Neuer Nasenspray soll Schnupfen und Corona verhindern
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Der Partner ist verschnupft, das Kind hat Halsweh. In Zukunft könnte es möglich sein, sich selbst gegen eine grippale oder eine schwere Atemwegsinfektion mittels Nasensprays zu schützen. Der Schlüssel dabei ist, die Virenvermehrung in den Zellen zu hemmen.
Gelangen die weltweit verbreiteten Rhinoviren – die häufigsten Verursacher einer Erkältung – in den menschlichen Körper, docken sie an den Zellen an und vermehren darin ihre Erbinformation. Da die Parasiten aber keinen eigenen Stoffwechsel haben, sind sie vollkommen von ihrer Wirtszelle abhängig, um sich zu vermehren.
„Dafür benötigen sie unterschiedliche Bausteine wie Proteine, Nukleotide oder Zuckermoleküle“, sagt Guido Gualdoni vom Biotech-Unternehmen G.ST Antivirals – ein Spin-off der Medizinischen Universität Wien – der futurezone. Diese nehmen sie von den Zellen und reproduzieren sich in wenigen Stunden millionenfach. „Nachdem das ein sehr energieintensiver Prozess ist, zwingen sie die Zellen, sehr viel Zucker aufzunehmen“, ergänzt der Fachmann.
Neues Nasenspray
Jedes Jahr leiden Millionen von Menschen an einer Erkältung. Die Parasiten können aber auch schwerwiegendere Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) begünstigen. Medikamente gegen die Virenvermehrung sind nach wie vor mangelhaft.
Gualdoni will gemeinsam mit Johannes Stöckl, Mitgründer von G.ST Antivirals, die Zuckerverwertung und somit auch die Virenvermehrung mit einem Nasenspray verhindern. Darin enthalten ist eine synthetisch hergestellte Substanz namens 2-Deoxyglukose (2-DG), deren Wirkung jener von natürlicher Glukose entspricht. „Das 2-DG ist ein falscher Zucker, ähnlich dem Traubenzucker, den wir kennen“, so Gualdoni.
In der Zelle wird er nicht weiterverarbeitet. „Damit können Viren diesen energieintensiven Prozess nicht mehr durchführen und werden in der Zelle ausgehungert.“
Hoffnung bei COVID-19
Aktuell befindet sich das Nasenspray in der klinischen Phase I und wird am Wiener AKH auf seine Verträglichkeit geprüft. „Was wir als Nächstes testen wollen, ist die klinische Wirksamkeit gegen Rhinoviren“, so Gualdoni. Diese klinische Phase II soll im kommenden Jahr starten. Frühestens 2025 soll das Produkt erhältlich sein.
Die wichtigste Zielgruppe seien Gualdoni zufolge Menschen mit präexistierenden Atemwegserkrankungen. „Unser Ziel wäre aber, dass jeder Mensch das Spray anwenden kann, der sich vor einer Atemwegserkrankung schützen will“, sagt er.
Die erste Spray-Variante werde wohl präventiv eingesetzt oder wenn man in engem Kontakt mit einer Person mit einer Atemwegsinfektion, unter anderem auch Corona, ist. Denn: Es hat sich herausgestellt, dass 2-DG auch gegen andere Viren effektiv ist. Die Wirksamkeit bei COVID-19 soll zu einem späteren Zeitpunkt untersucht werden. Ebenfalls soll in einem weiteren Schritt analysiert werden, wie das Spray wirkt, wenn jemand bereits krank ist.
Langer Weg zur Entwicklung
„Die ersten Experimente zu dem Thema haben wir schon 2011/2012 im Rahmen einer Forschungskollaboration zwischen mir und Johannes Stöckl durchgeführt“, sagt Gualdoni. 2019 gründeten die beiden Forscher schließlich das Biotech-Unternehmen.
Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie zeit- aber auch ressourcenintensiv die Entwicklung medizinischer Produkte ist. Für den gesamten Entwicklungszyklus von Innovationen im Life-Science-Bereich gibt es aber Unterstützung von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
Im Rahmen der Ausschreibung „Austrian Life Sciences“ 2022 können Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie klinische Studien unterstützt werden. Die Obergrenze bei Firmenprojekten liegt bei 500.000 Euro, bei klinischen Studien bei 1.000.000 Euro. Leitprojekte werden mit maximal 4.000.000 Euro unterstützt. Das gesamte Budget beträgt 31 Millionen Euro. Einreichungen sind bis 29.12.2022 möglich.
Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
Forscher entdecken neues Hybridvirus
Forscher*innen aus Glasgow haben unlängst beobachtet, wie sich 2 Viren zu einem einzigen Hybridvirus verbunden haben. Es handelt sich um Influenza A und das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Diese Viren stammen aus 2 völlig unterschiedlichen Familien und haben sich im Hinblick auf das Genom und den äußeren Proteinen miteinander verbunden.
Laut dem Virologen und Studienautor Pablo Murcia sei diese Art von Hybridvirus noch nie zuvor beschrieben worden. Unter dem Mikroskop ähnelt es dem Fuß eines Geckos. Das RSV bilde dabei die Beine und das Influenza-A-Virus die Zehen.
Übertragung
Die Entdeckung des Hybridvirus erfolgte im Zuge eines Labor-Experiments. In diesem wollte man die Wechselwirkungen zwischen Viren während einer Infektion untersuchen. Das sollte dabei helfen, unter anderem das Verhalten von Krankheitserregern sowie die Übertragung besser zu verstehen. Getestet wurde an menschlichen Lungenzellen.
Unter anderem hat sich herausgestellt, dass Influenza A nicht nur eine größere Anzahl, sondern auch ein breiteres Spektrum an menschlichen Zellen infiziert, wenn beide Viren zusammenwirken. Das Hybridvirus breitete sich zudem auch in jenen Zellen aus, denen Influenza-Rezeptoren fehlten.
Dies könne dazu führen, dass Influenza A weiter in die Lunge dringt und schwere Infektionen verursacht. Das Experiment war allerdings auf eine Laborumgebung beschränkt.
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