Satellitenbild von zerstörten Gebäuden in Moulay Brahim, Marokko. 

Satellitenbild von zerstörten Gebäuden in Moulay Brahim, Marokko. 

© via REUTERS/MAXAR TECHNOLOGIES

Science

Satellit findet Auslöser von Erdbeben in Marokko

Vergangenen Freitag erschütterte ein starkes Erdbeben der Stufe 6,8 Marokko. Weltweit sind Geolog*innen nun auf der Suche nach der genauen Ursache für die verheerende Naturkatastrophe. Entscheidende Hinweise liefert jetzt ein kleiner Satellit, wie die New York Times (Paywall) berichtet.

Sentinel-1a, ein Satellit der Europäischen Weltraumagentur (ESA), kartiert in rund 700 Kilometern Höhe die Oberfläche der Erde. Er misst mithilfe von Radar winzige Verschiebungen des Bodens - ein Verfahren, das als "InSAR" bekannt ist. InSAR ermöglicht es den Wissenschaftler*innen, Daten vor und nach einem Beben zu vergleichen, um die Bewegung des Bodens auf den Millimeter genau zu bestimmen.

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Uralte tektonische Verwerfung schuld

Mithilfe der InSAR-Daten fanden Judith Hubbard und Kyle Bradley, Geolog*innen an der Cornell University, heraus: Die sogenannte Tizi-n'Test-Verwerfung könnte für das verheerende Erdbeben verantwortlich sein. Dabei handelt es sich um eine 300 Kilometer lange Stelle im Gestein des Atlas-Gebirges, an der 2 Erdkrustenteile gegeneinander versetzt sind.

Die Tizi-n'Test-Verwerfung ist hunderte Millionen Jahre alt und "war zu verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit aktiv", erklärt Hubbard. Entlang der Verwerfung verschoben sich die Platten, als sich der Superkontinent Pangäa vor etwa 300 Millionen Jahren zusammensetzte, und dann wieder, als er auseinanderbrach und die heutigen Kontinente entstanden. Seither war es um die Tizi-n'Test-Verwerfung aber ruhig. 

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Reaktivierung am Freitagabend in Marokko

Unter bestimmte Bedingungen kann eine so alte Verwerfung aber wieder aufbrechen und seismisch aktiv werden - ein Phänomen, das als Reaktivierung bezeichnet wird. Genau dies dürfte sich am Freitagabend in Marokko zugetragen haben. 

Da die Tizi-n'Test-Verwerfung allerdings sehr tief unter der Erde liegt, genauer gesagt 17,7 Kilometer, ist sie für die Wissenschaftler*innen nur schwer zu untersuchen. "Es ist viel komplizierter, herauszufinden, was genau bei einer Verwerfung passiert, wenn wir sie nicht sehen und anfassen können", erklärt Geologin Wendy Bohon der New York Times.

Künftig sollen noch mehr Satelliten die Komplexität solcher Verwerfungen untersuchen - etwa das Projekt NISAR, eine Mission der NASA und der indischen Weltraumagentur. Die Behörden bringen 2024 einen weiteren Satelliten ins All, der tektonische Verschiebungen untersucht. 

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