Eine Frau, die vor einer Tageslichtlampe sitzt

Symbolbild Lichttherapie 

© Getty Images / Rocky89/istockphoto

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Das bringen Tageslichtlampen wirklich: Was eine Ärztin rät

Dunkelheit beim Aufstehen, Dunkelheit beim Heimkommen: Wenn die Sonne zum seltenen Spektakel wird, kann sich das auch negativ auf unsere Psyche auswirken. Und das sogar so stark, dass manche Personen eine Winterdepression entwickeln.

Als Mittel dagegen wird empfohlen, eine Tageslichtlampe zu verwenden. Doch was bringt das wirklich? Die futurezone hat dafür mit Edda Winkler-Pjrek, der Leiterin der Ambulanz für Herbst-Winter-Depression des AKH Wien, gesprochen.

Was ist Winterdepression 

“Oft denkt man, eine Winterdepression ist eine leichtere Ausprägung der Depression. Sie kann aber leicht, mittel oder schwer sein”, erklärt Winkler-Pjrek. In der Ausprägung ähnelt eine saisonale Depression (SAD) also einer nicht saisonalen. Anzeichen sind Müdigkeit, Konzentrationsschwankungen oder Traurigkeit. “Ein Unterschied zur nicht saisonalen Depression ist, dass der Appetit bei etwa 2 Drittel der Winterdepressionspatienten zunimmt”, sagt Winkler-Pjrek. 

Um eine Winterdepression klassifizieren zu können, müssen sich die Personen auch ohne Medikamente im Sommer gesund fühlen. Bis zu 3 Prozent der Österreicher leiden an einer Winterdepression und häufig setzen die Symptome im November ein - oft mit der Zeitumstellung, weil es dann eine Stunde früher dunkel ist. Die Symptome klingen dann aber auch ohne Behandlung meist im März wieder ab.

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Hilfe in Krisensituationen

Unter 142 ist der Notrufdienst der Telefonseelsorge für Menschen in Belastungssituationen rund um die Uhr erreichbar, ebenso wie Rat auf Draht unter 147. Die BÖP-Helpline bietet von Montag bis Donnerstag (9 bis 13 Uhr) unter 01/504 8000 Beratung an, die Ö3-Kummernummer von Montag bis Sonntag (16 bis 24 Uhr) unter 116.

Der Lichtmangel als Problem 

Eine saisonale Depression kann auch in südlichen Ländern auftreten, wobei diese eher auf die Auswirkungen der Hitze zurückzuführen sind. Bei der Winterdepression ist der wesentliche Auslöser aber der Lichtmangel. Dieser kann dazu führen, dass der Botenstoff Serotonin - der auch als Glückshormon bezeichnet wird - abnimmt. 

Gleichzeitig führt der Mangel an Licht dazu, dass im Gehirn auch unter Tags mehr Melatonin produziert - das macht uns müde. “Im Blutbild von Patienten mit Winterdepression sieht man, dass der Melatoninspiegel häufig zu hoch ist”, so Winkler-Pjrek. 

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Die Lichttherapie als eine Lösung 

“Die Lichttherapie ist kein Hokuspokus. Es gibt eine wissenschaftliche Erklärung, warum es Menschen dadurch besser geht”, stellt Winkler-Pjrek fest. Wenn das Licht auf die Netzhaut trifft, gelangt es über eine Nervenverbindung in das Zwischenhirn. Dort werden Melatonin und Serotonin produziert und ausgeschüttet. Nutzt man die Tageslichtlampe, sorgt das dafür, dass die Melatoninproduktion gestoppt wird und mehr Serotonin produziert werden kann. 

Vereinfacht gesagt wird mit den Tageslichtlampen das Tageslicht simuliert. Dieses hat eine Wirkung auf unseren zirkadianen Rhythmus, die sogenannte Innere Uhr. Der schädliche Anteil dieses Lichtes, also die krebsfördernde UV-A-Strahlung, wird herausgefiltert. Deshalb wird man auch nicht braun und muss seine Augen nicht schützen, wie beispielsweise im Solarium. Den Vitamin-D-Spiegel kann man damit auch nicht erhöhen. Vitamin D hat laut der Expertin aber auch keinen antidepressiven Effekt.   

“Wenn es sich um eine leichtere Depression handelt und Menschen auf Medikamente verzichten wollen, ist die Lichttherapie eine gute Option. Wir haben auch in einer Studie gesehen, dass die Hälfte der Winterdepressionspatienten nur mit Lichttherapie auskommen und keine Medikamente brauchen”, erklärt die Expertin.

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Wie man die Lichttherapie anwendet 

Damit die Lichttherapie den größten Effekt hat, sollte man täglich in den Morgenstunden oder am Vormittag mindestens 30 Minuten vor der Lampe sitzen und hin und wieder in das Licht schauen. Denn gegen Nachmittag bzw. abends soll die Melaninproduktion wieder starten, damit man in der Nacht gut schlafen kann. 

“Bedenken in Bezug auf die Tageslichtlampen gibt es keine. Außer man hat eine Vorerkrankung, wie Grünen oder Grauen Star. Dann sollte man die geplante Lichttherapie mit dem Augenarzt vorbesprechen", betont die Psychiaterin. 

Wie man die richtige Lampe findet

Wichtig ist, dass die Lampe eine Lichtstärke von mindestens 10.000 Lux in einer Entfernung von 50 bis 80 Zentimetern hat. “Der Schmäh der Hersteller ist, dass viele zwar 10.000 Lux angegeben - dieser Wert wurde dann aber bei einer Entfernung von nur 10 Zentimetern gemessen”, betont die Expertin für Winterdepression. 

So nah vor der Lampe zu sitzen, empfinden wahrscheinlich viele Menschen als unangenehm und nicht besonders praktikabel. Damit die Lichttherapie funktioniert, muss man sie aber täglich in den Wintermonaten anwenden. Genau das ist für Menschen mit Depressionen aber schwer. Sitzt man weiter davon entfernt und kann dabei etwas anderes tun, sei die Lichttherapie wesentlich leichter umzusetzen. 

Außerdem sollte die Lampe weißes Licht mit leichtem Blauanteil haben. “Dieses Licht ist vergleichbar mit jenem, das man sieht, wenn die Sonne im Sommer zu Mittag scheint. Und in Studien hat sich gezeigt, dass es den größten Effekt hat”, so Winkler-Pjrek. Gute Lampen sind nicht gerade preiswert und kosten um die 400 Euro. Es können aber auch schwächere Lampen laut der Expertin helfen. Wichtig sei hier, dass man näher an der Lampe sitzt und sie länger verwendet, zum Beispiel während des Arbeitens.

Eine Auswahl an Tageslichtlampen

Für diesen Artikel haben wir günstigere Tageslichtlampen herausgesucht. Diese muss man meist länger verwenden, da die angegebene Lux-Anzahl oft in einer Entfernung von 10 Zentimetern gemessen wurde. Wer eine wirklich gute Tageslichtlampe kaufen möchte, muss meist tiefer in die Taschen greifen. Zu den beliebteren Tageslichtlampen gehören: 

Steh-Tageslichtlampe von Mojimdo

Beurer TL 35 

Comfytemp Tageslichtlampe

Was noch helfen kann

“Ein Nahrungsergänzungsmittel, das per se einen antidepressiven Effekt hat, sind Omega-3-Fettsäuren”, sagt Winkler-Pjrek. Das liege daran, dass sie einen antientzündlichen Effekt haben. Entzündungen im Körper können wiederum Depressionen begünstigen. 

Da Zucker ebenfalls zu Entzündungen führen kann, empfiehlt sie, die sommerliche Küche im Winter möglichst beizubehalten. Will man das Risiko für Winterdepression reduzieren, könne eine Ernährung mit viel Gemüse und Fisch sowie wenig Zucker und Kohlenhydraten helfen. Und auch Sport oder Eisbaden helfe vielen Personen mit Winterdepression. 

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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