© NASA - B. Stafford

Science

SpaceX bringt den ersten ESA-Astronauten zur ISS

Jahrelang flogen ESA-Astronauten mit der russischen Sojus-Rakete zur ISS. Nun konnte sich die Europäische Raumfahrtagentur einen Platz im neuen Crew-Dragon-Raumschiff von SpaceX sichern.

SpaceX brachte damit 2020 bei einem Testflug zur ISS die bemannte Raumfahrt zurück in die USA. Ende des Jahres flogen dann 4 Astronauten damit für ihre Mission zur Internationalen Raumstation. 

Für die „Alpha“-Mission, benannt nach dem Sternensystem Alpha Centauri, wird nun der Franzose Thomas Pesquet als erster ESA-Astronaut in einem SpaceX-Raumschiff Platz nehmen.

Corona-Forschung

Auf der ISS wird er über 100 verschiedene Experimente durchführen und somit seine 6 Monate dort besonders aktiv gestalten. Bei einem Pressegespräch verriet er der futurezone, dass er sich vor allem auf 3 medizinische Forschungsprojekte freut – obwohl er selbst „nichts über Medizin weiß“. Diese Projekte sind zwar nicht neu, werden aber fortgeführt.

Ein Experiment umfasst das Züchten von Proteinkristallen. Dabei lernen Wissenschaftler mehr über deren Struktur und können langfristig bessere Medizin herstellen. In der Schwerelosigkeit werden sie größer als auf der Erde. Die Analyse dieser Kristalle soll unter anderem bei der Forschung am COVID-19-Medikament Remdesivir helfen.

Kaltes Plasma wird auf der ISS getestet

Auch ein Experiment mit kaltem Plasma soll weitergeführt werden, unter anderem um damit Wunden zu behandeln. Das kalte Plasma kann 20 Millionen Bakterien in 30 Sekunden abtöten, die gegen Antibiotika resistent sind. Menschliches Gewebe wird dabei nicht beschädigt.

Mini-Gehirne

Das dritte Experiment dreht sich um Mini-Gehirne. Sie werden aus Stammzellen gezüchtet und sind sogenannte Gehirn-Organoide. An ihnen werden die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Entwicklung des Gehirns erforscht. Das ist insbesondere für zukünftige Weltraum-Missionen interessant, in denen Astronaut*innen längere Zeit ohne Gravitation leben.

Crew Dragon "bequemer" als Sojus

Obwohl er noch nicht mit der Crew Dragon geflogen ist, konnte Pesquet der futurezone schon erste Unterschiede zur russischen Sojus-Rakete nennen, mit der er 2016 von Kasachstan aus zu seiner ersten Mission antrat. „Wir wechseln zu einer vollständig neuen, State-of-the-Art-Technologie. Alles ist noch brandneu und glänzt. Die Crew Dragon ist bequemer, ich kann jetzt meine Beine ausstrecken - allein dafür bin ich SpaceX dankbar.“ Ein so gutes System in so kurzer Zeit zu entwickeln spreche Bände über die Expertise des Unternehmens.

Sojus lobte Pesquet allerdings als besonders verlässlich: "Sie hat Hunderte Starts ohne Probleme durchgeführt". Sie sei der Grund, warum die ISS so lange am Laufen gehalten wurde. Das Training für die Crew Dragon habe sich nicht wesentlich von jenem für die Sojus-Mission unterschieden, abgesehen von der Herausforderung durch die Corona-Krise. Von Start zu Landung und möglichen Katastrophen habe er alles so häufig in Kalifornien, Houston (Texas) und Cape Canaveral (Florida) trainiert, dass es beim eigentlichen Flug keine Überraschungen mehr geben sollte. Zumindest habe es für die neue Mission einen Ortswechsel von der Wüste in Kasachstan zu einer tropischeren Umgebung gegeben.

Start am 22. April

Pesquet wird am 22. April zur ISS fliegen. Starten wird die "Crew-2"-Mission im US-Bundesstaat Florida mit einer Falcon-9-Rakete. Mit an Bord sind die NASA-Astronaut*innen Megan McArthur und Shane Kimbrough sowie der Japaner Akihiko Hoshide (JAXA).

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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