© NASA/Solar Dynamics Observatory

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"Kannibalistischer" Plasma-Auswurf der Sonne traf die Erde

Die Erde wurde am Dienstag von einem besonderen geomagnetischen Sturm getroffen. Mehrere koronale Masseauswürfe verbanden sich dabei zu einem „kannibalistischen“ Sonnensturm. Das passiert, wenn ein Sonnensturm von einem zweiten, schnelleren, Sonnensturm eingeholt wird.

Der erste koronale Masseauswurf vom Sonnenfleck AR3370 aus fand am 14. Juli statt. Dabei handelte es sich um eine „Dunkle Eruption“, also um einen Auswurf von ungewöhnlich kühlem Plasma. Das erscheint dunkel im Vergleich zur sehr heißen Sonne.

Wenn ein schnellerer Sonnensturm auf einen ersten folgt, wird dieser verschluckt und es entsteht ein "Kannibale"

Der zweite Auswurf folgte am 15. Juli vom deutlich größeren Sonnenfleck AR3363. Laut dem Zentrum für Weltraumwetter des National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) wird dieser Sonnensturm den ersten schlucken und am heutigen 18. Juli die Erde treffen (hier). Beide Sonnenstürme wurden nur als mittelstark (C-Klasse) eingestuft. Kombiniert dürften sie aber in den moderaten Bereich der stärksten Kategorie, G1 oder G2, fallen.

G-Klasse-Sturm kann Stromnetz stören

Trifft ein G1-Sonnensturm die Erde, könnte er für leichte Störungen des Stromnetzes und von Satelliten sorgen. Ein G2-Klasse-Sturm könnte ebenfalls für Störungen des Stromnetzes und kaputte Transformatoren sorgen. Die Bodenstationen für die Steuerung von Satelliten könnte eingreifen müssen, sollten die Satelliten die Orientierung verlieren. Zudem könnte sich der Orbit der Satelliten verändern. Funkverbindungen könnten in hohen Breitengraden gestört sein und Polarlichter können bis in tiefere Breitengrade sichtbar sein.

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Die NOAA-Klassifizierung geht bis G5, wobei letztere extreme Folgen hätte wie Blackouts, außer Gefecht gesetzte Satelliten, Unterbrechung des Funkkontakts und ein GPS-Ausfall. Das Carrington Event von 1859 war ein solcher G5-Sturm und der stärkste seit Beginn der Aufzeichnungen. Damals waren die Auswirkungen gering, heute wären sie katastrophal.

Sonne steuert schneller auf ihr Maximum zu

Eigentlich sind kannibalistische Sonnenstürme selten, da die Auswürfe in der richtigen Geschwindigkeit und in dieselbe Richtung nacheinander stattfinden müssen. Da die Sonne aber derzeit schnell auf ein Maximum zusteuert, steigt die Wahrscheinlichkeit für solche Events an.

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Einige Expert*innen rechnen bereits Ende des Jahres mit dem Solaren Maximum und nicht wie ursprünglich gedacht 2025. Im Juni wurden 163 Sonnenflecken gemessen, die höchste Zahl seit über 20 Jahren. Bis zum Maximum könnte die Zahl auf über 200 steigen. Damit steigt auch die Gefahr für Sonnenstürme an.

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