© Stefanie Freynschlag

Science

Health Tech: "Big Data spielt künftig eine Schlüsselrolle"

Kuntal Baveja ist seit über 17 Jahren bei Novartis tätig. Wir haben den Country President des Pharmakonzerns im Rahmen des futurezone Awards interviewt.

Überwachungsgeräte für Vitalparameter, Hightech-Operationssäle, elektronische Implantate: Die Liste der technischen Neuerungen, die in der medizinischen Praxis Anwendung finden, ist lang und wird immer länger. Auch in der Pflege und der Forschung wächst die Vielfalt hochkomplexer technischer Verfahren und Systeme rasant.

Kuntal Baveja, Country President von Novartis Austria, erklärt im futurezone-Interview, wo sich die Gesundheitsbranche hinbewegt.

futurezone: Wie haben Digitalisierung und neue Technologien die Gesundheitsbranche in den vergangenen Jahren verändert?
Kuntal Baveja: Stark. An erster Stelle sind hier neben der elektronischen Gesundheitsakte, Telemedizin, und individuellen Gesundheits-Apps auch Big Data und Künstliche Intelligenz sowie Robotik und Online-Monitoring zu nennen. Diese Veränderungen haben die Gesundheitsbranche insgesamt effizienter und patientenzentrierter gemacht.

Welche konkreten Initiativen verfolgt Novartis im Bereich Health Tech? 
Ein Beispiel ist unser Projekt „data24“. Hier nutzen wir Big Data aus allen unseren bisherigen Studien, um diese zu analysieren und nach neuen Mustern zu durchsuchen.

Wo wir schon bei Big Data sind: Welche Rolle wird sie in der Branche künftig spielen?
Big Data spielt künftig eine Schlüsselrolle. Sie macht die Gesundheitsversorgung effektiver und patientenorientierter. Der „Health Data Space in Österreich“-Report von 2021 bestätigt, dass Digitalisierung und Sekundärdaten wichtig für Prävention, Diagnosestellung und Früherkennung von Risikofaktoren sind. Erkrankungen lassen sich also verhindern oder besser behandeln und tiefer verstehen. Das datengestützte Erkennen von Auffälligkeiten im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen macht es beispielsweise möglich, eine Therapie früher einzuleiten oder anzupassen. Das sorgt für mehr Lebensqualität. Datenbasierte Interventionen ergänzen aber optimalerweise das Wissen von Ärzten.

Auch wenn Ärzt*innen von technischem Fortschritt profitieren: Nicht immer wird eine Neuerung auch gut angenommen. 

Auch bei der Personalisierung eröffnet Big Data neue Möglichkeiten. Welchen Stellenwert hat sie in Novartis' Health-Tech-Strategie?
Wir haben hier den Anspruch, Wegbereiter zu sein. Die Personalisierung der Medizin ist ein zentraler Bestandteil unserer Forschungs- und Entwicklungsstrategie. Durch die Analyse umfangreicher Gesundheitsdaten lassen sich personalisierte Therapieansätze entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse und genetischen Merkmale der Patienten zugeschnitten sind. Das gilt für die Identifizierung von Biomarkern und effizientere Arzneimittelentwicklung ebenso wie für die personalisierte Patientenversorgung.

In dem Zusammenhang sind auch Datenschutz und Sicherheit wichtig. Wie können diese sichergestellt werden?  
Es ist essenziell, Datenschutz und Sicherheit im Bereich Health Tech zu garantieren. Nur so lassen sich das Vertrauen der Patienten gewinnen bzw. sichern und gesetzliche Vorschriften einhalten. Um Datenschutz und Sicherheit zu gewährleisten, sollten Maßnahmen wie etwa starke Verschlüsselung, Zugriffskontrollen, Schulungen und Sicherheitsaudits, in Betracht gezogen werden.

Wie steht es um die Akzeptanz von Health Tech bei Patient*innen, Ärzt*innen und Pflegekräften? Gibt es Bedenken?
Teilweise schon. Viele Patienten sind offen für solche Technologien, haben allerdings Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Zuverlässigkeit. Auch Ärzte sind oft noch vorsichtig, obwohl sie den grundsätzlichen Nutzen für Diagnose und Behandlung sehen. Pflegekräfte könnten von Effizienzgewinnen profitieren, haben jedoch Bedenken bezüglich Eingewöhnung und Arbeitsbelastung. Diese Bedenken müssen für eine nachhaltige Akzeptanz unbedingt ernst genommen werden. Sorgfältige Schulung und klare Kommunikation über Nutzen und Sicherheit sind hier unabdingbar.

Wie kann sichergestellt werden, dass Innovationen für eine breite Bevölkerung zugänglich und erschwinglich sind?
Es bedarf Anstrengungen von Regierungen, Industrie und Gesundheitseinrichtungen auf nationaler und globaler Ebene. Diese Zusammenarbeit sollte auch großflächige Schulung, solide Finanzierung und soziale Integration umfassen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Technologien für alle, unabhängig von ihrem Einkommen oder ihrer geografischen Lage, zugänglich und erschwinglich sind.

Wie wird die Gesundheitsbranche in 50 Jahren aussehen?
Das ist eine äußerst spekulative Frage. Schließlich hängt die Zukunft des Gesundheitswesens von vielen Faktoren ab. Fakt ist, dass medizinische Wissenschaft und pharmazeutische Innovation noch nie da gewesene Fortschritte machen. So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche neuartige Behandlungen zugelassen. Darunter RNA-Therapien, Zell- und Gentherapien sowie Radioligandentherapien. Sie bieten gezielte Therapieansätze für schwere Erkrankungen, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Mit der breiten Anwendung dieser Durchbrüche auf die häufigsten Todesursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs wird sich die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessern und die Krankheitslast für Gesellschaften in aller Welt verringern. Ich rechne damit, dass dieser Trend weiter anhält.  

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Novartis.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Lisa Pinggera

lisa_bingernda

Von 2021 bis 2023 bei futurezone. Erzählt am liebsten Geschichten über Kryptowährungen, FinTechs und die Klimakrise. Schreibt aber über alles, was erzählenswert ist.

mehr lesen
Lisa Pinggera

Kommentare