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Science

Ozonloch über Nordpol sorgt für abnormales Wetter

Hat das Ozonloch Auswirkungen auf das Wetter und seine Anomalien? Bisher gab es dazu widersprüchliche Aussagen. Forschende an der ETH Zürich haben dazu jetzt eine aktuelle Untersuchung veröffentlicht, die auf neuen Simulationen basiert.

Marina Friedel und Gabriel Chiodo von der ETH Zürich haben in Zusammenarbeit mit Forschenden der Universität Princeton versucht, einen möglichen ursächlichen Zusammenhang aufzudecken. Dazu haben sie Simulationen auf Basis von zwei unterschiedlichen Klimamodellen erstellt, in die Ozonabbau einfloss.

Der Unterschied zu den bisherigen Forschungen: Die meisten Klimamodelle berücksichtigen nur physikalische Faktoren, nicht aber Variationen des Ozongehalts der Stratosphäre, heißt es in einer Aussendung der ETH Zürich. Der Grund dafür ist, dass die Berücksichtigung der Daten enorme Rechenkapazitäten fressen würde.

Ozonzerstörung für verrücktes Wetter verantwortlich

Wenn man diese Faktoren aber berücksichtigt, kann nachgewiesen werden, dass die Ursache für die in den Jahren 2011 und 2020 beobachteten Wetteranomalien auf der Nordhalbkugel mehrheitlich auf die Ozonzerstörung über der Arktis zurückzuführen ist. „Aus wissenschaftlicher Sicht hat uns am meisten überrascht, dass die Modelle, die wir für die Simulationen verwendet haben, grundverschieden sind, aber ein ähnliches Resultat ergaben“, sagt Chiodo vom Institut für Atmosphäre und Klima.

Doch woran liegt es nun, dass das Wetter auf der Nordhalbkugel deshalb verrücktspielt? Der Ozonabbau in der Stratosphäre findet nur dann statt, wenn die Temperaturen in der Arktis sehr tief sind und es kalt genug ist, um Polarwirbel 30 bis 50 Kilometer über dem Erdboden zu haben. Normalerweise absorbiert Ozon die von der Sonne abgegebene UV-Strahlung und erwärmt dadurch die Stratosphäre, sodass die Polarwirbel im Frühjahr zerfallen können.

Wenn weniger Ozon vorhanden ist, wird der Wirbel aber stärker, und die Stratosphäre kühlt ab. „Ozon trägt also wesentlich dazu bei, dass sich die Temperatur und die Zirkulation rund um den Nordpol verändern“, heißt es.

Wozu die Erkenntnisse nützlich sind

Durch die neuen Erkenntnisse können bessere, saisonale Wetter- und Klimaprognosen erstellt werden, weil sich Wärme- und Temperaturänderungen besser vorhersagen lassen. Das sei vor allem für die Landwirtschaft wichtig, so Chiodo.

Auch Veränderungen in der Ozonschicht gehören weiter beobachtet. Ozonzerstörende Substanzen wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sind zwar seit 1989 verboten, bleiben aber noch 50 bis 100 Jahre in der Atmosphäre. „Die FCKW-Konzentration sinkt stetig, und damit stellt sich die Frage, wie schnell sich die Ozonschicht erholt und wie sich dies auf das Klimasystem auswirkt“, so die Klimaforscherin Friedel.

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