Start-up will Fabriken im Erdorbit bauen
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Das US-Start-up ThinkOrbital hat große Pläne. Es möchte eine Plattform im Erdorbit bauen, auf der in Zukunft Produkte wie Halbleiter hergestellt oder Weltraumschrott recycelt werden könnten.
Das Unternehmen beschreibt seine ThinkPlatform als "frei fliegende" Raumstation. Sie könne entweder als Teil einer größeren Station betrieben werden oder sogar an ein Raumschiff wie das Starship des privaten Weltraumunternehmens SpaceX andocken, erklärt Lee Rosen, Mitgründer von ThinkOrbital, in einem Interview mit SpaceNews.
Raketentreibstoff aus Weltraumschrott
Laut Rosen könne die ThinkPlatform für die Fertigung von Halbleitern, Glasfasern oder gar pharmazeutischen Produkten verwendet werden - sowohl für öffentliche als auch für private Kunden. Aber auch kleinere Satelliten sollen die Plattform künftig als Basis nutzen, um beispielsweise Weltraumschott aus der Erdumlaufbahn aufzusammeln und ihn dann zu recyclen. "Wir könnten den Schrott dort verarbeiten und beispielsweise Aluminium in Aluminiumpulver umwandeln. Das könnte dann als Treibstoff für Raumfahrzeuge verwendet werden", erklärt Rosen.
Der Zusammenbau der ThinkPlatform könne laut dem Start-up direkt im Erdorbit stattfinden. Das Know-how hierfür existiere bereits. "Die gute Nachricht ist, dass wir die Physik nicht verbiegen müssen, um das zu realisieren", erklärt der Mitgründer. "Das Elektronenstrahlschweißen im Weltraum wurde von den Sowjets in den 80er Jahren demonstriert. Wir wissen also, dass es funktioniert." Allerdings müsse man die Prozesse erst automatisieren, so Rosen.
NASA zeigt sich unbeeindruckt
Die NASA ist von der Idee von ThinkOrbital, so scheint es, unbeeindruckt. Im vergangenen Jahr lehnte die US-Raumfahrtbehörde die Raumstation des Start-ups ab. Stattdessen betraute sie die Unternehmen Blue Origin, Nanoracks und Northrop Grumman mit der Entwicklung weiterer Raumstationen im Erdorbit. 415,6 Millionen US-Dollar erhielten die Firmen dafür. ThinkOrbital wurde hingegen nur eine Förderung in Höhe von 260.000 Dollar von der US-amerikanischen Space Force zugesprochen.
Die Internationale Raumstation (ISS) wird im Jahr 2030 eingestellt. Private Raumfahrtunternehmen hoffen daher, mit ihren Projekten in die Fußstapfen der ISS treten zu können und bieten sich zunehmend als kommerzielle Partner von öffentlichen Raumfahrtbehörden an.
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