenknecht auch Shaker nennt. Er erzeugt durch Vibrationen Wellen im Frequenzbereich von 1 Hz bis 150 Hz.
Diese Wellen dringen tief ins Erdreich ein. Die verschiedenen Erdschichten reflektieren die Wellen unterschiedlich. Sogenannte Geophone erfassen die Reflexionen. Damit kann ein Untergrundabbild erstellt werden.
Strom aus Erdwärme
Das Ziel davon ist Schichten in möglichst geringer Tiefe zu finden, die ein hohes Wärmevorkommen haben. Diese können dann für Geothermiekraftwerke genutzt werden. Dazu werden Löcher in die Erde gebohrt und Leitungen hineingelegt. Wasser wird hinuntergepumpt, das durch die Hitze in der Tiefe zu Dampf wird.
Der aufsteigende Dampf wird im Kraftwerk genutzt, um eine Turbine anzutreiben, die Strom erzeugt. Der Dampf kühlt danach ab und wird wieder in den Kreislauf eingespielt und in die Tiefe gepumpt.
4-achsiger Lkw Allradlenkung
Geothermie gilt als wichtige, erneuerbare Energiequelle. Das Finden der richtigen Standorte ist jedoch langwierig, da seismische Messungen in vielen europäischen Ländern stark reguliert sind. Einer der Gründe dafür ist das benötigte Equipment. Bisher eingesetzte Lkw für Tiefenmessungen wirken eher wie Baumaschinen als moderne Messgeräte.
Der Urban Vibro Truck sieht hingegen eher wie ein städtisches Nutzfahrzeug aus, also mehr nach modernem Müllwagen als nach Baumaschine. Außerdem soll er in der ganzen EU eine Straßenzulassung haben. Die Allradlenkung, bei der alle 4 Achsen mitlenken, soll ihn wenidg genug für den Einsatz in Städten machen.
Er wiegt 32 Tonnen, soll aber lediglich eine Lautstärke von 65 dB verursachen. Weil er vorwiegend für den Einsatz in der Stadt gedacht ist, ist die Geschwindigkeit auf 40 km/h beschränkt. Ende 2024 sollen erste Prototypen getestet werden. Die Serienfertigung ist für 2025 geplant.
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Geothermie für Fernwärme
Gerade der städtische Bereich ist interessant für Geothermiekraftwerke. Dort können sie nämlich nicht nur für die Stromerzeugung, sondern auch die Fernwärme genutzt werden. Je näher ein Fernwärmekraftwerk an der Stadt ist, desto weniger Verlust der Wärme auf dem Transportweg.
Fernwärme ist vor allem für Städte wichtig, in denen ein hoher Anteil der Häuser mit Erdgas geheizt wird. Viele Städte und Länder planen künftig vollständig auf Erdgas zu verzichten. Diese Pläne haben seit dem Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine zusätzlich Schwung bekommen. Denn Russland hat mehrmals gedroht, die Erdgaslieferung an Europa wegen den EU-Sanktionen einzustellen.
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