Mars-Landschaft

Die Mars-Landschaft sorgt oft für bemerkenswerte Funde

© Via REUTERS / NASA

Science

10 "mysteriöse" Entdeckungen am Mars: Was wirklich dahinter steckt

Diego Velázquez hat ihn gemalt, Ridley Scott einen Film über ihn gemacht, David Bowie hat über ihn gesungen. Die Menschheit ist besessen vom Mars. Seit Jahrtausenden gibt sie ihm Namen, bringt ihn mit Gottheiten in Verbindung und kartografiert ihn. Mehr als 50 technische Instrumente wurden seit Anbeginn der Raumfahrt zum Roten Planeten gebracht, um ihn zu untersuchen.

Kein Wunder also, dass bei vielen die Fantasie verrücktspielt, wenn die NASA ein neues Bild des Mars veröffentlicht. Alien-Fans und Verschwörungstheoretiker*innen treffen die wildesten Annahmen. Doch manche Fotos der vielen Mars-Rover und -Orbiter stellen auch Forscher*innenteams vor ein Rätsel.

Die futurezone hat die absurdesten Theorien und spannendsten Erklärungen zusammengefasst.

links: © NASA/JPL-Caltech

rechts: © NASA/JPL-Caltech

Außerirdische mit Taschenlampen oder ein Lagerfeuer? Dieser seltsame Lichtblitz sorgte im Netz für Spekulationen. 

1. Außerirdische mit Taschenlampen

Der NASA-Rover Curiosity schickte 2014 ein seltsames Bild zur Erde. Es zeigt einen Lichtblitz am Fuße einer Bergkette des Mars. UFO-Fans munkelten, dass es sich dabei um eine künstliche Lichtquelle handeln könnte, die auf intelligente Lebensformen auf dem Roten Planeten hinweist.

Doug Ellison, Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory der NASA, entkräftete die Spekulationen sogleich auf Twitter. Auf einem weiteren Bild, das Curiosity zum selben Zeitpunkt aufgenommen hatte, sei das Phänomen nicht zu erkennen gewesen, argumentiert Ellison. Er hat auch eine Erklärung parat: Es handle sich allem Anschein nach um eine optische Täuschung, verursacht durch kosmische Strahlung, so der NASA-Mitarbeiter.

Dieses Weltraumphänomen haben bereits einige Astronaut*innen selbst im All beobachtet. „Wenn ein kosmischer Strahl die Netzhaut durchdringt, werden die Stäbchen und Zapfen aktiviert, und man nimmt einen Lichtblitz wahr, der in Wirklichkeit nicht da ist“, beschreibt NASA-Astronaut Don Pettit die Erscheinung in einem Blogbeitrag. Bei dem Lichtblitz handelt es sich wohl doch nicht um einen Außerirdischen mit Taschenlampe.

Keine Hieroglyphen: Die Ornamente sind Produkt natürlicher Mechanismen auf dem Mars.

2. Spiralornamente geben Rätsel auf

Es erinnert an ein prähistorisches Kunstwerk oder ein Fossil. Tatsächlich handelt es sich bei dem Spiralmuster, aufgenommen vom Mars Reconnaissance Orbiter, aber um ein Produkt natürlicher Mechanismen.

Wissenschaftler*innen der University of Arizona machen Lavaströme für die Ornamente verantwortlich. Sie sollen einst über die Marsoberfläche geflossen sein – zu einer Zeit, als der Mars noch vulkanisch aktiv war. Wenn 2 Lavaströme aus entgegengesetzten Richtungen aneinander vorbeifließen, können sie sich miteinander vermischen, so die Forschenden. Dann entsteht ein spiralförmiges Muster.

Andere Expert*innen halten die Strukturen jedoch eher für Abdrücke von Eis, das sich einst auf der Cerberus-Palus-Ebene befand, jener Ort, von dem die Aufnahme stammt.

Riss im Marsboden: Diese Felsspalte scheint unscheinbar, stellt aber bisherige Annahmen über den Roten Planeten auf den Kopf.

3. Riss beweist vulkanische Aktivität

Auf dem Mars gab es also einst aktive Vulkane, genauer gesagt vor rund 3 bis 4 Milliarden Jahren. Ein Team von Wissenschaftler*innen vermutet, dass der Mars immer noch vulkanisch aktiv ist.

Grund zur Annahme gibt diese Luftaufnahme eines Risses, aufgenommen in der Marsregion „Elysium Planitia“. Bei der „mysteriösen dunkle Ablagerung", die auf dem Bild zu sehen ist, handle es sich um Rückstände eines Vulkanausbruchs, so die Wissenschaftler*innen. Dieser habe sich vor etwa 50.000 Jahren ereignet.

Die Entdeckung deute darauf hin, dass erst vor wenigen tausend Jahren mikrobielle Lebensformen existiert haben könnten. Die Kombination aus aufsteigendem Magma und Eis in dieser Region könnte gute Bedingungen dafür geliefert haben.

Ein Eingang zu einer geheimen Marsbasis? Leider nein, aber die Erklärung der NASA ist ebenso spannend.

4. Curiosity stößt auf Geheimtür

„Eine Tür, ganz eindeutig!“, schrieben User*innen auf Social Media im Mai 2022 als Reaktion auf eine Aufnahme von Curiosity. Sie zeigt, so scheint es, ein perfekt aus dem Felsen geschlagenes Rechteck.

Dabei handelt es sich aber weder um ein geheimes Labor des Pentagons noch um ein Alien-Versteck. Sondern um eine gewöhnliche Felsspalte im Marsgestein. Der Riss ist gerade einmal 30 mal 40 Zentimeter groß. „Diese Art von offenen Brüchen sind im Grundgestein der Erde und des Mars üblich“, teilte die NASA damals mit. Gerade in der Nähe des Mount Sharp, einem Berg, in dessen Nähe das Bild aufgenommen wurde, seien solche Formationen keine Seltenheit.

links: © NASA

rechts: © NASA

Marsgesicht: Bei näherer Betrachtung ist kein humanoides Antlitz mehr zu erkennen.

5. Viking findet Marsgesicht

Nicht nur im Falle der Mars-Tür täuschten Licht und Schatten Betrachter*innen. 1976 nahm der NASA-Orbiter „Viking 1“ ein Bild einer Gesteinsformation der Marsregion „Cydonia“ auf, die mit etwas Fantasie einem Gesicht ähnelt.

Viking-Chefwissenschaftler Gerry Soffen tat das Marsgesicht damals als einen „trick of light and shadow“ ab. Die Spekulationen ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Manche meinten, es handle sich bei dem Gesicht um ein Alien-Monument und damit um einen Beweis für eine einstige Besiedelung des Roten Planeten.

Das ließ die NASA nicht auf sich sitzen. Mit dem Mars Global Surveyor schoss die Weltraumbehörde über 20 Jahre später ein weiteres Foto der Gesteinsformation und siehe da: In Bildern mit höherer Auflösung ist kein Gesicht mehr zu erkennen. Die NASA hielt damals fest: „Eine detaillierte Analyse mehrerer Bilder dieses Merkmals zeigt einen natürlich aussehenden Marshügel, dessen illusorisches, gesichtsähnliches Aussehen vom Betrachtungs- und dem Beleuchtungswinkel abhängt.“

Klarer Fall von Pareidolie: Viele Betrachter*innen sahen in dieser Steinformation eine weibliche Figur.

6. Spirit lichtet „Marsvenus“ ab

Dieses Bild zeigt eine Frauenstatue am Mars. Zumindest, wenn es nach dem in den 2000er-Jahren populären Blog „UFO Sightings Daily“ geht. Dort wurde damals spekuliert, dass es sich bei der Felsformation, aufgenommen im Jahr 2007 von NASA-Rover Spirit, um eine weibliche Figur handle. Das liefere den Existenzbeweis für eine einstige Mars-Zivilisation, so das Argument der Blogger*innen.

Die US-amerikanische Planet Society entkräftete die Spekulationen rasch und identifizierte die „Marsvenus" als optische Täuschung. Es handle sich um ein hervorragendes „Beispiel für Pareidolie“, heißt es in einem Blogpost. Pareidolie beschreibt die Neigung des menschlichen Geistes, in einem Gegenstand vermeintlich vertraute Gesichter oder Muster zu erkennen. Verantwortlich für das Phänomen ist eine Art Autovervollständigung in unserem Gehirn. Es ist darauf ausgerichtet, Eindrücke schnellstmöglich zu verarbeiten und sie erkennbar zu machen. So können wir in Sekundenbruchteilen auf Situationen reagieren.

7. Curiosity liefert Beweis für Krieg am Mars

Auch für das nächste Gerücht ist „UFO Sightings Daily“ verantwortlich. Im Dezember 2017 veröffentlichte der Blog eine Nahaufnahme eines kugelförmigen Gegenstands, der vom Rover Curiosity entdeckt wurde. Die Blogger*innen mutmaßten, es handle sich um eine Kanonenkugel. Sie liefere den Beweis für einen Krieg, der einst auf dem Roten Planeten getobt haben soll.

Das Rover-Team der NASA witzelte auf Twitter über die Spekulationen: „Der Mars mag nach dem Gott des Krieges benannt sein, aber diese seltsamen Dinger sind keine Kanonenkugeln.“ Bei dem Objekt handelt es sich stattdessen um Kieselsteine, klärt die Weltraumbehörde auf. Sie sind gerade einmal 5 Millimeter groß und bestehen aus Kalziumsulfat, Natrium und Magnesium.

links: © NASA/JPL-Caltech

rechts: © NASA/JPL-Caltech

Die Mars-Spaghetti waren nach wenigen Tagen von ihrem Fundort verschwunden. 

8. Perseverance fotografiert „Mars-Spaghetti“

Der NASA-Rover Perseverance machte im Juli 2022 eine weitere seltsame Entdeckung. Mit seiner Bordkamera fing das Raumfahrtzeug ein Knäuel ein, das wenige Tage später wieder von seinem Fundort verschwunden war.

Bei den „Mars-Spaghetti“, wie das Objekt von den Medien bezeichnet wurde, handelte es sich um ein Teil des sogenannten EDL-Systems („Entry, Descent and Landing Systems“), wie die NASA später erklärte. Es umfasst all jene Instrumente, die Perseverance braucht, um sicher auf der Oberfläche des Roten Planeten zu landen. Bei dem Knäuel handelt es sich laut der Weltraumbehörde um ein Stück Dacron-Netz. Das ist eine Art gewebte Wärmedecke aus Polyester. Sie sorgt dafür, dass die Ausstattung des Rovers beim Eintritt in die Atmosphäre vor den hohen Temperaturen geschützt bleibt.

9. Bizarre Steintürme

Der Mars-Krater Gale" besteht zum Großteil aus Sand. Hier und da gibt es die ein oder andere Felsformation. Die karge Landschaft ist aber immer wieder für Überraschungen gut. Eine davon ist ein Paar Felstürme, das im Mai 2022 von Curiosity fotografiert wurde.

Expert*innen vermuten, dass die Türme aus einer Art Zement bestehen. Dieser dürfte vor sehr langer Zeit in die Spalten von Sedimentgestein gesickert sein. Wind und Wetter trugen das weiche Sedimentgestein rundherum nach und nach ab, bis nur noch die Säulen aus dem härteren, zementartigen Material überblieben.

Auf der Erde kann ein ähnliches Phänomen beobachtet werden, beispielsweise im Westen Nordamerikas. Hier werden solche Gesteinsformationen Hoodoo" genannt.

Perlmutt-Wolken: Auch die NASA war von diesem Naturschauspiel fasziniert.

10. Schillernde Wolken

Curiosity richtet seine Kamera nicht nur auf den staubigen Marsboden. Der Rover fotografiert auch den Himmel. Dabei ist ihm im März 2021 diese spektakuläre Aufnahme von schillernden, „perlmuttartigen“ Wolken gelungen.

„Wenn Sie eine Wolke mit schimmernden Pastellfarben sehen, liegt das daran, dass die Wolkenteilchen alle fast gleich groß sind", erklärt Mark Lemmon, Atmosphärenforscher am Space Science Institute in im US-Bundestaat Colorado in einer Mitteilung der NASA. "Das passiert normalerweise kurz nachdem sich die Wolken gebildet haben und alle mit der gleichen Geschwindigkeit gewachsen sind.“

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Lisa Pinggera

lisa_bingernda

Von 2021 bis 2023 bei futurezone. Erzählt am liebsten Geschichten über Kryptowährungen, FinTechs und die Klimakrise. Schreibt aber über alles, was erzählenswert ist.

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