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© APA/AFP/POOL/ULRICH PERREY / ULRICH PERREY

Science

Ob Corona-Medikament Remdesivir hilft, bleibt völlig umstritten

Hilft das Medikament Remdesivir bei der Behandlung von schwer erkrankten Corona-Patienten? Nein, sagt eine in China durchgeführte klinische Studie, die bereits vor wenigen Tagen durchgesickert war und am Mittwoch schließlich im Wissenschaftsjournal The Lancet publiziert wurde. Die Studienautoren kommen dabei zum Schluss, dass der Einsatz von Remdesivir die Gesundung schwer Erkrankter in keinster Weise begünstigte.

Ernüchternde Ergebnisse

237 Patienten hatten an der Studie teilgenommen. Von diesen wurden 158 Patienten Remdesivir verabreicht, 79 bekamen ein Placebo. Die Wirkung war im Vergleich zur Kontrollgruppe mit der Placebo-Verabreichung praktisch null. Lediglich bei Patienten, die das Medikament innerhalb der ersten zehn Tage ihrer Erkrankung verabreicht bekamen, habe man eine schnellere Entlassung aus dem Krankenhaus feststellen können. Die Ergebnisse seien statistisch aber nicht wirklich relevant gewesen.

Das große Manko an der chinesischen Studie ist, dass diese aufgrund der gesunkenen Infektionszahlen nach nur etwas mehr als einem Monat abgebrochen werden musste.

Medikamentenhersteller hält dagegen

Der US-Pharmakonzern Gilead, der schon unmittelbar nach Bekanntgabe erster negativer Ergebnisse der chinesischen Studie vor voreiligen Schlüssen warnte, ging am Mittwoch praktisch zeitgleich mit der Lancet-Veröffentlichung in die mediale Offensive. Es gebe positive Hinweise, dass Remdesivir bei der Behandlung von Corona-Symptomen helfen, teilte der US-Konzern mit Hinweis auf zwei weitere klinische Studien mit.

Diese sind vom Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) unter der Leitung von Anthony Fauci gestartet worden und könnten dafür sorgen, dass das auch gegen Ebola, Marburg-Fieber, MERS-Cov und SARS eingesetzte Medikament zumindest in den USA bald zur Behandlung zugelassen wird. Gilead zufolge sollten dabei auch Patienten mit schweren Krankheitsverläufen profitiert haben, die das Medikament früh eingenommen hatten.

Remdesivir zählt zu den größten medikamentösen Hoffnungsträgern im Kampf gegen Covid-19. Die getestete Wirksubstanz entfaltet beim Virus ihren Effekt, indem sie bei der Virusreproduktion in Zellen als falscher Baustein der neu entstehenden Erbsubstanz eingebaut wird und so zum Abriss der Synthese der RNA für neue Viren führt.

Börse über positive Meldung erfreut

An der Börse wurden die von Gilead veröffentlichten positiven Nachrichten sowie erste Andeutungen durch US-Präsident Donald Trump sowie dessen Berater Fauci wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der Dow Jones stieg bis zum frühen Mittwochabend um 2,7 Prozent auf 24.754 Punkte, der technologielastige Nasdaq gewann 3,4 Prozent  auf 8.831 Punkte zu.

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