ÖAW-Budget steigt um 28 Prozent
Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat ihre Leistungsvereinbarung (LV) für die Jahre 2024-2026 mit dem Bildungsministerium abgeschlossen. In diesem Zeitraum erhält die Akademie 529,2 Mio. Euro, das ist eine Steigerung von 117 Mio. Euro bzw. 28 Prozent gegenüber der vorhergehenden Förderperiode, erklärte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) bei der Unterzeichnung der Vereinbarung gegenüber der APA. Für ÖAW-Präsident Heinz Faßmann ist dies eine "respektable Steigerung".
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Kampf gegen Wissenschaftsskepsis
Für Polaschek spiegelt die Leistungsvereinbarung "die Bedeutung der ÖAW wider". Inhaltliche Vorgaben seitens des Ressorts an die Akademie gebe es keine, es gehe um "Forschung im Exzellenzbereich". Ihm sei aber wichtig, dass die ÖAW Maßnahmen zum Kampf gegen die Wissenschaftsskepsis weiterführe und die - bereits in der letzten Leistungsvereinbarung fixierte - Antisemitismusforschung an der ÖAW "nun wirklich in die Gänge kommt, weil nicht zuletzt die jüngsten Ereignisse nach dem Überfall der Hamas auch gezeigt haben, dass wir hier mehr Wissen brauchen".
Allen, die angesichts des Budgetplus sagen, die Akademie schwimme in Geld, entgegnet Faßmann, "dass wir das brauchen, um das, was die Inflation mit sich gebracht hat, abzudecken". Er verweist etwa auf eine "großzügige Lohnsteigerung" in Höhe von 9,15 Prozent, die man im Herbst vereinbart habe, und die weiterhin hohe Inflation bei Mieten, Energie und sonstigen Betriebskosten.
Für den Sektor insgesamt, speziell die elf im Forschungsfinanzierungsgesetz (Fofinag) genannten Forschungs- und Fördereinrichtungen, für die in den Jahren 2024-2026 insgesamt 5 Mrd. Euro zur Verfügung stehen, sieht Faßmann nicht die angesichts der Inflation notwendige deutliche Steigerung. Es gebe bei diesen zu verschiedenen Ministerien ressortierenden Institutionen nicht überall die gleiche Dynamik bei den Budgetzuwächsen, "was ich für den Sektor bedauerlich halte". Von der Bedeutung von Wissenschaft und Forschung als Lokomotive des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts werde meist am Sonntag gesprochen "und am Montag hat man darauf teilweise vergessen. Das ist kein Vorwurf, ich kenne politische Realitäten, aber man muss es dennoch konstatieren". Polaschek sieht dagegen die Forschung als "wirklichen Gewinner des Budgets".
Luft für neue Projekte
Die Akademie kann mit dem neuen Budget jedenfalls "die Projekte, die wir begonnen haben, gut weiterführen, und wir haben Luft für das eine oder andere Neue", so der ÖAW-Präsident. Mit in der vorigen LV-Periode gestarteten Initiativen wie der Antisemitismusforschung oder dem Cori-Institut für Metabolismusforschung in Graz komme man nun "in die Ebene, wir müssen sie realisieren". Die Antisemitismusforschung sei bereits institutionalisiert und das Cori-Institut werde in eine gut funktionierende Grazer Universitätslandschaft eingebettet - "das wird ein Leuchtturmprojekt im Südosten Österreichs".
Mit der neuen Leistungsvereinbarung wird auch die Adaptierung des neuen ÖAW-Standorts in der alten Postsparkasse (PSK) und die Übersiedlung dorthin abgeschlossen. Bis auf das Institut für Hochenergiephysik, für das anspruchsvolle Infrastruktur geschaffen werde, seien bereits alle Institute übersiedelt, aus dem kleinen Kassensaal werde ein Lesesaal, die drei Tresorgeschoße werden umgewandelt in eine Bibliothek. Faßmann erwartet sich an dem Standort "interessante Synergieeffekte", etwa wenn sich die zunehmend naturwissenschaftliche Archäologie unter einem Dach mit der Physik befinde.
Platz für neue Fragestellungen
Zurückhaltend ist Faßmann noch bei der Frage, welche neuen Themen die Akademie aufgreifen werde. "Wir versuchen systemisch zu wirken und mit den Universitäten zusammen forschungsstarken Professorinnen und Professoren zusätzliche Forschungsmöglichkeiten durch die Akademie zu ermöglichen." Dabei würden natürlich neue Themen auftauchen, Künstliche Intelligenz (KI) etwa, "auf die auch wir reagieren müssen - aber da will ich nicht vorweggreifen". Für das Aufgreifen neuer Fragestellungen müsse man auch Platz machen, etwa durch das Auslaufenlassen von Forschungsfragen oder das Zusammenlegen von Institutionen, auch um den Effekt der Größe auszunutzen. Aber auch hier lässt sich Faßmann noch nicht in die Karten blicken. Dies sei "ein immanenter, dauerhafter Auftrag an die Akademie".
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Weitere neue Akzente zusätzlich zu bereits bestehenden Initiativen in diesem Bereich will die Akademie im Bereich Wissenschaftskommunikation setzen. "Wir müssen uns erklären und den Menschen klar machen, wozu Wissenschaft und Forschung gut sind. Das ist eine Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber", so Faßmann. Ansetzen will man hier bei Jugendlichen ab zehn Jahren. Ältere mit einem gefestigten Weltbild seien viel schwieriger zu erreichen, "aber Kinder im Pflichtschulalter sind noch gut erreichbar". Aktivitäten in diesem Bereich würden derzeit vorbereitet, wobei Faßmann eine Verknüpfung mit den Lehrplänen sehr wichtig erscheint. So soll Lehrerinnen und Lehrern qualitätsgesichertes Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt werden.
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