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Science

Hunderte Menschen wegen falscher Corona-Heilmittel gestorben

Kamel-Urin, Bleichmittel und Methanol: Fehlinformationen durch Gerüchte und Verschwörungstheorien in Zusammenhang mit dem Coronavirus haben seit Beginn der Pandemie weltweit Hunderte Menschen das Leben gekostet. Tausende Menschen mussten wegen der größtenteils in sozialen Netzwerken verbreiteten Falschinformationen im Krankenhaus behandelt werden, ergab eine im "American Journal of Tropical Medicine and Hygiene" veröffentlichte Studie.

So sei Menschen in Indien empfohlen worden, Kuh-Urin oder -dung zu verzehren, um sich gegen eine Ansteckung zu wappnen. In Saudi-Arabien wurde Kamel-Urin mit Limone als Wunderwaffe gegen Sars-CoV-2 beworben. Der Konsum von hochkonzentriertem Alkohol zur vermeintlichen Desinfizierung des Körpers kostete weltweit sogar 800 Menschen das Leben. Rund 5.900 landeten nach dem Trinken von Methanol im Krankenhaus, 60 erblindeten.

Auch Trump verbreitete gefährliche Gerüchte

Zu den Multiplikatoren derartig gefährlicher Gerüchte zählt auch US-Präsident Donald Trump. Ende April sorgte Trump für Aufsehen, als er bei einer Pressekonferenz vor laufenden Kameras das Spritzen von Desinfektionsmittel für "eine interessante Idee" gehalten hatte.

Daraufhin hatte die Katastrophenschutzbehörde des US-Bundesstaats Washington die US-Bürger gewarnt: "Essen Sie keine Waschmittelkapseln und injizieren Sie keine Desinfektionsmittel." Später ruderte Trump zurück, seine Aussagen seien sarkastisch gemeint gewesen.

Stigmatisierung durch COVID-19

Die Forscher untersuchten auch mögliche Folgen von Stigmatisierung. So habe sich ein Mann in Indien das Leben genommen, weil er glaubte, mit Corona infiziert zu sein - und die mögliche Erkrankung als Schande empfand. Auch sei es immer wieder zu verbaler und physischer Gewalt gegenüber Menschen asiatischer Herkunft und Mitarbeitern des Gesundheitssystems gekommen, weil beide Gruppen für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden.

Neben der Pandemie gebe es demnach auch eine "Infodemie", so die Forscher. Sie forderten Regierungen und internationale Organisationen auf, Corona-Fehlinformationen im Internet besser zu überwachen, als falsch zu entlarven und "mit Social-Media-Unternehmen zusammenzuarbeiten, um korrekte Informationen zu verbreiten."

Die von einem Team internationaler Wissenschaftler unter anderem aus Australien, Thailand und Japan zusammengetragenen Daten stammen aus dem Zeitraum zwischen Dezember 2019 und April 2020. Die Wissenschaftler hatten mehr als 2.300 Berichte in 25 Sprachen aus 87 Ländern untersucht.

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